Der Guerillakommandant Delîl Zagros ist im Juli 2022 am Girê Amêdî in Südkurdistan gefallen. Das hat das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) bekannt gegeben. Delîl Zagros war Kommandant des Widerstandsgebiets Girê Amêdî, das im vergangenen Jahr von der türkischen Armee angegriffen wurde.
„Unser Weggefährte Delîl war der Architekt und Kommandant des Widerstands am Girê Amêdî, mit dem den Besatzern die ersten und effektivsten Schläge verpasst wurden. Ihr Vormarsch wurde monatelang aufgehalten, Hunderte Besatzer wurden bestraft, zwei Hubschrauber wurden zum Absturz gebracht. Die Leichen von Spezialkräften der türkischen Armee wurden beschlagnahmt und der Öffentlichkeit wurde damit die Realität vor Augen geführt. Letztendlich konnte die Armee überhaupt keine Ergebnisse erzielen und musste das Widerstandsgebiet fluchtartig verlassen. Hevalê Delîl machte es zu seinem Grundcharakter, immer ganz vorne zu sein und opferbereit mit großem Mut vorzugehen. Auf diese Weise nahm er auch am Widerstand am Girê Amêdî teil und spielte dabei eine historische Rolle. Als er nach Wegen suchte, den Feind bei dem Besatzungsversuch der Medya-Verteidigungsgebiete zu schlagen, wurde er bei einem Angriff schwer verwundet. Er konnte nicht gerettet werden und ist gefallen. Unser Genosse Delîl war Kommandant von Hunderten Fedai [„Opferbereiten“]. Er war eine Symbolfigur der Opferbereitschaft, ein ausgesuchter Revolutionär und Kommandant der revolutionären Offensive ,Cenga Xabûrê Şehîd Savaş Maraş' und ist in die Geschichte unseres Kampfes eingegangen. Der Stamm der Alan und das gesamte Volk Kurdistans werden immer stolz auf ihn sein“, erklären die HPG.
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Codename: Delîl Zagros
Vor- und Nachname: Cercis Çaksu
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Reyhan – Osman
Todestag und -ort: 25. Juli 2022 / Medya Savunma Alanları |
Delîl Zagros ist in Wan-Şax geboren und gehörte zum Stamm der Alan, einem Zweig der Stammeskonföderation der Ertûşî. Er wuchs in Verbundenheit mit den gesellschaftlichen Wertvorstellungen in einem patriotischen Umfeld auf und beendete seine Schullaufbahn in der Mittelschule, um zu arbeiten. Gleichzeitig war er sportbegeistert und spielte lange Zeit Fußball. Als er sah, dass es für freie Kurden im türkischen Staatssystem und in den offiziellen Fußballvereinen keinen Platz gibt, gab er diesen Sport auf.
Die PKK kannte Delîl Zagros bereits als kleines Kind. Als Jugendlicher las er viel und setzte sich mit den Inhalten der kurdischen Befreiungsbewegung auseinander. 2013 schloss er sich in Wan der Guerilla an und kam in die Medya-Verteidigungsgebiete. Dort machte er eine Ausbildung für neue Kämpfer:innen. Er hatte hohe Ansprüche an sich selbst und wurde mit seiner Einsatzbereitschaft, seiner Arbeit, seiner Selbstlosigkeit, seiner Bescheidenheit und seiner Herzlichkeit zu einem beliebten und geschätzten Genossen, schreiben die HPG. Innerhalb kurzer Zeit übernahm er Verantwortung auf Kommandoebene und arbeitete unermüdlich, um jede Aufgabe mit größtmöglichem Erfolg zu erfüllen. Nach seinem ersten Jahr bei der Guerilla wurde er Teil der Sondereinheit Hêzên Taybet, die eine besondere Opferbereitschaft voraussetzt. Anschließend nahm er an der Arbeit der Kommandantur des Hauptquartiers der Volksverteidigung teil und war drei Jahre lang mit sehr kritischen Aufgaben betraut. Dabei spielte er eine wichtige Rolle und leistete einen sehr wertvollen Beitrag.
Die Zeit an der Seite der Kommandantur des Hauptquartier war für Delîl Zagros wie eine Revolutionsschule. Er nahm die wesentlichen Merkmale des Apoismus in seiner Persönlichkeit auf und setzte sich neben seiner praktischen Arbeit intensiv mit dem Paradigma von Abdullah Öcalan und der Strategie des revolutionären Volkskrieges auseinander. In den verschiedenen Bereichen seines Lebens hatte er immer etwas in der Hand: Beil und Schaufel, Waffe und Handgranate, Buch und Stift. Er recherchierte zur Kampfgeschichte und las mit großer Begeisterung Geschichten über historische Persönlichkeiten und Kommandant:innen. Mit allem, was er tat, bereicherte er seine Persönlichkeit. Sein revolutionäres Leben war nie eindimensional. Er beschäftigte sich mit allen Dimensionen des Lebens und zog seine Lehren daraus. In kritischen Momenten dachte er nie an sich selbst, sondern stellte sich schützend vor seine Weggefährt:innen. „Er vergaß den Schmerz seiner eigenen Wunden, um die Wunden seiner Genossinnen und Genossen zu verbinden“, schreiben die HPG.
2019 verließ Delîl Zagros das Hauptquartier und kam als Ausbilder an die Akademie der Hêzên Taybet. Er widmete sich der Ausbildung mit großem Verantwortungsbewusstsein und versuchte alles weiterzugeben, was er selbst über die apoistische Opferbereitschaft gelernt hatte. Dabei beließ er es nicht bei einer mündlichen Weitergabe, sondern zeigte seine Erkenntnisse im praktischen Leben. „Genosse Delîl war Kommandant der Fedai und hat Hunderten Kämpferinnen und Kämpfer mit seinem persönlichen Beispiel Kraft gegeben, ihnen die Richtung gewiesen und geholfen. Mit seiner herzlichen und innigen Genossenschaftlichkeit wurde er für sie zur Quelle der Hoffnung und Moral. Er war ein Genosse unter Genossinnen und Genossen und leistete eine unbeschreibliche Arbeit, damit die Köpfe seiner Weggefährt:innen die Sterne berühren“, so die HPG. „Wo immer er auch war, wurden die Ernsthaftigkeit, Aufrichtigkeit, Disziplin und Opferbereitschaft größer. Er vermittelte seinen Weggefährt:innen den Geist des Sieges.“
Bereits im Vorfeld der türkischen Invasion in Südkurdistan leistete Delîl Zagros großen Einsatz bei der Errichtung von Verteidigungsstellungen und der Vorbereitung der mobilen Guerillaeinheiten im Widerstandsgebiet Girê Amêdî. Die HPG sprechen seinen Angehörigen, dem patriotischen Stamm der Alan und dem gesamten Volk Kurdistans ihr Beileid aus und erklären, dass sein Kampf für die Existenz und Freiheit seines Volkes siegreich sein wird.