HPG geben Identitäten von Gefallenen bekannt

Die HPG haben die Identitäten von fünf im Jahr 2020 in der nordkurdischen Region Wan gefallenen Kämpfer:innen bekannt gegeben. Unter den Gefallenen befindet sich Baharîn Kendal aus dem Gebietskommando von Wan.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Identitäten von fünf am 24. September 2020 in der nordkurdischen Provinz Wan gefallenen Guerillakämpfer:innen bekannt gegeben. Bei den Gefallenen handelt es sich um Baharîn Kendal aus dem Gebietskommando von Wan und die Kämpfer Şiyar Sason, Faîq Efrîn, Şiyar Kobanê und Sîdar Canfeda. Die Kämpfer:innen befanden sich bereits viele Jahre im Widerstand und fielen bei einem Gefecht mit der türkischen Armee in Nordkurdistan.

Codename: Baharîn Kendal
Vor- und Nachname: Delal Ali
Geburtsort: Kobanê
Namen von Mutter und Vater: Hanife – Ali
Todestag und -ort: 24. September 2020 / Wan
Codename: Şiyar Sason
Vor- und Nachname: Hamit Tiryaki
Geburtsort: Êlih
Namen von Mutter und Vater: Sariye – Hüseyin
Todestag und -ort: 24. September 2020 / Wan
Codename: Faîq Efrîn
Vor- und Nachname: Şervan Mamo
Geburtsort: Efrîn
Namen von Mutter und Vater: Elmas – Muhammed
Todestag und -ort: 24. September 2020 / Wan
Codename: Sîdar Canfeda
Vor- und Nachname: Reşit Oruk
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Soni – Nizam
Todestag und -ort: 24. September 2020 / Wan
Codename: Şiyar Kobanê
Vor- und Nachname: Esxer Qordoymîlan
Geburtsort: Maku
Namen von Mutter und Vater: Turan – Irfan
Todestag und -ort: 24. September 2020 / Wan


Baharîn Kendal


Baharîn Kendal stammte aus dem Dorf Qeremox bei Kobanê in Rojava. Viele ihrer Verwandten sind Kämpfer:innen in der Guerilla. Die patriotische Haltung ihrer Familie prägte Baharîn tiefgreifend und sie beschäftigte sich schon früh mit dem Freiheitskampf. Insbesondere die Verschleppung und Inhaftierung des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan erschütterte Baharîn zutiefst und sie entschloss sich zum Beitritt zur Guerilla. Als ihre Cousine der Guerilla beitrat, setzte Baharîn ihren Wunsch in die Tat um und ging im Jahr 2000 in die Berge. Ihre erste Ausbildung bekam sie in der südkurdischen Region Qendîl. Dort lernte sie führende Kommandant:innen wie Rustem Zêdan und Nûda Karker kennen und konnte von deren großem Erfahrungsschatz profitieren. Sie vertiefte sich gleichzeitig auch in die Ideologie der Freiheitsbewegung. Ihre erste Kriegserfahrung war der Widerstand gegen die Kräfte, die zu Beginn des neuen Jahrtausends versuchten, die PKK von innen zu zerstören. Osman Öcalan, Nizamettin Taş und andere hatten versucht, die PKK von ihrer Linie abzubringen. Insbesondere die Frauenbewegung leistete dagegen entscheidenden Widerstand. In den Auseinandersetzungen mit Kollaborateuren wurde Baharîn verletzt. Mit ihrer entschlossenen Haltung wurde sie ein Beispiel für den Kampf gegen die Liquidationsbestrebungen gegen die PKK. 2003 ging sie in die nordkurdische Region Botan. Die Verbundenheit der Menschen in Botan mit der Guerilla berührte sie zutiefst und sie erklärte immer wieder, sie wolle die Region niemals verlassen. In Botan erlebte sie, wie viele ihrer Genoss:innen fielen. Das bestärkte sie in ihrem Wunsch, sich noch stärker in den Kampf einzubringen.


So kehrte sie 2005 in die Medya-Verteidigungsgebiete zurück, bildete sich an der Şehîd-Bêrîtan-Akademie weiter und arbeitete anschließend in verschiedenen Regionen. Aufgrund ihres Engagements und ihrer Haltung wurde sie schnell zu einer Kommandantin der Frauenguerilla YJA Star und beteiligte sich auf verschiedenen Ebenen an der Kommandostruktur. Zur ideologischen Vertiefung ging sie 2010 an die Mahsum-Korkmaz-Akademie und anschließend in die nordkurdische Region Dersim, um dort die Strategie des revolutionären Volkskriegs umzusetzen. In Dersim nahm sie an vielen erfolgreichen Aktionen als Kommandantin teil. Mit dem Angriff auf Kobanê wechselte sie in diese Region und verteidigte ihre Heimat gegen den IS. Nachdem sie dort ihre Genoss:innen in Kriegführung geschult hatte, ging sie zurück in die Berge. Bei den Angriffen auf die südkurdische Region Zap leistete sie auf Gebietskommandoebene einen wichtigen Beitrag im Widerstand. Nach der erfolgreichen Verteidigung der Region ging sie erneut nach Nordkurdistan, diesmal auf Gebietskommandoebene nach Wan. Dort kämpfte sie mit den neuen Guerillataktiken erfolgreich gegen die türkische Armee und fiel im September 2020. Die HPG schreiben: „Unsere Genossin Baharîn hat durch ihren ununterbrochenen Kampf für die Freiheit jedem Augenblick ihres Lebens einen Sinn gegeben.“

Şiyar Sason


Şiyar Sason stammte aus einer nomadischen Familie im Kreis Sason im nordkurdischen Êlih (tr. Batman). Seine Familie ist patriotisch eingestellt und eng mit den kurdischen Traditionen verbunden. Als die PKK in den 90er Jahren überall in Nordkurdistan eine Massenbasis aufbaute, lernte auch Şiyar die PKK kennen. Er traf auch schon früh Guerillakämpfer:innen und begegnete ihnen mit großer Neugier und Begeisterung. Gleichzeitig erlebte er auch die Repression des Staates und sah in der Guerilla eine Verteidigungskraft des Volkes. Er ging an die Universität in Amed (tr. Diyarbakır) und lernte dort den Widerstand kennen. Seine Zeit in Amed bezeichnete er später als „Zeit des Erwachens“. 2010 zog er die Konsequenz und schloss sich der Guerilla an. Er hatte keinerlei Schwierigkeiten, sich in das Leben in den Bergen zu integrieren und wurde bald zu einem Kandidaten für eine Kommandoposition. Auf Anraten seiner Genoss:innen besuchte er eine Akademie und nahm an militärischen und ideologischen Schulungen teil, um seine Kenntnisse in Kriegskunst, Guerillataktik und apoistischer Ideologie zu vertiefen und sich auf dieser Grundlage entscheidend weiterzuentwickeln. In dieser Ausbildung machte er einen Persönlichkeitssprung und wurde zu einem professionellen Guerillakämpfer. Nach seiner Ausbildung kämpfte er in den Zagros-Bergen und in Qendîl. Als der IS Rojava und Südkurdistan angriff, beteiligte er sich am Kampf gegen die Terrormiliz. Er wurde dreimal schwer verletzt, ging aber immer wieder so schnell wie möglich zurück in den Kampf. Anschließend kam er zurück in die Berge Kurdistans und kämpfte als Kommandant in der südkurdischen Region Xakurke. Dort koordinierte er eine Vielzahl von erfolgreichen Aktionen gegen die türkische Armee. Er wollte aber immer nach Nordkurdistan gehen. Zur Vorbereitung darauf besuchte er die Haki-Karer-Akademie und beschäftigte sich mit den neuen Guerillataktiken. Er wollte in der Region Amed eingesetzt werden, kam aber aufgrund militärischer Notwendigkeiten nach Wan. Dort beteiligte er sich auf allen Ebenen an der Praxis, bis er im September 2020 fiel. Die HPG schreiben: „Wir werden die Freiheitsträume unseres Genossen Şiyar verwirklichen. Er hat mit seinem Leben und seiner Haltung ein beispielhaftes Vermächtnis des Widerstands hinterlassen.“

Faîq Efrîn


Faîq Efrîn ist in Efrîn in Rojava geboren. Seine Familie ist der Freiheitsbewegung verbunden. Er lernte die PKK aufgrund seines politischen Umfelds früh kennen und empfand große Sympathie für die Guerilla. Er beteiligte sich an der Revolution in Rojava und beschäftigte sich mit der Ideologie des Apoismus. 2012 entschloss er sich, seinen Kindheitstraum zu erfüllen und der Guerilla beizutreten. Er legte großen Wert auf Bildung und das kollektive Leben in den Bergen. In Xinêrê in Südkurdistan erhielt er eine Grundausbildung. Anschließend ging er an die Mehmet-Goyî-Akademie für Guerillaoperationen, um seine militärische und ideologische Bildung zu vertiefen. Danach beteiligte er sich an der Verteidigung der Şengal-Region gegen den IS-Genozid. Nach erfolgreicher Verteidigung und Befreiung von Şengal ging er zurück in die Berge. Um die Bedeutung des Guerillakriegs der neuen Ära zu verstehen, bildete er sich ständig weiter. Auf eigenen Wunsch ging er nach Nordkurdistan und kämpfte in der Region Wan. Dort nahm er an vielen Aktion teil, bis er im September 2020 fiel.

Sîdar Canfeda

Sîdar Canfeda stammte aus einer armenischen Familie in der Provinz Wan. Er lernte schon in jungen Jahren die Freiheitsbewegung Kurdistans, aber auch die Repression des türkischen Staates kennen. So kam er zu der Überzeugung, dass es notwendig sei, sich am Widerstand gegen den Faschismus zu beteiligen. Deshalb machte er sich auf die Suche nach seinem Platz im Widerstand. Schließlich entschloss er sich angesichts der türkischen Angriffe im Jahr 2017 zum Beitritt zur Guerilla. Seine Grundausbildung erfuhr er unter Kriegsbedingungen in der Region Wan. Da Sîdar seine Grundausbildung im Krieg machte, hatte er schon früh die Möglichkeit, an Aktionen gegen den türkischen Staat teilzunehmen. Er war besonders beeindruckt vom Prinzip des kollektiven Zusammenlebens der verschiedenen ethnischen und politischen Identitäten im Apoismus und bildete sich bei verschiedenen Gelegenheiten ideologisch weiter. Aufgrund seiner Haltung und seiner militärischen Fähigkeiten wurde er zu einem Kandidaten für eine Aufgabe auf Kommandoebene.

Şiyar Kobanê


Şiyar Kobanê ist in Maku in Ostkurdistan geboren. Die kurdische Freiheitsbewegung hat eine enge Verbindung mit Ostkurdistan und so war Şiyar von der PKK beeinflusst. In seiner Jugend beeindruckte ihn die Revolution von Rojava. Der Angriff des IS auf Rojava gab für Şiyar den Ausschlag, sich dem Freiheitskampf anzuschließen. 2016 trat er der Guerilla bei und absolvierte eine ideologische und militärische Ausbildung. Insbesondere die genossenschaftlichen Beziehungen in der Guerilla waren für ihn von größter Bedeutung. Er unterstrich immer wieder, dass diese Beziehungen ihn „auf den Beinen“ hielten. Militärisch bildete er sich zum Spezialisten für Sabotageaktionen weiter. Anschließend kam er in die Region Botan. Die Haltung der Bevölkerung in Botan beeindruckte Şiyar tiefgreifend. Später wechselte er in die Region Wan. Dort kämpfte er als Kommandant und führte effektive Sabotageaktivitäten durch.