Crowdfunding für Dokumentarfilm über Giftgasangriffe in Kurdistan

„Geruch nach Äpfeln“ befasst sich mit der Kontinuität des Genozids in Kurdistan und nimmt als Ausgangspunkt den Giftgasangriff auf Helebce. Zwei zentrale Fragen werden betrachtet: Was sind die Auswirkungen noch heute und welche Rolle spielte Deutschland?

Die Geschichte Kurdistans ist gleichzeitig die Geschichte der Genozide. Der Giftgasangriff des irakischen Regimes von Saddam Hussein am 16. März 1988 auf Helebce (Halabja) ist nur einer davon. Mindestens 5.000 der damals rund 70.000 Menschen zählenden Stadt starben an diesem Tag, weitere 10.000 erlitten schwere Verletzungen und langfristige Schäden. Noch heute haben die Opfer und ihre Nachkommen mit Spätfolgen zu kämpfen: ungewöhnlich viele Fälle von bösartigem Krebs, Hautkrankheiten, Atemprobleme, Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten und angeborene Missbildungen sind nur einige davon.

Die Attacke auf Helebce erfolgte gegen 10.55 Uhr vormittags: Irakische Kampfflieger warfen 100-Liter-Bomben mit Senfgas, Sarin, Tabun und einer Chemikalie auf Zyanidbasis ab. Es war der massivste Einsatz von Giftgas seit dem Ersten Weltkrieg, der zu einer dauerhaften Verunreinigung des Bodens und des Wassers in der Region geführt hat. Die genaue Zusammensetzung der benutzten Giftstoffe ist bis heute nicht bekannt. „Es roch zuerst nach verfaulendem Abfall, aber dann kam ein süßer Geruch ähnlich wie der Duft von Äpfeln. Dann roch es eher nach Eiern“, beschrieb ein Überlebender.

Geruch nach Äpfeln“ lautet der Titel eines Dokumentarfilms über die Giftgasangriffe in Kurdistan der vergangenen vier Jahrzehnte. Zum Ausgangspunkt wird die Bombardierung von Helebce genommen. Zwei zentrale Fragen werden betrachtet: Was sind die Auswirkung noch heute, 35 Jahre später, auf die Bevölkerung von Helebce? Und welche Rolle spielt(e) Deutschland bei dem Anschlag und seinen Nachwirkungen? Auch von den aktuellen Giftgaseinsätzen in Kurdistan berichtet der Film und beschreibt damit die Kontinuität des Genozids an den Kurd:innen. Dabei wird der Fokus auf Interviews und die Begleitung der Überlebenden und vor Ort lebenden Menschen gesetzt. Unterstrichen wird das Ganze mit Beiträgen von Fachleuten.

Hinter dem Filmprojekt stecken die beiden jungen Landshuter Lea Steding und Richard Wilde, die schon die Dokumentation „No Friends But The Mountains“ machten und das in Südkurdistan umgesetzte Entwicklungshilfeprojekt „ShredUp“ filmisch begleiteten. Beide sind frisch von ihrer zweiten Dokumentarreise zurück und wollen nun in die Nachproduktion von „Geruch nach Äpfeln“ gehen, der in Zusammenarbeit mit dem Kollektiv YA-Media entsteht.

Doch zur Fertigstellung ist das Projekt auf viel Unterstützung angewiesen. Die bisherigen Arbeiten wurden größtenteils ehrenamtlich gestemmt, jetzt sind finanzielle Hilfen nötig, um die teure Postproduktion, insbesondere den mehrwöchigen Schnitt, die Tonmischung und die Übersetzungsarbeiten zu finanzieren. Wer diese unabhängige Medienarbeit unterstützen möchte, kann dies bei der Spendenplattform betterplace tun. Dort gibt es auch weitere Informationen zu dem Projekt: https://www.betterplace.me/dokumentarfilm-giftgas-gegen-kurd-innen