Guerillakommandantin und zwei Kämpfer in Metîna gefallen
Die YJA-Star-Kommandantin Zîlan Amed und die HPG-Kämpfer Şahan Amed und Serhed Çarçella sind im April bei einem Angriff der türkischen Armee in Metîna im Süden Kurdistans ums Leben gekommen.
Die YJA-Star-Kommandantin Zîlan Amed und die HPG-Kämpfer Şahan Amed und Serhed Çarçella sind im April bei einem Angriff der türkischen Armee in Metîna im Süden Kurdistans ums Leben gekommen.
Die Guerillakämpfer:innen Zîlan Amed, Şahan Amed und Serhed Çarçella sind am 8. April bei einem Angriff der türkischen Armee in der Metîna-Region in Südkurdistan ums Leben gekommen. Das gab das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) heute in Behdînan bekannt.
Die HPG erklärten in dem Nachruf, der Widerstand gegen die türkischen Vernichtungsangriffe auf das kurdische Volk und die Freiheitsbewegung werde von den Verbänden freier Frauen (YJA Star) angeführt und geprägt. Eine dieser mutigen Frauen, die entschlossen für ein freies Leben kämpften, sei Kommandantin Zîlan Amed gewesen: „Unsere wertvolle Weggefährtin Zîlan stellte sich selbstlos den Angriffen auf unser Volk in verschiedenen Regionen wie Zap, Heftanîn, Qendîl, Rojava und Metîna entgegen. Sie war das beste Beispiel dafür, dass kämpfende Frauen sich befreien und schön sind. Als apoistische Militante widmete sie ihr Leben der Freiheit ihres Volkes und aller Frauen.“
Şahan Amed und Serhed Çarçella werden in dem Nachruf als erlesene Vertreter der apoistischen Jugend im Kampf um Befreiung gewürdigt. Die HPG sprachen den Angehörigen und dem Volk Kurdistans ihr Mitgefühl aus und erklärten, dass der Kampf der Gefallenen weitergeht. Zur Identität und den Lebensläufen der gefallenen Kämpfer:innen machten die HPG folgende Angaben:
Codename: Zîlan Amed |
Codename: Şahan Amed |
Codename: Serhed Çarçella |
Zîlan Amed
Zîlan Amed ist im Dorf Çemê Elîka in Amed-Lîce geboren. Das Dorf ist für seine Nähe zur kurdischen Freiheitsbewegung bekannt und Zîlans Familie war bereits 1925 an dem von Scheich Said (Şêx Seîd) angeführten Aufstand beteiligt. Daher wuchs Zîlan mit einem Bewusstsein für die Realität Kurdistans auf und kannte die PKK bereits als Kind. 2004 ging sie in die Berge und schloss sich der Guerilla an. Aus Amed kam sie in die Medya-Verteidigungsgebiete und nahm im Zap an einer Grundausbildung für neue Kämpferinnen und Kämpfer teil. In dieser Zeit versuchte der türkische Staat, die kurdische Bewegung von innen heraus zu zersetzen. Zîlan erkannte diese Zersetzungsversuche schnell und bezog entschlossene Haltung dagegen. Nach ihrer Ausbildung kämpfte sie ungefähr vier Jahre in Heftanîn und gewann dabei große Erfahrung. Um sich ideologisch weiterzubilden, nahm sie an einem Ausbildungsprogramm an der Frauenakademie Şehîd Bêrîtan teil und setzte sich intensiv mit Abdullah Öcalans Manifest der Demokratischen Zivilisation und der Frauenbefreiungsideologie auseinander. Diese Auseinandersetzung hatte einen prägenden Einfluss auf ihr weiteres Leben.
Zîlan hätte nach der Ausbildung gerne in Amed oder in anderen heißen Kriegsgebieten gekämpft. Aufgrund des bestehenden Bedarfs wurden ihr jedoch verschiedene Aufgaben in Qendîl und später in Gare und Heftanîn übertragen, die sie mit großer Sorgfalt ausführte und erfolgreich bewältigte. Sie unterrichtete lange Zeit neue Kämpfer:innen und brachte ihnen die PKK-Kultur und militärische Fähigkeiten bei. Nach einer Weiterbildung an der nach Mahsum Korkmaz benannten Militärakademie war sie 2014 bereit, als eine Kommandantin der YJA Star noch größere Verantwortung zu übernehmen. In dieser Zeit griff der IS Kurdistan an, und Zîlan ging auf eigenen Wunsch nach Rojava, um Kobanê zu verteidigen. Sie nahm am Nahkampf gegen die Islamisten teil und wurde schwer verletzt. Nach ihrer Genesung setzte sie den Kampf gegen die IS-Banden an anderen Orten in Nordostsyrien fort, bis die größte Gefahr beseitigt war und sie zurück in die Berge ging. An der Şehîd-Ibrahim-Akademie beschäftigte sie sich mit moderner Guerillataktik und den Erfordernissen des revolutionären Volkskriegs. Danach war sie in der Gebietskommandantur von Metîna und setzte ihre Kampferfahrung im Widerstand gegen die türkischen Besatzungsangriffe ein.
Şahan Amed
Şahan Amed ist in Amed geboren und mit der kurdischen Freiheitsbewegung aufgewachsen. Nahe Verwandte von ihm schlossen sich der Guerilla an, und das war auch sein größtes Ziel. Ab 2010 war er ungefähr fünf Jahre in der Jugendbewegung aktiv, dann wurde er verhaftet. In seiner einjährigen Haft in einem Gefängnis in Antalya hatte er engen Kontakt zu anderen politischen Gefangenen und gewann ein neues Bewusstsein über die Geschichte Kurdistans und den Widerstand der PKK. 2018 entschied er sich für den Guerillakampf. Er ging in die Berge und machte eine Grundausbildung in Heftanîn. Das Guerillaleben begeisterte ihn und er ging darin auf. Als die Besatzungsangriffe der türkischen Armee auf die Region begannen, war er einer der ersten, die darauf reagierten und zurückschlugen. Er nahm an diversen Aktionen teil und trug zu ihrem Erfolg bei. Dass Mitkämpfer:innen dabei ums Leben kamen, vergrößerte seine Wut und Entschlossenheit. Um sie zu rächen, bildete er sich militärisch und ideologisch weiter und kam schließlich nach Metîna, wo er bis zuletzt kämpfte.
Serhed Çarçella
Serhed Çarçella ist in Qamişlo geboren und unter den Bedingungen der Revolution von Rojava aufgewachsen. Seine Familie stand der kurdischen Freiheitsbewegung nahe und er wusste, dass die Revolution auf den Ideen von Abdullah Öcalan basiert. Die PKK lernte er jedoch erst richtig mit dem Widerstand in Kobanê gegen den IS kennen. Nach der ersten Niederlage des IS wuchs sein Interesse an der Partei und er beschäftigte sich intensiver mit den Inhalten und Zielen. 2018 entschied er sich zum Beitritt und ging zur Guerilla in die Medya-Verteidigungsgebieten.
Die Berge waren Neuland für Serhed, aber er beteiligte sich vom ersten Tag an mit großem Enthusiasmus am Guerillaleben. Nach seiner Grundausbildung war er in verschiedenen Gebieten aktiv. Seine Lebensfreude wirkte ansteckend auf sein Umfeld, und er zeigte bei allen Arbeiten großes Verantwortungsbewusstsein. Angesichts der zunehmenden Besatzungsangriffe der türkischen Armee wollte er am Widerstand in den Kriegsgebieten teilnehmen. Sein Vorschlag wurde angenommen, vorher sollte er jedoch seine militärischen Fähigkeiten verbessern. An der Şehîd-Mahir-Akademie trainierte er verschiedene Guerillataktiken, bevor er nach Metîna kam und Teil des Widerstands gegen die Besatzung Kurdistans wurde.