HPG: Sie sind unauslöschliche Fackeln unseres Freiheitskampfes

Der Guerillakommandant Sinan Dijwar und die Kämpfer Mazlum Koçer und Ararat Tolhildan sind im März bei einem Angriff in Südkurdistan gefallen. Sinan Dijwar hinterlässt ein dreißigjähriges Kampferbe.

Die Guerillakämpfer Sinan Dijwar, Mazlum Koçer und Ararat Tolhildan sind am 10. März bei einem Angriff in Südkurdistan gefallen. Das hat das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte heute bekannt gegeben:

„Unser Kommandant und Genosse Sinan Dijwar ist zusammen mit unseren Weggefährten Mazlum Koçer und Ararat Tolhildan am 10. März 2023 bei der Erfüllung seiner Aufgabe in Başûrê Kurdistanê durch einen feindlichen Angriff gefallen. Hevalê Sinan hat dreißig Jahre seines Lebens dem Befreiungskampf gewidmet und als treuer Militanter der PKK Aufgaben auf der Ebene der Regionalkommandantur übernommen. Sein Tod als Gefallener zusammen mit unseren beiden weiteren Genossen stellt einen schweren Verlust für unseren Kampf dar. Unsere Freunde Sinan, Mazlum und Ararat haben ihr gesamtes Leben der freien Zukunft unseres Volkes gewidmet und vorbehaltlos dafür gekämpft. Sie sind unauslöschliche Fackeln unseres Freiheitskampfes und werden unseren weiteren Weg beleuchten. Ihre opferbereite Beteiligung und ihre kompromisslose apoistische Haltung sind für uns ein Vorbild. Wir werden die Kampffahne hochhalten, unsere Gefallenen rächen und die Erinnerung an sie lebendig halten. Auf dieser Grundlage sprechen wir den wertvollen Familien unserer gefallenen Weggefährten und dem gesamten Volk Kurdistans unser Mitgefühl aus.“

Zur Identität der Gefallenen machen die HPG folgende Angaben:

                                 

Codename: Sinan Dijwar
Vor- und Nachname: Fehmi Öğmen
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Besna – Casim
Todestag und -ort: 10. März 2023 / Başûrê Kurdistanê

 

Codename: Mazlum Koçer
Vor- und Nachname: Mehmet Salih Çakal
Geburtsort: Sêrt
Namen von Mutter und Vater: Rabia – Sadık
Todestag und -ort: 10. März 2023 / Başûrê Kurdistanê

 

Codename: Ararat Tolhildan
Vor- und Nachname: Ahmet Muhammed Alî
Geburtsort: Serêkaniyê
Namen von Mutter und Vater: Mehdiya – Muhammed
Todestag und -ort: 10. März 2023 / Başûrê Kurdistanê

 

Sinan Dijwar


Sinan Dijwar ist in einer arbeitenden und patriotischen Familie zur Welt gekommen. Seine Familie gehört zum Stamm der Doskî, der seit Jahrhunderten an den Ausläufern des Zagros-Gebirges lebt. Sinan Dijwar ist in einer von gesellschaftlichen Werten und einem patriotischen Bewusstsein geprägten Atmosphäre in Gever aufgewachsen. 1993 schloss er sich der PKK an und ging zur Guerilla. In den kommenden Jahren war er als Sinan Gever bekannt, später benannte er sich jedoch nach seinem 1994 in Wan-Elbak gefallenen Cousin Dijwar (Ilyas Öğmen). Bis 1998 kämpfte er in verschiedenen Gebieten im Zagros, 1996 wurde er bei einer Aktion gegen den Ertûş-Stützpunkt auf dem Jêhat-Gipfel am Fuß verletzt. Er war bekannt dafür, dass er ohne Zögern gegen den Feind kämpfte. Um sich in der apoistischen Ideologie weiterzubilden, nahm er an einem Lehrgang an einer im Zagros eröffneten Kaderschule teil. Das Guerillaleben an sich war für ihn jedoch wie eine Akademie und er wurde mit seinen Kriegserfahrungen zu einem Lebensexperten.

1999 machte er eine weitere Ausbildung an der Kaderschule und kam danach nach Xakurkê und Xinêre. Bis 2006 übernahm er überall in den Medya-Verteidigungsgebieten Verantwortung, von Xakurkê über Qendîl und Garê bis in den Zap und vom Manga-Kommandanten bis zur Regionalkommandantur. 2007 ging er in den Norden und war zunächst in Botan und dann in Mêrdîn. Dort verlor er durch einen Unfall zwei Finger der rechten Hand. Zur Behandlung kehrte in die Medya-Verteidigungsgebiete zurück. 2008 konnte er an der Haki-Karer-Akademie seine bisherige Praxis auswerten und seine ideologischen Kenntnisse vertiefen. Anschließend war er in Xakurkê und im Zagros und ab 2010 in Heftanîn und Metîna. Mit seinem aufrichtigen Umgang, seinem selbstlosen Einsatz, seiner vertrauenerweckenden Art der Kommandantur und seinem erfolgsorientierten Tempo spielte er eine wichtige Rolle für die Organisation. Dabei blieb er bescheiden und vermittelte seinen Mitkämpfer:innen seine jahrelangen Erfahrungen.

Von 2014 bis 2023 übernahm Sinan Dijwar entsprechend des jeweiligen Bedarfs der Bewegung Aufgaben in verschiedenen Bereichen und arbeitete in Südkurdistan. In dieser Zeit beteiligte er sich an einer Ausbildung an der nach Sakine Cansız benannten PKK-Schule, in der über die Weiterentwicklung der Organisation und den Geschlechter- und Klassenkampf diskutiert wurde. Er war bis zuletzt mit seinem ganzen Dasein bereit, jede Form der Opferbereitschaft für die Freiheit seines Volkes auf sich zu nehmen. In seinem dreißig Jahre währenden Kampfleben zeichnete er große Erfolge und erschuf bedeutende Werte. Die HPG bezeichnen Sinan Dijwar als beispielhaften Kommandanten und Legende des Heldenmuts und erklären, seinem Andenken nur über einen siegreichen Kampf gerecht werden zu können.

Mazlum Koçer

Mazlum Koçer ist in Sêrt geboren und gehörte zum Nomadenstamm der Alikî. Seine Familie war der kurdischen Tradition verbunden und er wuchs als Nomade fern der Einflüsse des kapitalistischen Systems auf. Die kurdische Befreiungsbewegung wurde schon früh zu einem Teil seines Lebens. Als Kind wurden ihm Geschichten über die Guerilla erzählt und aus seinem Stamm schlossen sich viele Menschen dem Kampf an. 2013 ging er in Garzan in die Berge und machte eine erste Ausbildung als neuer Guerillakämpfer. Dabei hatte er die Gelegenheit, von den Erfahrungen wertvoller Kämpfer:innen zu profitieren. Von Garzan aus kam er in die Medya-Verteidigungsgebiete und absolvierte eine reguläre Grundausbildung im Zap. Weil er die erste Zeit bei der Guerilla im Norden verbracht hatte, nahm er eine führende Rolle unter seinen Weggefährt:innen ein und übermittelte ihnen mit großer Begeisterung seine bisherigen Erkenntnisse. Diese Führungsrolle behielt er auch in seiner weiteren Praxis im Zap bei. Als die türkische Armee ab Mitte 2015 Vernichtungsoperationen durchführte, stellte er sich den Angreifern mutig und entschlossen entgegen. 2018 kam er nach Qendîl und übernahm verschiedene Aufgaben, die eine fundierte Verbundenheit mit den Freiheitswerten voraussetzten. Mit seinem selbstlosen und disziplinierten Einsatz bei allen ihm übertragenen Aufgaben erwies er sich als vertrauenswürdig und erfolgreich und hat damit einen unvergesslichen Platz in der kurdischen Freiheitsgeschichte eingenommen.

Ararat Tolhildan


Ararat Tolhildan ist in Serêkaniyê in Rojava geboren. Seine Familie stand der kurdischen Befreiungsbewegung nahe und er wuchs mit einem entsprechenden Bewusstsein auf. Er lernte früh PKK-Kader kennen, die ihn mit ihrer Haltung und ihrem Lebensstil beeindruckten. Später zog er mit seiner Familie nach Damaskus. Mit Beginn des Arabischen Frühlings begannen auch in Syrien Aufstände, an denen sich seine Eltern beteiligten. Seine Mutter und sein Vater kamen bei einem Angriff des syrischen Regimes ums Leben. Ararat litt unter diesem Verlust, aber er war auch stolz auf seine Eltern und verfolgte mit großem Interesse die Entwicklungen in Rojava. 2019 schloss er sich der kurdischen Guerilla an und bekam eine Grundausbildung in den Medya-Verteidigungsgebieten. Die HPG beschreiben ihn als reife und bescheidene Persönlichkeit. Er setzte sich konzentriert mit der Ideologie von Abdullah Öcalan auseinander und ihm wurde bewusst, wie sinnlos sein bisheriges Leben innerhalb des gesetzten Systems gewesen war. Obwohl er noch fast keine Guerillaerfahrung hatte, wurden ihm aufgrund seiner rasanten Entwicklung kritische und schwierige Aufgaben übertragen, die er erfolgreich ausführte. Sein Umgang mit dem gesamten Leben war von Verantwortungsbewusstsein und Ernsthaftigkeit geprägt und er glaubte daran, dass das, was im Leben gewonnen wird, auch im Krieg zum Sieg verhilft. Ihm war bewusst, dass ohne Arbeit keine Werte erschaffen werden können, und dementsprechend zeigte er unaufhörlichen Einsatz. Er machte eine militärische Fachausbildung und wurde zu einem professionellen Guerillakämpfer der Demokratischen Moderne. Die HPG erklären, dass sein früher Tod ebenso Trauer wie Wut auf den Feind ausgelöst hat und sie den Kampf der Gefallenen fortsetzen.