3. August: Aktionstag gegen Feminizid

Die ezidische Frauenbewegung TAJÊ ruft gemeinsam mit zahlreichen Unterstützerinnen dazu auf, den 3. August durch gemeinsame Organisierung zum internationalen Kampftag gegen Feminizid zu machen.

Am 3. August 2018 jährt sich der genozidale Angriff des sogenannten Islamischen Staats (IS) gegen ezidische Kurd*innen im nordirakischen Şengal zum vierten Mal. Die am 3. August 2014 begonnenen Angriffe und Massaker führten nicht nur zu einer humanitären Katastrophe, sondern hatten zum Ziel, die ezidische Religionsgemeinschaft auszulöschen. Als Mittel dazu richtete sich der Angriff systematisch gegen Frauen. Daher stellt dieser Genozid in seiner Form zugleich auch einen Feminizid dar.

TAJÊ, die Frauenbefreiungsbewegung der Ezidinnen, ruft aus diesem Anlass zur Beteiligung an einem internationalen Aktionstag gegen Feminizid auf. In einer in sechs Sprachen veröffentlichten Erklärung heißt es:

„Am 3. August 2014 wurde die Weltöffentlichkeit Zeuge eines genozidalen Angriffs durch den IS mit Ziel der Auslöschung einer der ältesten Religionsgemeinschaften, den Eziden. Nachdem sich die in Sindschar stationierten Peschmerga-Kräfte der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) an diesem Tag ohne Vorwarnung zurückgezogen und die dort lebenden Menschen somit dem IS schutzlos ausgeliefert hatten, begann für die ezidische Gemeinschaft systematische Massakrierung, Vergewaltigung, Folterung, Vertreibung, Versklavung von Mädchen und Frauen sowie Zwangsrekrutierung von Jungen als Kindersoldaten.“

Das 74. Massaker in der ezidischen Geschichte

„Inoffiziellen Zahlen zufolge sind im Zuge der Übergriffe des IS in Sindschar über fünftausend Frauen und Kinder verschleppt und auf Sklavenmärkten verkauft worden. Die Frauen und Mädchen wurden nicht nur im Nordirak und Syrien, sondern auch in andere Länder wie Saudi-Arabien verkauft und werden seitdem als Sexsklavinnen gehalten und ausgebeutet.

Die UN hat den IS-Angriff an den Eziden als Genozid bezeichnet. Für die ezidische Glaubensgemeinschaft selbst stellt dieser Genozid das 74. Massaker in ihrer Geschichte dar. Mit diesem Genozid im 21. Jahrhundert mussten sie bitter erkennen, dass der Schutz ihrer Existenz, ihres Glaubens und ihrer Freiheit nur durch Selbstbestimmung, Selbstorganisierung und Selbstverteidigung möglich ist.“

Selbstbestimmung statt Opferdasein

„Vor allem Frauen führen diesen Prozess der Selbstorganisierung als Antwort auf Genozid und Feminizid an. Sie wollen nicht nur Opfer sein, sondern ihr Schicksal als Subjekt selbst bestimmen und organisieren sich nun als ezidische Frauenbefreiungsbewegung (TAJÊ) in Sindschar als auch in Europa.

Die Gefahr, in der sich die ezidische Glaubensgemeinschaft befindet, dauert indessen an. Und noch immer befinden sich zahllose ezidische Frauen, Mädchen und Jungen in den Händen des IS. In diesem Zusammenhang geht auch der Feminizid an den Ezidinnen weiter. Die Internationale Ezidische Frauenkonferenz hat am 11. und 12. März 2017 in Bielefeld festgehalten, dass für die Befreiung der sich in den Händen des IS befindenden ezidischen Frauen ein effektiver Kampf auf internationaler Ebene dringend notwendig ist. In diesem Zusammenhang hat sie beschlossen, den 3. August als Internationalen Kampftag gegen Feminizid zu begehen.

Feminizid betrifft uns alle

Die systematische Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts stellt ein globales Phänomen dar und umfasst außerdem jegliche körperliche, seelische, wirtschaftliche und strukturelle Gewalt an und Ausgrenzung von Frauen. Geschlechtsspezifische Gewalt bedroht das Leben, die Gesundheit und die Rechte von Milliarden von Frauen auf der ganzen Welt. Jedoch bleiben die Täter wie im Fall der Terrororganisation IS und seinen Verbündeten meist unbestraft. Denn im Gegensatz zu Genozid stellt Feminizid größtenteils im nationalen und internationalen Recht keine eigene Kategorie dar. Dabei geschieht Genozid nur zu oft in Form von Feminizid, wie im Beispiel von Sindschar.

Deshalb rufen wir die Frauen der Welt dazu auf, den 3. August als Internationalen Aktionstag gegen Feminizid zu begehen und an diesem Tag mit verschiedenen Aktionen auf die Situation von verschleppten, versklavten und ermordeten Frauen in Sindschar und weltweit aufmerksam zu machen. Die kurdische Frauenbewegung wird an diesem Tag in Kurdistan und im Ausland verschiedene Protestaktionen organisieren und ihre Stimme für die Freiheit der ezidischen Frauen erheben.

Schließt euch uns an und kontaktiert uns, um Aktionen gemeinsam zu planen und zu verbreiten. Organisiert eigene Aktionen in euren Städten und Ländern. Dokumentiert eure Aktionen und sendet uns eure Fotos und Videos, damit wir diese über soziale Medien verbreiten und den ezidischen Frauen zeigen können, dass die Frauen der Welt hinter ihnen stehen!“

Geplante Aktionen in Deutschland

In Deutschland sind vom Dachverband des Ezidischen Frauenrats e.V. für den 3. August 2018 diverse Aktionen geplant:

Berlin: Brandenburger Tor, 17.00 Uhr, Demonstration und Mahnwache

Celle: Großer Plan, 16.00 Uhr,Mahnwache

Achim: Obernstrasse, 16.00 Uhr, Mahnwache

Bielefeld: Hauptbahnhof, 16.00 Uhr, Demonstration und Mahnwache

Wesel: Feldmark, 17.30 Uhr, Demonstration und Mahnwache

Saarbrücken: Europagalerie, 18.00 Uhr, Mahnwache