HPG gedenken Cûdî-Gefallenen

Memo Mêrdîn, Serhat Cigerxwîn Dîgor und Êrîş Hebûn sind 2017 am Berg Cûdî gefallen. Die HPG würdigen ihren langjährigen Kampf gegen den türkischen Kolonialismus und gegen den IS in Şengal.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Namen von drei Gefallenen veröffentlicht. Memo Mêrdîn, Serhat Cigerxwîn Dîgor und Êrîş Hebûn sind im September 2017 bei einer Militäroperation der türkischen Armee am Berg Cûdî in Nordkurdistan ums Leben gekommen. Memo Mêrdîn war Gebietskommandant am Cûdî, alle drei haben 2014 in Şengal gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) gekämpft.

Die HPG schreiben in ihrem Nachruf: „Unsere Weggefährten Memo, Serhat und Êrîş waren unvergleichbare Beispiele für die apoistische Militanz und haben ihre Namen mit goldenen Lettern in die Freiheitsgeschichte Kurdistans geschrieben. Zuerst haben sie ihr individuelles Leben zurückgelassen und sind opferbereite Revolutionäre geworden, danach haben sie in den kurdischen Bergen gekämpft. Als das ezidische Volk mit einem Genozid konfrontiert war, sind sie ohne Zögern und unverzüglich nach Şengal gegangen. Sie sind konkrete Beispiele für den legendären Kampf der apoistischen Militanten in Şengal, für Heldenmut, Opferbereitschaft und die tiefe Verbundenheit mit den Menschen Kurdistans. Als alle anderen panisch aus Şengal flohen, sind sie mutig eingeschritten und haben den Islamisten eine Niederlage bereitet. Nach der Vollendung ihrer Aufgabe in Şengal sind sie mit großer Moral und einem reinen Gewissen in die kurdischen Berge zurückgekehrt und haben gegen den Faschismus der AKP/MHP gekämpft.“

In dem Nachruf heißt es weiter, dass 2017 der revolutionäre Volkskampf intensiv geführt wurde, um sich gegen den Vernichtungsfeldzug des türkischen Staates zu verteidigen. Überall in Nordkurdistan (Bakur) wurde Widerstand geleistet, so auch am Berg Cûdî: „Heval Memo hat die Gebietskommandantur am Cûdî übernommen. Unter seiner Führung sind dem Feind schwere Schläge versetzt worden, die feindlichen Pläne scheiterten. Unsere Weggefährten Memo, Serhat und Êrîş haben großen Einsatz bei der Befreiung des ezidischen Volkes gezeigt und sind am 15. September 2017 im Nahkampf gegen die Besatzer bei einer feindlichen Operation gefallen.“

Die HPG erklären, dass der Kampf der Gefallenen weitergeht und alles getan wird, um ihnen gerecht zu werden und ihre Ziele zu verwirklichen. „Als ihre Genossinnen und Genossen sind wir stolz darauf, mit ihnen zusammen gekämpft zu haben. Wir sprechen ihren Familien, dem ezidischen Volk, dem sie innig verbunden waren, und der patriotischen Bevölkerung Kurdistans unser Mitgefühl aus.“

                            

Codename: Memo Mêrdîn
Vor- und Nachname: Davut Çelik
Geburtsort: Mêrdîn
Namen von Mutter und Vater: Vesile – Ali
Todestag und -ort: 15. September 2017 / Cûdî

 

Codename: Serhat Cigerxwîn Dîgor
Vor- und Nachname: Ibrahim Gönen
Geburtsort: Qers
Namen von Mutter und Vater: Fatma – Hulusi
Todestag und -ort: 15. September 2017 / Cûdî

 

Codename: Êrîş Hebûn
Vor- und Nachname: Barış Erkol
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Bedia – Mehmet
Todestag und -ort: 15. September 2017 / Cûdî

 

Memo Mêrdîn

 

Memo Mêrdîn ist in Qoser geboren und hatte seit Anfang der 1990er Kontakt zur kurdischen Befreiungsbewegung. 1996 wurde er verhaftet und verbrachte eine Zeit im Gefängnis. Seine Gefangenschaft nutzte er zur Weiterbildung. 2002 schloss er sich in Mêrdîn-Omerya der Guerilla an, obwohl er verheiratet und Vater von zwei Kindern war. Wie er selbst sagte, sah er den Kampf als einzige Möglichkeit, den Kindern Kurdistans die Aussicht auf ein freies und würdevolles Leben zu ermöglichen. Nach einer kurzen Zeit in Mêrdîn hielt er sich sechs Jahre in Heftanîn auf und ging anschließend auf eigenen Vorschlag nach Nordkurdistan. Er kämpfte fünf Jahre am Cûdî und trug maßgeblich dazu bei, die Strategie des revolutionären Volkskampfes zu organisieren. Beim Rückzug großer Teile der Guerilla aus Nordkurdistan kam er 2013 in die Medya-Verteidigungsgebiete, 2014 gehörte er zu den ersten Einheiten, die nach dem IS-Angriff am 3. August nach Şengal gingen. Im Kampf gegen die Islamisten wurde er verwundet, was seine Entschlossenheit jedoch nicht minderte. Nach HPG-Angaben wurde er in der ezidischen Bevölkerung für seinen Kampf und seine Persönlichkeit geliebt und respektiert, vor allem von den Kindern.

 

2016 kehrte Memo Mêrdîn aus Şengal zurück in die Berge und ging im selben Jahr auf eigenen Wunsch wieder nach Nordkurdistan, wo er viele erfolgreiche Aktionen gegen die türkische Armee koordinierte. Die HPG beschreiben ihn als einen Kommandanten, der seinen Mitkämpfer:innen innig verbunden und von der Frauenbefreiungsideologie überzeugt war.

Serhat Dîgor

 

Serhat Dîgor ist in Qers-Dîgor geboren, einer Region, in der die ersten Volksaufstände (Serhildan) gegen den türkischen Kolonialismus stattgefunden haben und aus der sich Hunderte Menschen in den 1990er Jahren der PKK anschlossen. Auch Verwandte von ihm gingen zur Guerilla, so auch sein Onkel, dem Serhat bereits als Kind nacheiferte. 2013 ging er in die Berge und nahm den Namen seines gefallenen Cousins an. Er widmete sich mit großer Ernsthaftigkeit seiner Ausbildung zum Guerillakämpfer und hielt sich lange Zeit in Gare auf. 2015 nahm er an den Befreiungsoffensiven in Şengal teil und zeigte dabei großen Mut und Opferbereitschaft. Seine dabei gewonnene Kampferfahrung wollte er in Nordkurdistan einsetzen, ab 2016 war im Cûdî-Gebiet und nahm aktiv am Widerstand für Selbstbestimmung teil.

Êrîş Hebûn

 

Êrîş Hebûn ist in Wan geboren und in einer patriotischen Familie aufgewachsen. Seine Familie musste aufgrund der staatlichen Repression nach Mersin umziehen. Dort engagierte Êrîş sich früh in der kurdischen Jugendbewegung und setzte sich mit den Vorstellungen Abdullah Öcalans auseinander. 2014 schloss er sich der Guerilla an. Sein erstes Praxisgebiet nach der Grundausbildung war Heftanîn, von dort aus ging er zur Verteidigung der ezidischen Gemeinschaft nach Şengal und kämpfte gegen den IS. Danach kehrte er zurück in die Berge und kam schließlich nach Botan, wo er seinen Kampf erfolgreich fortsetzte.