Am 11. September 2016 hat das AKP-Regime die beiden Ko-Bürgermeister von Colemêrg (Hakkari) abgesetzt. An ihre Stelle wurde Cüneyt Epcim, der bisherige stellvertretende Gouverneur der Provinz gesetzt. Für die kommenden Kommunalwahlen soll eben derselbe Epcim, der mit Polizei- und Militärkräfte in das Rathaus von Colemêrg einzog, der AKP-Kandidat werden.
Die erste Amtshandlung von Cüneyt Epcim nach der Ernennung zum Treuhänder der Stadtverwaltung war das Hissen der türkischen Fahne über dem Rathaus. In den folgenden zwei Jahren verschuldete der unrechtmäßige Bürgermeister die Stadtverwaltung mit rund 500 Mio. Türkische Lira. Zudem wurde Einwohnern der Stadt, deren Kinder vermeintliche PKK-Mitglieder sind oder denen PKK-Unterstützung vorgeworfen wurde, das Trinkwasser abgestellt. An die Betroffenen wurde das Abwasser der Militärposten weitergeleitet.
Vertreibungspolitik mitten in Colemêrg
Im Stadtzentrum von Colemêrg hatte die Bevölkerungszahl vor der Einsetzung des Treuhänders durch den Zuzug aus den umliegenden Orten stetig zugenommen. Nun erleben die Menschen der Stadt allerdings eine gegenteilige Entwicklung. Die bewusste Vernachlässigung der Bevölkerung treibt die Auswanderung der Einwohner der Stadt an. Viele Einwohner bezeichnen die aktuelle Situation in der Stadt als die schwierigste seit vielen Jahren.
Die Rolle von Epcim bei der Ermordung von Mehmet Temel
Frisch in Erinnerung der Menschen aus Colemêrg ist auch der Vorfall, bei dem Mehmet Temel, ein Einwohner der Stadt, ermordet wurde. Temel wurde gemeinsam mit drei weiteren Personen am 31. August 2017 durch eine unbemannte Drohne der türkischen Armee im Umland der Stadt beschossen. Dabei kam Temel ums Leben, die anderen drei überlebten verletzt. Alle Opfer des Angriffs waren Zivilisten. Der AKP-Treuhänder Cüneyt Epcim hatte damals gemeinsam mit dem Gouverneur der Provinz die rechtzeitige Bergung von Mehmet Temel unterbunden und dadurch eine mögliche Rettung des zunächst schwer verletzten Opfers verhindert.