Al-Abid: Dieses Land gehört den Menschen, die vertrieben wurden

Hamdan al-Abid von der nordostsyrischen Autonomieverwaltung appelliert an Saudi-Arabien und Kuwait, die Unterstützung der türkischen Siedlungspolitik in Nordsyrien aufzugeben: „Dieses Land gehört den Menschen, die vertrieben worden sind.“

Die türkische Staatsführung hat angekündigt, eine Million Geflüchtete nach Syrien zurückzuschicken. Wie die Menschenrechtsorganisation Efrîn am Samstag mitteilte, sollen bereits rund hundert Syrerinnen und Syrer aus der Türkei in die türkische Besatzungszone in Girê Spî (Tall Abyad) eingereist sein. Hamdan al-Abid ist Mitglied des Komitees für Arbeit und soziale Angelegenheiten der Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien. Der arabische Politiker hat sich gegenüber ANF zu den türkischen Plänen geäußert.

Al-Abid weist darauf hin, dass die Türkei die Besatzung Nordsyriens mit ihrer Siedlungspolitik und den permanenten Angriffen konsolidieren und verstetigen will. „Der türkische Staat interveniert seit Beginn der Krise in Syrien. Es ist allgemein bekannt, dass er seine neo-osmanischen Träume verwirklichen will“, sagt al-Abid. „Er will die Besetzung des Nahen Ostens ausweiten. Um dieses Ziel zu erreichen, will er Teile Syriens erobern und annektieren. Das hat er bereits früher getan und jetzt will er das wiederholen. Gleichzeitig will er seine Besatzungszone in Syrien legitimieren. Das tut er im Namen des Islam. Wir wissen jedoch, dass diese Politik der letzten vierhundert Jahre seit den Osmanen bis heute nichts als Tod, Raub, Massakern und Angriffen auf die Menschheit erbracht hat.“

Der türkische Staat habe in Idlib ein Heer aus Dschihadisten aufgebaut, dass er überall einsetze, führte al-Abid weiter aus: „Dasselbe tut er heute in Nord- und Ostsyrien und im Irak. Aus angeblichen Sicherheitsinteressen will er Territorien von Aleppo bis Mosul annektieren. Um dieses Ziel zu erreichen, unterstützt er dschihadistische Gruppen wie die Al-Nusra-Front und den IS.“

Die Türkei habe zur Verschärfung der Krisen in Irak, Libyen und Syrien beigetragen, als die Bevölkerung dieser Länder für ihre Freiheit rebelliert habe. Dadurch sei die angestrebte Revolution in blutiges Chaos ausgeartet. Als das vom türkischen Staat unterstützte Projekt der Muslimbruderschaft in Algerien, Tunesien, Ägypten, Syrien und Libyen gescheitert sei, habe dieser Nord- und Ostsyrien angegriffen und in Idlib eine dschihadistische Söldnerarmee aus Tausenden Personen gegründet, so al-Abid:

„Diese Söldnerarmee wird in die vom türkischen Staat besetzten Gebiete geschickt. Es handelt sich um eine gefährliche und schmutzige Bande. Der türkische Staat behauptet, dass die kurdische Freiheitsbewegung eine große Gefahr darstellt, und er greift an. Diese Bewegung verteidigt jedoch nur den eigenen Boden und die Bevölkerung, was ihr legitimes Recht ist. Jeder Mensch, jede Gemeinschaft und jedes Volk hat das Recht, sich zu verteidigen. Die kurdische Freiheitsbewegung verteidigt die verloren gegangenen Rechte des eigenen Volkes.

Kein Staat hat das Recht, von außen in die inneren Angelegenheiten eines anderen Staates einzugreifen. Genau das tut der türkische Staat jedoch. Er interveniert in Syrien und im Nordirak, er greift Südkurdistan und Şengal an. Sein Ziel ist die Besatzung. Der Irak und Syrien tragen dabei Verantwortung, sie dürfen eine türkische Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten nicht zulassen.“

Der türkische Staat greife nicht nur das kurdische Volk an, auch die turkmenischen, tscherkessischen, armenischen, arabischen und assyrischen Bevölkerungsgruppen seien betroffen, erklärt al-Abid: „Nicht nur ein Volk befindet sich im Visier des türkischen Staates, alle Völker sind in der Schusslinie. Als Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî besetzt worden sind, ist kein Unterschied zwischen den Völker gemacht worden, alle wurden angegriffen.“

Hamdan al-Abid weist darauf hin, dass in den türkisch besetzten Gebieten in Nordsyrien mit Unterstützung aus Saudi-Arabien und Kuwait Siedlungen errichtet werden: „Bei der Errichtung dieser Camps sind vorgeblich humanitäre Organisationen beteiligt, die jedoch einen ganz anderen Zweck verfolgen. Ich appelliere an Saudi-Arabien und Kuwait, dieses Projekt aufzugeben. Die Menschen, die hier angesiedelt werden sollen, kommen nicht von hier. Dieses Land gehört anderen Menschen, die vertrieben worden sind. Diese Politik bedeutet Raub und eine gezielte demografische Veränderung, es handelt sich um ein Verbrechen an der Menschlichkeit.“