Elkê – Besatzungszustand in Nordkurdistan

In der nordkurdischen Stadt Elkê nehmen mit jedem Tag die „Sicherheitsmaßnahmen“ zu. Auf jeden Einwohner und jede Einwohnerin kommt ein Soldat oder Polizist. Jeder Winkel wird mit Kameras überwacht, die Stadt mit Panzern abgesperrt.

Die nordkurdische Stadt Elkê (Beytüşşebap) erinnert an ein offenes Gefängnis. Der mittlerweile selbst wegen Mitgliedschaft in der Gülen-Sekte festgenommene Landrat Kadir Güntepe hatte mit der Einrichtung eines Sicherheitskonzepts begonnen, das immer weiter verschärft wurde; es lässt den Menschen kaum noch die Möglichkeit zum Atmen.

Pro Person ein Polizist oder Soldat

Im Zentrum von Elkê leben etwa 6.000 Menschen. Allein im Stadtzentrum kommen auf jede Einwohnerin und jeden Einwohner ein Soldat oder Polizist. Die Stadt kann nur über die Straße von Şirnex (Şırnak) nach Qilaban (Uludere) erreicht werden. Aus der Stadt führen drei Straßen in die Dörfer. Alle öffentlichen Ausgaben werden für die Polizei und das Militär gezahlt. Aufgrund des Belagerungszustandes der Stadt, in deren Umgebung jede Anhöhe von Militärbasen besetzt ist, sind immer mehr Menschen gezwungen, die Stadt zu verlassen.

Betonbarrieren am Stadteingang

An den vier Einfahrtsstraßen in die Stadt gibt es Kontrollpunkte des Militärs und der Polizei. Diese Kontrollpunkte sind mit 27 zentral gesteuerten Barrieren versehen. Einer der mit hochauflösenden Kameras versehenen Kontrollpunkte befindet sich am einzigen Zugangspunkt zum Markt der Stadt. An den Barrieren sind Spezialeinheiten der Polizei eingesetzt, manche erteilen über Lautsprecher Anweisungen.

Erschwerter Zugang zur Stadt

Die Spezialeinheiten beobachten das Gebiet mit Kameras und dirigieren Fahrzeuge, die sich den Barrieren nähern, mit Kommandos. Nachdem die Fahrer die Barriere passiert haben, werden sie von den Spezialeinheiten kontrolliert und durchsucht. Wenn es kein „Problem“ gibt, dann wird dem Fahrer und den Insassen des Fahrzeugs das Betreten der Stadt erlaubt.

Um in die Stadt zu kommen, muss 155 angerufen werden

Damit sich die Kontrollpunkte öffnen, müssen die Fahrer den Polizeiruf 155 anrufen. Dort müssen sie ihre Personalien und die Daten ihres Fahrzeugs angeben. Dann müssen die Fahrer vor der Kamera den Kofferraum öffnen und das Innere des Fahrzeugs zeigen. Wenn alles für „passend“ befunden wird, kann der Fahrer weiterfahren.

Jeder Punkt unter Beobachtung

Im Zentrum der Stadt und um die Stadt herum befinden sich etwa zehn gepanzerte Überwachungstürme. Kameras beobachten jede Straße und Gasse im Stadtzentrum. Jedes Jahr werden neue von den mit Kameras ausgestatteten Türmen errichtet. Jeder Quadratmeter der Stadt ist überwacht. Zuletzt wurde angeordnet, dass alle Läden eine Kameraüberwachung installieren müssen.

Alle öffentlichen Gebäude in Militärstellungen

Alle staatlichen Gebäude befinden sich in Militärstellungen und liegen auf besetzten Gipfeln. Fast die gesamte ländliche Umgebung ist als „Sondersicherheitszone“ deklariertes Sperrgebiet.