„Zeit der Hoffnung“-Fest für Kurdistan in Rom

Die italienische Initiative „Time of Hope“ wurde ins Leben gerufen, um für das Selbstbestimmungsrecht des kurdischen Volkes und die Freiheit Abdullah Öcalans einzutreten. Mit einem Konzert in Rom wurde der offizielle Auftakt gefeiert.

Die Initiative „Time of Hope“ wurde in Italien ins Leben gerufen, um das Thema Kurdistan wieder auf die politische Tagesordnung zu setzen. „Wir stehen für das Selbstbestimmungsrecht und die Freiheit des kurdischen Volkes ein und wollen mit unseren Bemühungen eine politische Lösung der kurdischen Frage forcieren“, heißt es im Selbstverständnis der Initiative, die Teil der Kampagne für die Freiheit von Abdullah Öcalan ist. Der PKK-Begründer, der als Schlüsselfigur für eine Lösung der kurdischen Frage gilt, befindet sich seit 1999 in politischer Geiselhaft des türkischen Staates. „Er ist legitimer Vertreter der kurdischen Gesellschaft. Seine Freilassung ist unumgänglich und eine notwendige Voraussetzung für einen neuen Friedensprozess und die Lösung der Konflikte in Kurdistan“, glaubt die Initiative.

„Zeit der Hoffnung: Für die Selbstbestimmung und Freiheit des kurdischen Volkes, für die Freilassung Abdullah Öcalans und aller politischen Gefangenen“ lautete am Sonntag der Titel eines spektakulären Konzertabends in Rom, mit dem die Initiative ihren offiziellen Auftakt feierte. Organisiert von Rete Kurdistan, ein italienweites Netzwerk in Solidarität mit der kurdischen Freiheitsbewegung, dem Kulturzentrum Ararat und dem Kurdistan-Informationsbüro im Parco Schuster, wechselten sich auf der Bühne musikalische Acts, Kunstschaffende und politische Persönlichkeiten ab. Die Eröffnungsrede hielt Amedeo Ciaccheri, Präsident des Municipio VIII. Der Stadtrat würdigte den Befreiungskampf des kurdischen Volkes, erinnerte an den Widerstand Rojavas gegen den „Islamischen Staat“ (IS) und gedachte der weltweiten Opfer der Anschläge der Terrorgruppe.


Die Schauspielerin Anna Favella las aus den Verteidigungsschriften Abdullah Öcalans, vornehmlich trug sie die Grundprinzipien seiner Frauenbefreiungsideologie vor. Auch ihr Kollege Elio Germano trat für eine Lesung aus den Werken des PKK-Vordenkers auf die Bühne. Er widmete sich dem Prinzip des demokratischen Konföderalismus – von Öcalan als Ausweg aus dem System der Nationalstaaten vorgeschlagenes Konzept mit Anwendung auf Nationsebene: Nation neu gedacht als demokratisch organisiertes Zusammenleben der verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen.

Alessandro Orsetti, Vater des im März 2019 nur wenige Tage vor der Zerschlagung der Territorialherrschaft des IS in Ostsyrien gefallenen YPG-Internationalisten Lorenzo Orsetti (Tekoşer Piling), hielt eine bewegende Rede. „Mein Sohn sehnte sich nach einer anderen Welt, für die er bereit war zu sterben. Mein weiteres Dasein gilt der Verbundenheit zu seinen Idealen.“

Die Comiczeichner Zerocalcare alias Michele Rech und Giacomo Bevilacqua begeisterten mit einer Kunstperformance und setzten eine Live-Comic-Aktion um. „Italien spielte eine wesentliche Rolle bei Öcalans Festnahme, gewährte ihm aber auch politisches Asyl. Deshalb sollten wir uns an vorderster Front für seine Freilassung einsetzen“, sagte Zerocalcare. Für Musik sorgten Fiorella Mannoia, Daniele Silvestri, Pierpaolo Capovilla, Punkreas, The Andre und Hani Mojtahedy & The Moon.

Das Veranstaltungsplakat aus der Feder von Zerocalcare

In verschiedenen Redebeiträgen ging es um die ökonomische, soziale und politische Krise in der Türkei, die untragbaren Haftbedingungen in den Gefängnissen, die in erster Linie den politischen Gefangenen auferlegt werden, den neo-osmanischen Expansionismus Ankaras im Nahen Osten und was das alles mit der verweigerten Lösung der kurdischen Lösung zu tun hat. Die Abschlussrede kam von Yılmaz Orkan, Koordinator des Kurdistan-Informationszentrums in Rom: „Wir sind zusammengekommen, um uns solidarisch mit dem Widerstand des kurdischen Volkes zu zeigen und die Ungerechtigkeiten anzuprangern, die in ihren Siedlungsgebieten von Nationalstaaten und fundamentalistischen Organisationen begangen werden. Es war ein Tag, an dem Künstler:innen, Akademiker:innen und Aktivist:innen ihren Beitrag dafür leisten konnten, die Dringlichkeit einer Lösung für Frieden, Freiheit und vor allem Gerechtigkeit in Kurdistan zu bekräftigen.“ Das ist mit diesem Abend gelungen.