Leyla Turgut (Koçerîn Rojîn), Dilsoz Habîb (Axîn Amûdê), Songül Tarıncı (Roza Rênas Amed) und Berîvan Mustafa (Avrîn Mahsum) sind im September vergangenen Jahres bei türkischen Angriffen auf die Medya-Verteidigungsgebiete ums Leben gekommen. Die Gefallenen waren Mitarbeiterinnen des Pressezentrums der YJA Star (Verbände freier Frauen) und HPG (Volksverteidigungskräfte) und damit die „Stimme der Freiheitsguerilla Kurdistans“. Das teilte die HPG-Pressestelle heute in einem ausführlichen Nachruf mit. Die HPG sprechen den Angehörigen und dem kurdischen Volk ihr Mitgefühl aus.
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Codename: Koçerîn Rojîn
Vor- und Nachname: Leyla Turgut
Geburtsort: Qers
Namen von Mutter und Vater: Şirin – Mehmet
Todestag und -ort: 12. September 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete |
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Codename: Avrîn Mahsum
Vor- und Nachname: Bêrîvan Mustafa
Geburtsort: Efrîn
Namen von Mutter und Vater: Fethiye – Recep
Todestag und -ort: 19. September 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete |
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Codename: Axîn Amûdê
Vor- und Nachname: Dilsoz Hebîb
Geburtsort: Amûdê
Namen von Mutter und Vater: Newroz – Kamuran
Todestag und -ort: 12. September 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete |
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Codename: Roza Rênas Amed
Vor- und Nachname: Songül Tarıncı
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Rahime – Şehmus
Todestag und -ort: 12. September 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete |
Koçerîn Rojîn
Koçerîn Rojîn ist in Qers in Nordkurdistan geboren und in Istanbul aufgewachsen, weil ihre Familie die Heimat aufgrund der staatlichen Repression verlassen musste. Als junge Frau beschäftigte sie sich mit der Befreiungsideologie von Abdullah Öcalan und wurde in der kurdischen Jugendbewegung aktiv. 2013 schloss sie sich der Guerilla an und machte eine Grundausbildung in Avaşîn. In der folgenden Praxis entwickelte sie sich zu einer führenden Militanten der YJA Star, aus einem weiteren Bildungsprogramm ging sie als Kommandantin hervor. Als der IS Kurdistan angriff, verteidigte sie die Bevölkerung in Mexmûr und Kerkûk. Nach Vollendung ihrer Aufgabe kehrte sie in die Berge zurück und setzte ihren Kampf in verschiedenen Gebieten fort. Sie arbeitete mit revolutionärem Verantwortungsbewusstsein in sensiblen Bereichen und wechselte schließlich ins Pressezentrum der HPG. Im Zuge der türkischen Besatzungsangriffe berichtete sie an der Front vom Widerstand der Guerilla. Dabei legte sie ihren Schwerpunkt auf den Kampf von Gefallenen und griff selbst zur Waffe, wenn es notwendig war.
Avrîn Mahsum
Avrîn Mahsum ist in Efrîn-Şêrewa in Rojava (Westkurdistan) geboren und in einer der PKK nahestehenden Familie aufgewachsen. Bis zu ihrem achten Lebensjahr wohnte sie mit ihrer Familie in Aleppo. Ihren ersten Konflikt mit dem herrschenden Baath-Regime erlebte sie bei ihrer Einschulung, als sie anstatt ihrer Muttersprache Kurmancî Arabisch sprechen musste. Zwei ihrer Geschwister schlossen sich dem kurdischen Befreiungskampf an. Avrîn erlebte die Revolution von Rojava und beteiligte sich am Widerstand ihres Volkes gegen die Angriffe islamistischer Organisationen. Als ihr Bruder Mahsum Efrîn im Kampf gegen die Besatzer ums Leben kam, übernahm sie 2014 seine Waffe und setzte seinen Kampf fort. Mit einer Waffe in der einen Hand und einer Kamera in der anderen Hand berichtete sie als Kriegsreporterin von der Front. Durch diese Arbeit trug sie maßgeblich dazu bei, die Brutalität des IS und den Widerstand in Rojava weltweit bekannt zu machen. Während der türkischen Invasion Anfang 2018 in Efrîn nahm sie am bewaffneten Widerstand teil und berichtete gleichzeitig darüber. Bei einem Gefecht wurde sie verwundet und verlor zusammen mit einem Mitkämpfer den Anschluss an ihre Einheit. Da davon ausgegangen werden musste, dass sie nicht überlebt haben, wurden sie als Gefallene deklariert. Nach 26 Tagen im Feindgebiet wurden die beiden von den YPJ/YPG gerettet. Nach der Besatzung von Efrîn ging Avrîn in die Berge und schloss sich der Guerilla an. An der Şehîd-Bêrîtan-Akademie konnte sie ihre militärischen und ideologischen Kenntnisse weiterentwickeln und vervollständigen. Seit 2020 arbeitete sie im Pressezentrum der YJA Star.
Axîn Amûdê
Axîn Amûdê ist in Amûdê in Rojava geboren und mit der kurdischen Widerstandskultur aufgewachsen. Sie studierte Soziologie und beschäftigte sich mit den Vorstellungen von Abdullah Öcalan über eine freie Gesellschaft. Im Zuge der von Frauen angeführten Revolution von Rojava beteiligte sie sich an den Aktivitäten der Jugendbewegung und unterrichtete eine Zeitlang Kurdisch. 2017 ging sie zur Guerilla in die Berge und war in der Medienarbeit tätig. Sie machte eine Ausbildung an der Apollo-Akademie, in der sie sich mit der Frauenbefreiungsideologie auseinandersetzte und militärische Kompetenz erlangte. Danach übernahm sie verschiedene kritische Aufgaben und beteiligte sich an vorderster Front am Widerstand gegen die türkische Armee im Zap. Im Anschluss war sie wieder in der Medienarbeit und dokumentierte das Geschehen im Kriegsgebiet. Zuletzt arbeitete sie im Pressezentrum der YJA Star.
Roza Rênas Amed
Roza Rênas Amed ist in Amed in Bakur (Nordkurdistan) geboren und unter dem Eindruck der kurdischen Volksaufstände aufgewachsen. Sie beteiligte sich an der Arbeit der Jugendbewegung und ging 2015 nach Rojava, um die Revolution zu verteidigen. In Rojava kämpfte sie militant gegen den IS und entwickelte sich zu einer kompetenten Führungspersönlichkeit. 2018 schloss sie sich in den kurdischen Bergen der Guerilla an und vervollständigte ihre Kampferfahrung mit einer Grundausbildung im Qendîl-Gebirge. Sie lernte die professionelle Anwendung moderner Guerillataktiken und kam danach nach Gare. Nach einem Aufenthalt an der Apollo-Akademie setzte sie ihre Arbeit als führende Militante der YJA Star fort.