Dorfschützer in Wan von Soldaten getötet

Der Dorfschützer Haki Taş ist wegen seiner Weigerung, an einer Militäroperation teilzunehmen, getötet worden. Der Vorfall wurde erst bekannt, nachdem das türkische Militär versuchte, den Tod des Mannes als „Unfall“ darzustellen.

Nach Angaben von Augenzeugen hat die türkische Armee vergangenen Monat einen Befehl an Dorfschützer im Kreis Ebex (türk. Çaldıran) in der nordkurdischen Provinz Wan ausgegeben, an einer Militäroperation gegen die Guerilla am Berg Tendurek teilzunehmen. Die Soldaten sollen die Dorfschützer aus den Ortschaften der Umgebung in die Militärbasis einbestellt und ihnen die große Bedeutung der Operation erklärt haben. Haki Taş aus dem Dorf Pira Erdê (türk. Yaşkütük), der bereits in den 90er Jahren einen Bruder bei Kämpfen verloren hat, soll sich geweigert haben, an der Operation teilnehmen. Daraufhin sei ihm von Militärs gedroht worden: „Entweder du kommst mit oder du lässt deine Waffe hier.“

Nach vorliegenden Informationen wurde die Operation am Tendurek am Abend des 16. August eingeleitet. Auch Haki Taş, dessen ganze Familie aus Dorfschützern besteht, wurde gezwungen, an der Operation teilzunehmen. Bereits auf dem Weg ins Operationsgebiet sei er von den Soldaten misshandelt worden, unter anderem sollen ihm die Zähne ausgeschlagen worden sein. Anschließend trafen ihn zwei tödliche Kugeln in den Bauch und ins Bein.

Familie wird bedroht

Nach dem Tod des Dorfschützers wurde die Operation ohne weitere Todesfälle oder Verletzte beendet. Haki Taş sei von der Armee in aller Eile in seinem Dorf begraben worden. Familienmitglieder wurden offenbar bedroht, keinerlei Informationen nach außen dringen zu lassen.

Ohne Autopsie beigesetzt

Nach Berichten der Bewohner*innen der umliegenden Dörfer sei es im Zuge der Operation zu keinerlei Gefechten gekommen. Lediglich habe man etwa fünf Minuten lang Schüsse vernommen. Die Leiche von Haki Taş soll vier Schussverletzungen aufgewiesen haben. Eine Autopsie wurde jedoch nicht für nötig befunden.