Türkische Chemiewaffen: HPG veröffentlichen Namen von Gefallenen

Die Guerillakämpfer:innen Celal Fedakar, Jînda Ronahî, Amara Çiya, Özgür Bedran und Mazlum Batman sind im September 2021 in Werxelê in der südkurdischen Region Avaşîn durch türkisches Giftgas ums Leben gekommen.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Namen von fünf Gefallenen veröffentlicht. Celal Fedakar, Jînda Ronahî, Amara Çiya, Özgür Bedran und Mazlum Batman sind im September 2021 im Widerstandsgebiet Werxelê in der südkurdischen Region Avaşîn durch türkisches Giftgas ums Leben gekommen.

Die HPG weisen in ihrer Erklärung darauf hin, dass die türkische Armee im Zuge ihrer im April vergangenen Jahres gestarteten Invasion in Südkurdistan chemische Kampfstoffe eingesetzt hat, weil sie den Widerstand der Guerilla nicht brechen konnte: „Der Widerstand der Freiheitsguerilla Kurdistans ist ausschlaggebend für die Zukunft unseres Volkes. Die Guerilla kämpft in diesem Bewusstsein gegen die Besatzer, was bereits jetzt eine Niederlage für den Feind bedeutet. Der Widerstand im Jahr 2021 war von historischer Bedeutung. Der Kampf in den Kriegstunneln in Werxelê war ein schwerer Schlag für den Feind. Der türkische Besatzerstaat hat sämtliche Waffentechnologie eingesetzt und ist auf den stählernen Willen der Apocu-Guerilla gestoßen. Weil er trotz der massiven Angriffe keine Fortschritte erzielte, setzte er auf niederträchtige Weise Chemiewaffen ein. Dadurch sind unsere Weggefährt:innen Jînda, Amara und Özgür in den Kriegstunneln von Werxelê gefallen. Als unsere Genossen Celal und Mazlum später den Kämpferinnen und Kämpfern im Tunnel helfen wollten, sind auch sie durch die Einwirkung chemischer Kampfstoffe gefallen. Wir gedenken mit großem Respekt unseren Freundinnen und Freunden, die sich mit ihrem Mut, ihrer genossenschaftlichen Verbundenheit und ihrer beharrlichen Verteidigung ihres Landes der mörderischen türkischen Armee entgegengestellt haben. Wir erneuern unser Versprechen, die Gefallenen in unserem Kampf weiterleben zu lassen.“

Die Gefallenen stammten aus dem Süden, dem Westen und dem Norden Kurdistans. Die HPG geben ihre Identitäten wie folgt an:

                                      

Codename: Celal Fedakar
Vor- und Nachname: Bestûn Bekir
Geburtsort: Silêmanî
Namen von Mutter und Vater: Emine – Hacî
Todestag und -ort: 26. September 2021 / Avaşîn

 

Codename: Jînda Ronahî
Vor- und Nachname: Hevîn Hesen
Geburtsort: Efrîn
Namen von Mutter und Vater: Emine – Abdo
Todestag und -ort: 23. September 2021 / Avaşîn

 

Codename: Amara Çiya
Vor- und Nachname: Zilan Muhammed
Geburtsort: Dirbêsiyê
Namen von Mutter und Vater: Nadya – Muhammed
Todestag und -ort: 23. September 2021 / Avaşîn

 

Codename: Özgür Bedran
Vor- und Nachname: Nesip Ekin
Geburtsort: Sêrt
Namen von Mutter und Vater: Erdem – Resul
Todestag und -ort: 23. September 2021 / Avaşîn

 

Codename: Mazlum Batman
Vor- und Nachname: Ümran Kaya
Geburtsort: Êlih
Namen von Mutter und Vater: Gülcihan – Mehmet
Todestag und -ort: 26. September 2021 / Avaşîn

 

Celal Fedakar

 

Celal Fedakar ist in Silêmanî geboren und in einer patriotischen Familie aufgewachsen. Die Guerilla interessierte ihn bereits in seiner Kindheit und er war von dem Kampf der PKK in allen Teilen Kurdistans beeindruckt. Als die Türkei 2018 Efrîn besetzte, entschied er sich zum bewaffneten Widerstand und ging zur Guerilla. In den Bergen absolvierte er mehrere Ausbildungsprogramme und gewann dadurch ideologische und militärische Reife. Er hielt sich lange Zeit in der Region Avaşîn auf und nahm an zahlreichen Aktionen gegen die türkischen Besatzungstruppen teil. Während der Invasion im vergangenen Jahr kämpfte er in dem Bewusstsein, dass in Avaşîn die Errungenschaften in Südkurdistan verteidigt werden müssen. Nach dem Chemiewaffeneinsatz in Werxelê ging er zusammen mit Mazlum Batman in das Widerstandsgebiet, um seinen Weggefährt:innen in der Tunnelanlage zu helfen. Dort kam er selbst durch türkisches Giftgas ums Leben.

Jînda Ronahî

Jînda Ronahî stammte aus einer patriotischen Familie aus Efrîn und kannte die PKK bereits als Kind. Zu Beginn der Revolution von Rojava sah sie erstmalig Guerillaeinheiten in Efrîn. Diese Begegnung hinterließ großen Eindruck bei ihr und sie begann selbst, für die Revolution aktiv zu werden. Sie kämpfte bewaffnet mit großer Entschlossenheit und Begeisterung gegen die Besatzer und arbeitete in vielen verschiedenen Bereichen in Rojava. 2017 ging sie zur Guerilla und bildete sich ideologisch und militärisch weiter. Sie übernahm Aufgaben auf Kommandoebene und entwickelte sich zu einer beispielhaften Militanten der Frauenguerilla YJA Star. Zur Zeit der Neustrukturierung der Guerilla absolvierte sie eine Spezialausbildung und beherrschte innerhalb kurzer Zeit die neuen Taktiken. Sie verbrachte ihr gesamtes Guerillaleben in Avaşîn und kannte das Gelände gut. Im Krieg war das ein großer Vorteil und sie war Teil der Gruppen, die in den Kampfgebieten gegen den Feind intervenierten. Zuletzt ging sie nach Werxelê, wo die türkische Armee drei Monate lang ununterbrochen angriff. So wurde sie Teil des legendären Widerstands in den Kriegstunneln. Sie kam durch türkisches Giftgas ums Leben.

Amara Çiya

 

Amara Çiya ist in Dirbesiyê in Rojava geboren. Ihre Familie stand der kurdischen Befreiungsbewegung nahe. Amara lernte die Bewegung mit der Revolution von Rojava näher kennen und wollte selbst eine dieser Frauen werden, die erfolgreich Verantwortung auf allen Ebenen übernahmen. 2015 schloss sie sich der Guerilla an. An der Ausbildung nahm sie in dem Bewusstsein teil, dass der Kampf gegen den Feind ideologische und militärische Stärke erfordert. Sie beschäftigte sich mit den Taktiken des Guerillakriegs ebenso wie mit der Frauenbefreiungsideologie und der Lebensphilosophie von Abdullah Öcalan. So entwickelte sie sich zu einer kompetenten Kämpferin der YJA Star, die dem freien Leben in den kurdischen Bergen leidenschaftlich verbunden war. Einen großen Teil ihres Guerillalebens verbrachte sie in Avaşîn. Gegen die türkische Invasion leistete sie Widerstand in mobilen Einheiten und in den Tunnelanlagen. Sie kam durch türkisches Giftgas ums Leben.

Özgür Bedran

 

Özgür Bedran ist in Sêrt in Nordkurdistan geboren. Er wuchs in einem Umfeld auf, in dem sich viele Verwandte und Bekannte der Befreiungsbewegung anschlossen. Dadurch kannte er die Realität seines Volkes und Landes bereits als Kind. Seine Familie zog später in eine türkische Stadt, blieb der kurdischen Kultur jedoch verbunden. Özgür Bedran wurde in der Jugendbewegung aktiv und für sein legales Engagement verhaftet. Die 13 Monate im Gefängnis nutzte er zur Weiterbildung. Als er entlassen wurde, war seine Entschlossenheit zum Kampf größer als zuvor. Als Reaktion auf das Angriffskonzept des türkischen Staates seit 2015 ging er zur Guerilla und erfüllte sich damit einen Kindheitstraum. Er schloss sich der Guerilla in der Region Avaşîn an. Dort absolvierte er seine erste Ausbildung, nahm zum ersten Mal an einer bewaffneten Aktion teil und erlebte erstmalig, wie Weggefährt:innen von ihm im Kampf fielen. Im Rahmen der Neustrukturierung der Guerilla professionalisierte er sich in bestimmten Branchen und vertiefte sein ideologisches Wissen. Danach kehrte er gestärkt nach Avaşîn zurück und kam im Tunnelkrieg in Werxelê durch türkisches Giftgas ums Leben.

Mazlum Batman

 

Mazlum Batman kam als Sohn einer patriotischen Familie in Êlih zur Welt. In seiner Verwandtschaft gab es Gefallene des kurdischen Befreiungskampfes und er wuchs mit den Geschichten über die mutigen Kämpferinnen und Kämpfer auf. So lernte er die Bewegung kennen und machte sich auf die Suche nach einem freien Leben. Er arbeitete eine Zeitlang in einer türkischen Stadt, wodurch ihm die ausgrenzende Politik des türkischen Staates noch stärker bewusst wurde. Als der türkische Staat zusammen mit dem IS Rojava angriff, folgte er dem Mobilmachungsaufruf von Abdullah Öcalan und schloss sich in Amed der Guerilla an. Er absolvierte eine kurze Grundausbildung in Amed und ging nach Rojava, um Kobanê zu verteidigen. Nach der Befreiung von Kobanê nahm er an weiteren Offensiven gegen die Islamisten teil. Eine Kriegsverletzung führte lediglich dazu, dass seine Entschlossenheit größer wurde. 2017 ging er erneut zur Guerilla in die Berge und bildete sich weiter. Er hielt sich in den Gebieten Garê, Cîlo, Zap und zuletzt in Avaşîn auf. Seit Beginn der türkischen Invasion im April 2021 kämpfte er erfolgreich gegen die Besatzung. Er kam durch türkisches Giftgas ums Leben, als er zur Unterstützung seiner Weggefährt:innen nach Werxelê ging.

Die HPG sprechen den Angehörigen der Gefallenen und dem Volk Kurdistans ihr Mitgefühl aus.