Bazîd: Festnahmen wegen kurdischen Tänzen und Trachten

In der nordkurdischen Stadt Bazîd stürmte die türkische Polizei eine Hochzeit und nahm vier Personen fest. Sechs weitere Personen wurden wegen kurdischen Trachten und Tänzen unter dem Vorwurf der „Terrorpropaganda“ festgenommen.

Repression gegen kurdische Kultur

Die Repression gegen kurdische Kultur in der Türkei nimmt erneut drastische Ausmaße an. Offenbar soll jede kurdisch-kulturelle Äußerung der Bevölkerung unterbunden werden. Das zeigt unter anderem das Vorgehen gegen kurdische Hochzeiten in Bazîd (tr. Doğubeyazit) in der Provinz Agirî (Ağrı).

Die türkische Polizei hat am Donnerstagabend eine Hochzeit in Bazîd gestürmt und sechs Personen festgenommen. Der Hochzeitssaalbesitzer Ali Boran, der Musiker Şenol Aktar, sein Bruder Onur Aktar und der Kameramann Abdullah Kebude wurden festgenommen. Sie wurden zur Terrorabteilung der Polizei gebracht und nach einem Verhör am Freitagmorgen entlassen.

Am Morgen wurde eine Reihe von Hausdurchsuchungen in dem Landkreis durchgeführt. Bei den Razzien wurden insgesamt sechs Personen festgenommen, darunter Gökhan Rızaoğlu, Seyyit Ibrahim Yardımcı, Okan Sekirden, Mutlucan Sekirden und zwei Besucher, deren Namen nicht ermittelt werden konnten. Die Festgenommenen werden der „Propaganda für eine Terrororganisation“ beschuldigt. Gegenstand des Verfahrens ist das Tragen traditioneller kurdischer Kleidung und das Tanzen zu kurdischen Liedern auf einer Hochzeit vor zwei Wochen.

Angriffe auf kurdische Lebensäußerungen sind systematisch

Bazîd ist nicht der einzige solche Fall. In Mersin wurden am 22. Juli neun Jugendliche, weil sie kurdische Tänze tanzten und sogar in der Türkei legale Parolen riefen, festgenommen und anschließend wegen „Propaganda für eine Terrororganisation“ inhaftiert. Die Polizei hatte ein Video der Tänze an AKP-Trolle weitergegeben, die eine rassistische Hetzkampagne starteten. Durch die Videos konnten die Jugendlichen ermittelt werden. Nach ihrer gewaltsamen Festnahme wurden sie von Polizisten gezwungen, sich das faschistische Lied „Ölürüm Türkiyem“ anzuhören.

Die Kommission für Recht und Menschenrechte der DEM-Partei erklärte zu diesem Fall: „Innenminister Ali Yerlikaya veröffentlichte eine Erklärung mit dem Titel ‚Das Notwendige ist getan-22‘, in der er Aufnahmen von den Betroffenen mit auf den Rücken gefesselten Händen, wie sie mit Gewalt nach vorne gedrückt wurden und in einem Fahrzeug in extremer Lautstärke das Lied ‚Ölürüm Türkiyem‘ hören mussten. Dieses Vorgehen kann als Folter und Misshandlung betrachtet werden. Der Minister gab später eine zweite Erklärung über das Abspielen des Liedes im Fahrzeug ab und sagte: ‚Wenn ich es höre, werde ich emotional, es bewegt mein Herz.‘ Wir möchten darauf hinweisen, dass das Lied, das das Herz des Ministers bewegte, als Methode der psychologischen Folter eingesetzt wurde, dass diese Situation uns an das Diyarbakır-Gefängnis Nr. 5 erinnert und dass es nicht möglich ist, dass dies dem Innenminister nicht bekannt ist.“