HPG veröffentlichen Namen von Gefallenen

Die HPG haben die Namen von vier Gefallenen veröffentlicht. Die Guerillakämpfer:innen Amargî, Zîn, Arjîn und Özgür sind im Widerstand gegen die türkische Besatzung ums Leben gekommen.

Die Guerillakämpfer:innen Amargî, Zîn, Arjîn und Özgür sind im Widerstand gegen die türkische Besatzung gefallen. Die Volksverteidigungskräfte (HPG) würdigen die Gefallenen als Vertreter:innen der apoistischen Widerstandslinie und sprechen den Angehörigen und dem Volk Kurdistans ihr Beileid aus. Zu den vier gefallenen Kämpfer:innen macht das Pressezentrum der HPG folgende Angaben:

                                 

Codename: Amargî Şervan Egîd
Vor- und Nachname: Büşra Muhammed
Geburtsort: Tirbespiyê
Namen von Mutter und Vater: Ceyda – Abid
Todestag und -ort: 31. Mai 2022 / Zap

 

Codename: Zîn Doğa
Vor- und Nachname: Nur Hisên Silêman
Geburtsort: Qamişlo
Namen von Mutter und Vater: Resmiya – Hisên
Todestag und -ort: 29. Mai 2022 / Zap

 

Codename: Arjîn Êrîş Eruh
Vor- und Nachname: Burcu Durmuş
Geburtsort: Mersin
Namen von Mutter und Vater: Kıymet – Kerim
Todestag und -ort: 18. August 2022 / Metîna

 

Codename: Özgür Dîcle
Vor- und Nachname: Hasan Biter
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Zeynep – Süleyman
Todestag und -ort: 18. August

 

Amargî Şervan Egîd

Amargî Şervan Egîd ist in Tirbespiyê geboren und lernte die kurdische Befreiungsbewegung im Zuge der Revolution von Rojava kennen. Sie erlebte die gesellschaftlichen Veränderungen in dieser Zeit und war vor allem von der Frauenbefreiung begeistert. Um die Hintergründe zu begreifen, setzte sie sich mit den Vorstellungen Abdullah Öcalans und ihrer eigenen Rolle als junger Frau auseinander. Angesichts der Tausenden Menschen, die in Nordsyrien im Kampf gegen islamistische Gruppen ums Leben kamen, fühlte sie sich verantwortlich, selbst zu diesem Kampf beizutragen. Als ihre Kindheitsfreundin zur Guerilla ging, entschied sich ebenfalls für den bewaffneten Kampf und ging 2017 in die Berge. Nach ihrer Grundausbildung wurde sie Teamkommandantin und bildete selbst neue Kämpfer:innen aus. Dieser Aufgabe widmete sie sich mit großer Aufrichtigkeit und Schlichtheit. Obwohl sie dabei erfolgreich war, beharrte sie darauf, aktiv am militärischen Kampf teilzunehmen. 2018 ging sie nach Heftanîn und bekam zusammen mit anderen Kämpferinnen eine militärische Fortbildung an der Rojîn-Gewda-Operationsakademie, wo sie neue Guerillataktiken erlernte und ihre eigene Stärke und ihr Potential entdeckte. Als Kämpferin der YJA Star nahm sie anschließend an diversen Aktionen gegen den Feind in Heftanîn teil und übernahm eine führende Rolle im Widerstand gegen die türkische Militäroperation im Jahr 2019. Sie wurde Teil der Sondereinheit Hêzên Taybet und nahm an einer entsprechenden Ausbildung teil. Als die türkische Invasion in den Medya-Verteidigungsgebieten begann, kämpfte sie in einer der mobilen Einheiten, die lange Zeit Luftlandeoperationen verhindern konnten. Sie leistete mit großer Opferbereitschaft bis zum letzten Atemzug Widerstand.

Zîn Doğa

Zîn Doğa ist in Qamişlo geboren. Ihre Familie stand der kurdischen Befreiungsbewegung nahe und Zîn lernte die PKK bereits als Kind kennen. Als junge Frau beteiligte sie sich an der Revolution von Rojava, 2015 schloss sie sich den YPJ an und nahm an diversen Offensiven gegen islamistische Gruppen teil. Dabei wurde sie mehrmals verwundet und gewann militärische Erfahrung. Gleichzeitig nahm sie an einer ideologischen Ausbildung teil und setzte sich mit den Vorstellungen von Abdullah Öcalan auseinander. In dieser Zeit beschäftigte sie sich intensiv mit der Frauenbefreiungsideologie und der Versklavung von Frauen im männlichen Herrschaftssystem. Sie hinterfragte ihre eigene Haltung und kam zu dem Schluss, noch viel radikaler kämpfen zu wollen. Nach der Ausbildung übernahm sie Aufgaben in der Medienarbeit und in der internen Kommunikation, die Disziplin und großes Vertrauen in sie voraussetzten. Aus Rojava ging sie schließlich in die Berge und wurde Teil der Hêzên Taybet. Als die türkischen Besatzungsangriffe auf die Medya-Verteidigungsgebiete begannen, gehörte Zîn zu den ersten Guerillakämpfer:innen, die aktiven Widerstand leisteten. Sie war in einer mobilen Einheit und verhinderte mit ihrem opferbereiten Kampf lange Zeit, dass die türkische Armee Truppen im Kriegsgebiet absetzen konnte.

Arjîn Êrîş Eruh

Arjîn Êrîş Eruh stammte aus Sêrt-Dih, der Region, in der die erste Kugel im kurdischen Befreiungskampf fiel. Ihre Familie musste die Heimat aufgrund der staatlichen Repression verlassen und Arjîn kam in Mersin zur Welt. Sie wuchs trotzdem mit der kurdischen Kultur auf und erlebte aus unmittelbarer Nähe, mit welchen Methoden der türkische Staat die kurdische Jugend und die Frauen von ihrer Identität entfremden und assimilieren wollte. Da Menschen aus ihrem familiären und sozialen Umfeld im Gefängnis waren oder sich in verschiedenen Bereichen der Befreiungsbewegung engagierten, wurde ihr die Unterdrückung ihres Volkes früh bewusst. Sie empfand Hass und Wut und suchte nach Möglichkeiten, dagegen zu kämpfen. Besonderen Einfluss auf ihre Bewusstseinsentwicklung hatte der brutale Feldzug des IS in Kurdistan. Arjîn ging nach Rojava, um sich am Widerstand zu beteiligen und Kobanê zu verteidigen. In der Schlacht um Kobanê kämpfte sie mit unerschöpflicher Energie und war eine der Held:innen, die dem IS die erste Niederlage in seiner Geschichte bereiteten. In Rojava setzte sie sich intensiv mit der PKK-Ideologie und der Frage der Frauenbefreiung auseinander und hinterfragte mit großer Offenherzigkeit ihre eigene Persönlichkeit. Um ihren verwundeten Mitkämpfer:innen helfen zu können, machte sie eine Ausbildung in medizinischer Nothilfe. In der kommenden Zeit übernahm sie sowohl als Kommandantin als auch als Sanitäterin wichtige Aufgaben in verschiedenen Kampfgebieten. Der Sieg über den IS ist unter anderem auch Arjîn zu verdanken. Nach Erfüllung ihres Auftrags in Rojava ging sie in die Berge und wurde Guerillakämpferin. Sie nahm mit großer Opferbereitschaft am Widerstand gegen die türkische Invasion in Metîna teil und vermittelte ihre Kampferfahrung aus Rojava an ihre Weggefährt:innen in den Bergen. Als Sanitäterin und als Kämpferin der YJA Star spielte sie eine wichtige Rolle bei zahlreichen Aktionen gegen die türkische Armee und kümmerte sich aufopferungsvoll und mit großer Hingabe um ihre verwundeten Mitkämpfer:innen.

Özgür Dicle

Özgür Dicle ist in Cizîr geboren. Seine Familie war patriotisch und er kannte die PKK bereits als Kind. Er wuchs in der für die Region typischen Atmosphäre des Widerstands auf und beteiligte sich an den Aktivitäten der kurdischen Jugendbewegung. Bei dieser Arbeit setzte er sich dafür ein, dass in der Bevölkerung ein Bewusstsein für die Notwendigkeit von Selbstverteidigung entsteht. Aufgrund seiner politische Arbeit wurde er verhaftet und verbrachte 13 Monate im Gefängnis. In der Haft und nach seiner Entlassung setzte er seinen Widerstand fort. 2009 war er am Geburtstag von Abdullah Öcalan in dessen Geburtsdorf Amara und musste miterleben, wie zwei Genossen bei dem Angriff der türkischen Sicherheitskräfte auf die Menschenmenge ums Leben kamen. Danach beteiligte er sich an den mehrtägigen Protesten in Cizîr und wurde erneut verhaftet. Diesmal blieb er zwei Jahre im Gefängnis und nutzte die Zeit, um sich weiterzubilden. Nach seiner Entlassung 2011 ging er in die Berge und bekam eine Grundausbildung in Metîna. Nach zwei Praxisjahren in Metîna zog er in den Kampf gegen den IS und nahm an verschiedenen Befreiungsoffensiven teil. Er wurde zweimal schwer verwundet und kämpfte weiter, mit großem Mut und opferbereiter Militanz. Anschließend beteiligte er sich am Selbstverwaltungswiderstand der Bevölkerung von Botan und kehrte nach einer Weile zurück in die Medya-Verteidigungsgebiete, wo er sich an der Haki-Karer-Akademie mit seiner bisherigen Kampfpraxis auseinandersetzte und neue Guerillataktiken erlernte. Danach kam er erneut nach Metîna und setzte seine Fähigkeiten im Widerstand gegen die türkische Invasion in die Praxis um. Er kämpfte von Zendûra bis zum Girê Hekarî in verschiedenen Gebieten und nahm in einer mobilen Einheit an vielen erfolgreichen Aktionen gegen den Feind teil.