RSF verurteilt Ermordung von Nagihan Akarsel

Reporter ohne Grenzen (RSF) verurteilt das tödliche Attentat auf die kurdische Journalistin Nagihan Akarsel und fordert die Behörden der Kurdistan-Region Irak (KRI) auf, den Mord aufzuklären und die Täter vor Gericht zu stellen.

Reporter ohne Grenzen (RSF) verurteilt das tödliche Attentat auf Nagihan Akarsel und fordert die Behörden der Kurdistan-Region Irak (KRI) auf, den Mord aufzuklären und die Täter vor Gericht zu stellen. Nagihan Akarsel sei eine „kurdische Zeitschriftenredakteurin und einflussreiche Verfechterin der Frauenbewegung“ gewesen und am 4. Oktober vor ihrem Haus in Irakisch-Kurdistan erschossen worden, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung. „Damit ist sie die fünfte kurdische Person türkischer Herkunft oder Kritikerin der türkischen Regierung, die im vergangenen Jahr in dieser autonomen Region im Nordirak angegriffen wurde“, teilt RSF mit.

„Wir sind entsetzt über die Ermordung dieser kurdischen feministischen Journalistin und Schriftstellerin, die zu einer Zeit verübt wurde, in der kurdische Frauen eine Revolte für die Befreiung von Frauen anführen", so die RSF-Nahostabteilung. „Dies ist der fünfte Angriff - vier davon mit tödlichem Ausgang - auf aus der Türkei stammende Einwohner oder ausgesprochenene Kritiker der türkischen Regierung in Irakisch-Kurdistan in weniger als einem Jahr. Wir fordern die lokalen Behörden auf, alles zu tun, um diesen Mord aufzuklären, die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen und Nagihan Akarsel Gerechtigkeit widerfahren zu lassen."

RSF erklärt, dass Nagihan Akarsel Mitherausgeberin von „Jineolojî“ war, einer Zeitschrift, die sich der „Wissenschaft der Frau" widmet und die Frauenbefreiung als Voraussetzung für die Befreiung der Gesellschaft betrachtet. „Sie war auch für ihre Forschungen über Frauen im Ausland und in Kurdistan bekannt und hatte an der Gründung der Akademie für Jineolojî in Irakisch-Kurdistan mitgewirkt. Nach ihrem Journalismusstudium an der Universität Ankara arbeitete sie für die Zeitschrift Hevia Jin. Außerdem führte sie soziologische Forschungen in den Regionen Afrin und Sinjar (Shingal auf Kurdisch) durch“, teilt RSF mit und weist darauf hin, dass die Jineolojî-Herausgeberinnen und andere kurdische feministische Gruppen den türkischen Geheimdienst für den Anschlag verantwortlich machen.

Wer war Nagihan Akarsel?

Nagihan Akarsel stammte aus Konya in der Türkei und war eine bekannte Persönlichkeit in der kurdischen Community und in der internationalen Jineolojî-Bewegung, sie war seit dreißig Jahren politisch aktiv. Sie studierte Journalismus in Ankara und arbeitete lange Zeit als Journalistin und Autorin, unter anderem in der Redaktion der Zeitschrift „Jineolojî“. Aufgrund ihres Engagements in der kurdischen Bewegung war sie jahrelang in der Türkei im Gefängnis und nach 1994 zeitweise mit der kurdischen Politikerin Leyla Zana in einer Zelle. In Rojava förderte sie die Bildungsarbeit im Bereich der Jineolojî und recherchierte zur Geschichte von Frauen in Efrîn. In Şengal betrieb sie Feldforschung zur Situation von Frauen nach dem vom „Islamischen Staat“ (IS) begangenen Genozid und Femizid. Zuletzt arbeitete sie mit Frauen aus Südkurdistan im Forschungszentrum für Jineolojî. Eines ihrer laufenden Projekte war die Einrichtung einer kurdischen Frauenbibliothek.

Nagihan Akarsel wurde am 4. Oktober auf dem Weg zu der Frauenbibliothek in Silêmanî vor ihrer Wohnung auf offener Straße erschossen, es wird von einem politischen Attentat durch den türkischen Geheimdienst ausgegangen. Nach Angaben der Sicherheitskräfte in Silêmanî sind die Täter gefasst worden, Informationen über ihre Identität wurden bis heute nicht bekannt gegeben. Offenbar erfolgte die Festnahme auf dem Weg in das von der PDK kontrollierte Hewlêr (Erbil) am letzten Checkpoint der YNK.