Eine indische Guerillakämpferin in Kurdistan

Die aus Indien stammende Guerillakämpferin Jinda Cûdî ruft Frauen aus aller Welt dazu auf, für die eigene Befreiung in die Berge Kurdistans zu kommen.

Kriege verändern Raum und Ort des menschlichen Lebens und Handelns. Die dabei entstehenden Tragödien wirken sich oft jahrhundertelang aus. Aufgrund des blutigen Konflikts zwischen Pakistan und Indien mussten Zehntausende Menschen ihre Heimat verlassen und an andere Orte migrieren. Dort leben sie ihre alte Kultur weiter und werden gleichzeitig von ihrer neuen Umgebung beeinflusst. So erging es auch der Inderin Jinda Cûdî, die wir in den Bergen Kurdistans getroffen haben.

Auf den ersten Blick sieht Jinda nicht anders aus als die anderen Kämpferinnen der Frauenguerilla YJA-Star. Nur beim Sprechen fällt ihr Akzent auf. Die Aufmerksamkeit ist ihr offensichtlich unangenehm, aber sie geht bescheiden darüber hinweg. Wenn sie Schwierigkeiten hat, sich auf Kurdisch auszudrücken, hilft sie sich mit der arabischen Sprache weiter.

Jinda stammt aus einer Familie, die aufgrund des Krieges zwischen Indien und Pakistan zunächst ins nordsyrische Minbic (Manbidsch) und später in die Türkei gegangen ist. Nach einem zeitweiligen Aufenthalt in der Türkei zog die Familie nach Damaskus.

In der syrischen Hauptstadt lernte Jinda die kurdische Befreiungsbewegung kennen und schloss sich der PKK an. „Das Kämpfen habe ich erst hier in den Bergen gelernt“, sagt sie, „Hier finden sowieso viele Weltpremieren statt. Dass Frauen eine eigene Armee haben, finde ich sehr wichtig. Diese Tatsache sollten wir wertschätzen und wir sollten dem Vorsitzenden Abdullah Öcalan dankbar sein.“

Für Jinda sind die kurdischen Berge ein Ort, der allen unterdrückten Frauen die Möglichkeit zur Befreiung bietet. „Wir kämpfen für alle unterdrückten Völker, Glaubensrichtungen und gesellschaftlichen Gruppen. Wir kämpfen für eine multikulturelle, mehrsprachige und bunte Welt. Die Kurden haben trotz ihrer Unterdrückung ihre eigene Sprache und Kultur nicht vergessen. In meiner Muttersprache gibt es viele Begriffe, die kurdischen Wörtern ähneln. Ich versuche Kurdisch zu lernen, aber ich habe kein Sprachproblem. Wir machen keinen Unterschied zwischen den Sprachen. Ich habe mich als Inderin der kurdischen Bewegung angeschlossen, weil mich die Philosophie von Serok Apo beeinflusst hat“, sagt Jinda.

Über das Leben in den Bergen sagt die Guerillakämpferin: „Das Zusammenleben gibt mir unglaublich viel Kraft. Wir kämpfen zusammen und eigentlich ist das ganze Leben hier eine Fortbildung. Man lernt viele Dinge, die einem innerhalb des Systems niemals beigebracht werden.“