HTS-Chef will alle Waffen unter staatliche Kontrolle stellen

Syriens neuer De-facto-Machthaber will keinen Waffenbesitz außerhalb der Staatskontrolle dulden. Alle bewaffneten Gruppen würden sich auflösen und der Armee anschließen, sagte Ahmed al-Sharaa bei einem Treffen mit dem türkischen Außenminister.

Auch QSD sollen Waffen abgeben

Die neuen Herrscher Syriens wollen nach dem Sturz des Assad-Regimes keinen Waffenbesitz außerhalb der Staatskontrolle dulden. Der neue De-facto-Machthaber und Chef der Islamistenmiliz Hayat Tahrir al-Sham (HTS), Ahmed al-Scharaa alias Abu Mohammed al-Dscholani, sagte am Sonntag bei einer Pressekonferenz mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan, alle bewaffneten Gruppen in Syrien würden bald „ihre Auflösung“ bekanntgeben und sich der Armee anschließen.

Man werde nicht zulassen, „dass es im Land Waffen außerhalb der staatlichen Kontrolle gibt“ – auch nicht in den Gebieten der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES), ergänzte al-Scharaa. Außerdem kündigte er an, die Streitkräfte neu zu strukturieren – wie genau, wolle er in den nächsten Tagen bekannt geben. Die Söldner seiner Miliz sind bereits in das reguläre Militär übergegangen.

Fidan, der seit seiner früheren Funktion als Geheimdienstchef gute Beziehungen zu al-Scharaa und anderen Dschihadisten in Syrien und darüber hinaus pflegt und die HTS schon mit Waffen belieferte, als diese noch Al-Nusra-Front hieß, hat beim Besuch in Damaskus gefordert, den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) im Land künftig keinen Einfluss mehr zu geben. Der Minister bezeichnete die YPG, die wie ihr autonomer Frauenverband YPJ das Rückgrat der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) bilden, als „Terrororganisation“, die ein Drittel des syrischen Territoriums „besetzt“ halte und „illegal am Hebel der Ressourcen“ des Landes sitze. Außerdem hätten die YPG die Region mit „PKK-Mitgliedern und Linksradikalen“ aus allerlei Ländern überschwemmt, behauptete er.

Tödlicher Angriff in Kobanê

Fidan zeigte sich erfreut über die Entwaffnungs-Ankündigung al-Scharaas, von der auszugehen ist, dass es sich um eine Forderung Ankaras handelt. Die YPG und YPJ sind Verbündete der USA im Kampf gegen die Terrormiliz IS, die Türkei wiederum hält sie für Ableger der kurdischen Arbeiterpartei PKK, die es zu bekämpfen gelte. Derweil hat man sich in der DAANES zu den angekündigten Demobilisierungsplänen der HTS noch nicht geäußert. Möglicherweise auch deshalb, weil die nächste Invasion der Türkei in Rojava droht. Vor Kobanê wird das Säbelrasseln des NATO-Staates immer lauter. Und während Fidan sich in Damaskus aufhielt, wurden in einem Dorf am Stadtrand von Kobanê eine Mutter und ihre 12-jährige Tochter von türkischen Bomben getötet.