Angaben über gefallene Guerillakämpfer:innen veröffentlicht

Agirî Azadî aus Rojava, Serxwebûn Rêvan aus Bakur und Harun Cûdî aus Rojhilat sind im vergangenen Oktober bei einem Angriff der türkischen Armee ums Leben gekommen. Die HPG würdigen die gefallenen Guerillakämpfer:innen in einem Nachruf.

Kurdische Freiheitskämpfer:innen

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat den Tod von drei Guerillakämpfer:innen in der nordkurdischen Serhed-Region bekannt gegeben: „Unsere Weggefährt:innen Agirî, Serxwebûn und Harun waren wertvolle apoistische Militante. Es hat sich bestätigt, dass sie am 5. Oktober 2023 bei einem feindlichen Angriff im Gebiet Kirê Halaç in Gilîdax gefallen sind.“

Die gefallenen Kämpfer:innen hatten sich dem Befreiungskampf aus verschiedenen Teilen Kurdistans angeschlossen, die HPG bezeichnen sie als Symbol der kurdischen Einheit: „Sie machten die kollektiven Werte der PKK zur Grundlage ihres Lebens und kämpften selbst unter schwierigsten Bedingungen mit großem Enthusiasmus und Siegesgewissheit. Mit ihrem Leben wie mit ihrem Tod als Gefallene werden sie uns als ihre Weggefährt:innen weiter anführen. Wir verneigen uns mit Respekt und Dankbarkeit vor ihrem Vermächtnis und sprechen ihren wertvollen Familien und dem patriotischen Volk Kurdistans unser Mitgefühl aus.“

Zur Identität und den Lebensläufen der Gefallenen machten die HPG folgende Angaben:
 

Codename: Agirî Azadî
Vor- und Nachname: Ferha Hacî
Geburtsort: Girkê Legê
Namen von Mutter und Vater: Ferha – Ekrem
Todestag und -ort: 5. Oktober 2023 / Serhed

 

Codename: Serxwebûn Rêvan
Vor- und Nachname: Suat Özel
Geburtsort: Mûş
Namen von Mutter und Vater: Hediye – Yusuf
Todestag und -ort: 5. Oktober 2023 / Serhed

 

Codename: Harun Cûdî
Vor- und Nachname: Mecîd Delayîmîlan
Geburtsort: Makû
Namen von Mutter und Vater: Çînî – Yusuf
Todestag und -ort: 5. Oktober 2023 / Serhed

 

Agirî Azadî


Agirî Azadî stammte aus Rojava und ist in Girkê Legê geboren. Sie wuchs im Bewusstsein ihrer kurdischen Identität auf und hörte bereits als Kind vom Kampf der PKK. Die kurdische Freiheitsbewegung lernte sie jedoch erst im Zuge der Revolution von Rojava kennen. Beeindruckt von der Idee eines freien Zusammenlebens aller Bevölkerungsgruppen beteiligte sie sich an gesellschaftlichen Aktivitäten und befasste sich mit Analysen von Abdullah Öcalan zum Thema Frauenbefreiung. Ihr wurde die Frauen in der Gesellschaft zugemessene Rolle bewusst und sie verfolgte mit großer Bewunderung den Verteidigungskampf gegen die islamistischen Angriffe auf Rojava. Um sich an der Verteidigung der Revolution zu beteiligen und gleichzeitig die Ketten patriarchaler Versklavung zu durchbrechen, schloss sie sich dem bewaffneten Widerstand in Rojava an und ging 2016 zur Guerilla in die Berge. Dort knüpfte sie an ihre bisherigen Erfahrungen im militärischen und ideologischen Kampf an und begann nach einer Grundausbildung selbst, andere neue Kämpfer:innen auszubilden. Nach zwei Jahren kam sie an eine Militärakademie und nahm an einem Fortbildungsprogramm für Frauen im Guerillakampf teil. Um sich auf einen Einsatz in Nordkurdistan vorzubereiten, setzte sie sich intensiv mit militärischer Taktik und ideologischen Inhalten auseinander. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Frauenbefreiungsideologie, ihr Vorbild war das kämpferische Leben von Sakine Cansız (Sara). Danach kämpfte sie als entschlossene Militante der YJA Star in Serhed.

Serxwebûn Rêvan


Serxwebûn Rêvan stammte aus Bakur und ist in Milazgir in der Provinz Mûş geboren. Er wuchs in einem der kurdischen Freiheitsbewegung nahestehenden Umfeld auf, seine Kindheit war von der Repression des türkischen Staates geprägt. Nachdem sein Vater starb, begann er für den Lebensunterhalt seiner Familie zu arbeiten. Unter dem Eindruck des IS-Angriffs auf Kobanê 2014 und der brutalen Niederschlagung des Widerstands für Selbstverwaltung in Nordkurdistan in den folgenden Jahren versuchte Serxwebûn mehrfach, sich dem bewaffneten Widerstand anzuschließen. Seine ersten Versuche scheiterten, in Serhed konnte er schließlich der Guerilla beitreten. Dort kämpfte er bis zuletzt mit großer Entschlossenheit.

Harûn Cûdî


Harûn Cûdî stammte aus Rojhilat und ist in Qeleniyê geboren. Er wuchs im Bewusstsein seiner kurdischen Identität und der kolonialen Teilung seines Landes auf und interessierte sich früh für den Befreiungskampf. Weil er wusste, dass Tausende junge Menschen in den Bergen für Freiheit kämpfen, fühlte auch er sich verantwortlich. Als er erstmalig auf eine Guerillagruppe traf und ihre Haltung im Leben sah, war er glücklich und stolz und wollte sich sofort anschließen. Dafür war er noch zu jung, und auch spätere Versuche missglückten. Stattdessen wurde er zum Militärdienst in der iranischen Armee eingezogen. Der Wehrdienst war für ihn unerträglich, er erlebte die Herabwürdigung und Misshandlung von Kurden durch Kommandeure und desertierte. Sein weiterer Weg führte ihn zur Guerilla in die Berge. Er durchlief eine Grundausbildung und kam schließlich nach Gilîdax, wo er bis zuletzt für seine Ideale kämpfte.