Zwei Guerillakämpfer:innen bei Angriff in der Zap-Region gefallen

Bêrîtan Şemsê und Garzan Tolhildan sind bei einem Angriff türkischer Besatzungstruppen in der Zap-Region ums Leben gekommen. Die HPG würdigen ihren Kampf und sprechen allen Hinterbliebenen ihr Beileid aus.

Widerstand gegen Besatzung

Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben den Tod von zwei Guerillakämpfer:innen bekannt gegeben. Wie es in einer am Montag veröffentlichten Mitteilung heißt, sind Bêrîtan Şemsê und Garzan Tolhildan im März bei einem Angriff der türkischen Armee in der Zap-Region in Südkurdistan ums Leben gekommen. Die Attacke der Besatzungstruppen richtete sich gegen die Tunnelanlagen der Guerilla an der Westfront des Zap. Die HPG würdigen die Gefallenen als selbstlose Militante, die sich am Widerstand für Freiheit mit dem Ideal beteiligten, das kurdische Volk gegen die genozidale Politik des türkischen Staates zu verteidigen. Den Hinterbliebenen und der Bevölkerung Kurdistans sprechen die HPG ihr Beileid aus.

                              

Codename: Bêrîtan Şemsê

Vor- und Nachname: Zeynep Yakut

Geburtsort: Êlih

Namen der Eltern: Nihan – Abdulkerim

Todestag und -ort: 9. März 2024, Girê Amêdî / Zap

 

 

Codename: Garzan Tolhildan

Vor- und Nachname: Garzan Şêx

Geburtsort: Kobanê

Namen der Eltern: Ayşe – Mihemed

Todestag und -ort: 9. März 2024, Girê Amêdî / Zap

 

Bêrîtan Şemsê

Bêrîtan Şemsê wurde in der nordkurdischen Provinz Êlih (tr. Batman) als Tochter einer dem Befreiungskampf nahestehenden Familie geboren. Der PKK schloss sie sich 2014 an, weil sie das Paradigma Abdullah Öcalans als Alternative für ein freies Leben ansah, schreiben die HPG. Ihre ersten Jahre bei der Guerilla verbrachte sie in Heftanîn, wo sie ihr politisches und ideologisches Wissen vertiefte und militärische Fähigkeiten erlernte. Sie wurde Teil der Verbände freier Frauen (YJA Star), der autonomen Frauenguerilla innerhalb der PKK, und beteiligte sich bis 2018 an verschiedenen Offensiven gegen die türkische Besatzung. Anschließend widmete sie sich im Zuge der Umstrukturierung der Guerillakriegsführung der militärischen Spezialausbildung. Sie hielt sich eine Weile in Avaşîn auf, wechselte allerdings relativ schnell nach Metîna, wo sie drei Jahre im Einsatz war.


Nach ihrer Zeit in Metîna ging Bêrîtan Şemsê an die Akademie der freien Frau. Dort setzte sie sich intensiv mit dem Befreiungsparadigma der Frauenpartei PAJK auseinander, das mehr als nur eine Ideologie oder Strategie ist, sondern vielmehr eine ganze Art zu denken, zu beobachten, zu erfahren und zu analysieren, die Wahrheit zu konzeptualisieren. Auf eigenen Wunsch hin wurde sie im Anschluss an diese Bildungsphase an der Westfront der Zap-Region eingesetzt. Hier spielte sie eine prägende Rolle im Tunnelkrieg und wirkte an diversen äußerst erfolgreich umgesetzten Guerillaoperationen gegen die türkische Armee mit. Ihr letzter Einsatzort war das Widerstandsgebiet Girê Amêdî.

Garzan Tolhildan

Garzan Tolhildan stammte aus der westkurdischen Widerstandshochburg Kobanê. Er wuchs in einem der PKK und ihrem Befreiungskampf verbundenen Familienumfeld auf und erlebte als Kind die Entstehung der Revolution von Rojava. Später wurde er Zeuge des von der Türkei orchestrierten Angriffs der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) auf seine Geburtsstadt und des Widerstands, den die Bevölkerung gemeinsam mit den YPG und YPJ in Kobanê leistete. Bei einem der Massaker, die von der dschihadistischen Organisation verübt wurden, verlor er seinen Vater.


Geprägt von diesem Ereignis und dem Wunsch nach Vergeltung, schloss sich Garzan Tolhildan 2017 der Guerilla an. Unterstützung bei diesem Schritt erhielt er von seiner Mutter. Er ging nach Gare, wo er eine erste militärische und ideologische Ausbildung genoss. In der weiteren Zeit eignete er sich sowohl durch seine Praxis als auch Weiterbildungsprogrammen spezielle Guerillataktiken an, die er ab 2018 in der Zap-Region einsetzte. Drei Jahre lang kämpfte er in Zap, bevor er nach Avaşîn wechselte und sich dort am Widerstand von Werxelê beteiligte. Später kehrte er zurück in die Zap-Region, wirkte am Ausbau der Tunnelanlagen mit und kämpfte an vorderster Front.


Gleichermaßen wie Bêrîtan Şemsê war Garzan Tolhildan auch Teil der Einheiten, die sowohl den unterirdisch geführten Krieg maßgeblich mitgestalteten, als auch am Boden bei revolutionären Guerillaoperationen zuschlugen. „Als HPG versprechen wir, den Wunsch von Hevala Bêrîtan und Hevalê Garzan nach einem freien Kurdistan zu erfüllen. Unser Kampf wird weitergehen, bis unsere Heimat und unser Volk befreit sind.“