Fünf Guerillakämpfer:innen in Metîna gefallen

Die Guerillakämpfer:innen Hêzil Rizgar, Laşer Agîd, Seren Nehir, Şerzan Kurt und Siyabend Avesta sind im Widerstand gegen die türkische Armee am Girê Hakkari in der südkurdischen Region Metîna gefallen.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Namen von fünf gefallenen Guerillakämpfer:innen veröffentlicht. Hêzil Rizgar, Laşer Agîd, Seren Nehir, Şerzan Kurt und Siyabend Avesta sind im Widerstand gegen den von der türkischen Armee am 25. Mai gestarteten Besatzungsangriff auf den Girê Hakkari in der südkurdischen Region Metîna ums Leben gekommen. Die HPG würdigen die Gefallenen als „apoistische Fedai“, die mit ihrer Opferbereitschaft und genossenschaftlichen Haltung ein unvergessliches Vorbild bleiben.

                              

Codename: Hêzil Rizgar
Vor- und Nachname: Nazliye Hesen
Geburtsort: Efrîn
Namen von Mutter und Vater: Suheyla – Mehemed Atun
Todestag und -ort: 27. Mai 2022 / Metîna

 

Codename: Laşer Agîd
Vor- und Nachname: Ebubekir Şimşek
Geburtsort: Mûş
Namen von Mutter und Vater: Safiye – Süleyman
Todestag und -ort: 27. Mai 2022 / Metîna

 

Codename: Seren Nehir
Vor- und Nachname: Hülya Kaya
Geburtsort: Sêrt
Namen von Mutter und Vater: Hanife – Emin
Todestag und -ort: 28. Mai 2022 / Metîna

 

Codename: Şerzan Kurt
Vor- und Nachname: Ferhat Eşiyok
Geburtsort: Riha
Namen von Mutter und Vater: Nezmiye – Kasım
Todestag und -ort: 25. Mai 2022 / Metîna

 

Codename: Siyabend Avesta
Vor- und Nachname: Muhammed Xelîl
Geburtsort: Kobanê
Namen von Mutter und Vater: Elya – Xelîl
Todestag und -ort: 29. Mai 2022 / Metîna

 

Hêzil Rizgar

 

Hêzil Rizgar ist in Efrîn geboren. Ihre Familie war patriotisch und Hêzil kannte die kurdische Befreiungsbewegung bereits als Kind. Als Heranwachsende beteiligte sie sich wie ihre Eltern an der revolutionären Arbeit und engagierte sich zunächst in der Jugendbewegung. Als ihr Bruder Rizgar Hesen 2014 im Kampf um Kobanê ums Leben kam, ging sie zur Guerilla in die Berge. Sie hielt sich in Qendîl und weiteren Gebieten auf und übernahm nach der Grundausbildung verschiedene Aufgaben, die ein großes Vertrauen in sie voraussetzten. So beteiligte sie sich an strategischen Arbeiten und setzte sich mit der Frauenbefreiungsideologie auseinander. Nach einer Weiterbildung an einer Militärakademie ging sie als kompetente Kommandantin der YJA Star in die Praxis. Später schloss sie sich der Sondereinheit Hêzên Taybet an. Während der türkischen Invasion in Südkurdistan kämpfte sie als Kommandantin einer mobilen Einheit. Am 27. Mai war sie Kommandantin der spektakulären Guerillaaktion am Girê Hakkari, bei der 18 Angehörige der türkischen Invasionstruppen getötet wurden.

Laşer Agîd

 

Laşer Agîd ist in Tîrkevank in der Provinz Mûş geboren und gehörte dem Stamm der Sason an. Er wuchs in einer naturverbundenen Umgebung mit der gesellschaftlichen Kultur der Serhad-Region auf und kannte die kurdische Befreiungsbewegung bereits als Kind. Als Schüler ging er in Istanbul auf ein Gymnasium. Dort arbeitete er für seinen Lebensunterhalt und war seit 2006 gleichzeitig sieben Jahre in der revolutionären Jugendbewegung aktiv. Dieses Engagement setzt er auch an der Universität in Bedlîs fort. 2013 schloss er sich in Amed der Guerilla an. Nach einer Grundausbildung in den Medya-Verteidigungsgebieten ging er in die Praxis nach Heftanîn. Als der IS 2014 Kobanê und Şengal angriff, beteiligte er sich an der Verteidigung von Kobanê und wurde dabei schwer verletzt. Nach seiner Genesung kämpfte er weiter gegen den IS und trug zu dessen Niederlage bei. 2016 kehrte er in die Berge zurück und übernahm erfolgreich verschiedene wichtige Aufgaben. Danach wechselte er in die Medienarbeit und hielt sich später zur Weiterbildung an der Mazlum-Doğan-Akademie auf. Er wurde Mitglied der Sondereinheit Hêzên Taybet und erhielt eine Spezialausbildung in verschiedenen Kampftaktiken wie Sniper, Sabotage und schweren Waffen. Am 27. Mai kam er zusammen mit Hêzil Rizgar am Girê Hakkari ums Leben.

Seren Nehir

 

Seren Nehir ist in Sêrt zur Welt gekommen. Ihre Familie war patriotisch und Verwandte von ihr wurden vom türkischen Staat ermordet, andere beteiligten sich am kurdischen Befreiungskampf. Seren lehnte die klassische Frauenrolle in der traditionellen Gesellschaft ab und suchte nach Alternativen. Nach ihrem Schulabschluss am Gymnasium ging sie am Herekol zur Guerilla und von dort aus weiter in die Zap-Region. Als der IS in Şengal und Rojava einfiel, beteiligte sie sich an der Verteidigung von Rojava und nahm an zahlreichen Befreiungsoffensiven teil. In dieser Zeit wurde sie zu einer professionellen Kämpferin und erlernte den Gebrauch verschiedener Waffengattungen. Bei der türkischen Invasion im Oktober 2019 kämpfte sie in Serêkaniyê gegen die Armee und ihre dschihadistischen Söldner. Um den neoosmanischen Expansionismus und den Völkermord an den Kurd:innen zu stoppen, ging sie danach zurück in die Berge und absolvierte eine Ausbildung an der Şehîd-Bêrîtan-Akademie. Als eine der Kommandantinnen der YJA Star hielt sie sich eine Zeitlang im zentralen Hauptquartier auf und trat der Sondereinheit Hêzên Taybet bei. Beim Angriff der türkischen Armee auf den Girê Hakkari in Metîna kämpfte sie in einer mobilen Einheit und fügte dem Feind schwere Verluste zu. Am 28. Mai war sie bei einer Guerillaaktion gegen die Besatzungstruppen am Girê Şehîd Şoreş in der Angriffsgruppe und zeigte großen Mut und hohe Opferbereitschaft. Bevor sie selbst ums Leben kam, tötete sie drei Soldaten.

Şerzan Kurt

 

Şerzan Kurt ist in Pirsûs in der Provinz Riha geboren. Seine Familie gehörte dem Stamm der Berazî an und war patriotisch. Sein Vater wurde verhaftet, als Şerzan noch ein Kind war. Die Familie war großem Druck ausgesetzt und zog nach Dîlok. Sein Vater wurde aus dem Gefängnis entlassen und kurze Zeit später erneut inhaftiert. In der Schule war Şerzan als Kurde der Diskriminierung durch das Lehrpersonal ausgesetzt. All diese Erlebnisse prägten seine Persönlichkeit. Später studierte er Philosophie und wurde in der kurdischen Jugendbewegung aktiv. 2010 wurde sein Kommilitone Şerzan Kurt von der Polizei getötet. Nach seinem Universitätsabschluss ging Şerzan 2012 in die Berge und nahm den Namen seines gefallenen Freundes an. Er hielt sich drei Jahre in Qendîl auf und ging danach nach Şengal, um die ezidische Gemeinschaft gegen den IS zu verteidigen. In Şengal nahm er an zahlreichen Aktionen gegen die Islamisten teil und wurde dabei verwundet. Trotzdem setzte er seinen Kampf fort und kehrte erst in die Medya-Verteidigungsgebiete zurück, als Şengal befreit war und die Verteidigung der Region den ezidischen Widerstandseinheiten YBŞ übergeben wurde. In den Bergen ging er zur Weiterbildung an die Haki-Karer-Akademie und übernahm danach verschiedene Aufgaben. Ab 2020 war er als Kommandant einer mobilen Einheit in Metîna. Am 25. Mai ist er am Girê Hakkari gefallen.

Siyabend Avesta

 

Siyabend Avesta ist in Kobanê geboren und in einer dem kurdischen Befreiungskampf nahestehenden Familie aufgewachsen. Im Zuge der Revolution von Rojava beteiligte er sich seit 2013 an den dortigen Aktivitäten. Als sein Onkel Siyabend im Kampf um Kobanê ums Leben kam, schloss er sich der Befreiungsbewegung an und kämpfte mit großem Mut an verschiedenen Orten in Rojava gegen die Islamisten. Er wurde einmal in Şehba und ein weiteres Mal in Efrîn verwundet. 2018 nahm er am Widerstand gegen die türkische Invasion in Efrîn teil. Danach ging er zur HPG in die Berge, wo er seine bisherige Kampferfahrung einsetzte. Er ging sofort in die Praxis und kämpfte zuletzt als Kommandant einer mobilen Einheit am Girê Hakkari. Dort kam er am 29. Mai bei einer Guerillaaktion gegen die türkischen Invasionstruppen ums Leben. Bei der Aktion wurden neun Soldaten getötet.

 

Die HPG sprechen den Familien der Gefallenen und dem Volk Kurdistans ihr Mitgefühl aus.