Kommandant Egîd Kelar: In Qendîl wird Südkurdistan verteidigt

Der HPG-Kommandant Egîd Kelar hat sich im ANF-Interview zu den verschiedenen Dimensionen der Besatzungsintention des türkischen Staates in Südkurdistan geäußert. Es werde versucht, Süd- und Ostkurdistan voneinander zu trennen, so Kelar.

Egîd Kelar, Kommandant der Volksverteidigungskräfte HGP, hat sich im ANF-Interview zu der türkischen Absicht einer Besatzung Südkurdistans geäußert. Dabei bewertete er die Haltung der südkurdischen Regierung, die Stimmung in der Bevölkerung und den Widerstand der Guerilla gegen die Besatzung.

Kelar vertritt die Ansicht, dass das eigentliche Ziel des türkischen Staates die gesamte Besatzung Südkurdistans sei. „Die Existenz der PKK ist dabei nur ein Vorwand“, erklärte er und verwies auf die Angriffe auf Rojava. Dort habe die Türkei ihre eigentliche Absicht offenbart und greife seit Frühlingsbeginn auch Bradost, Behdînan und Xakurkê in Südkurdistan an. Aktuell sei es die Guerilla, die Südkurdistan vor einer türkischen Besatzung bewahre, so Kelar.

Referendum wegen Türkei gescheitert

Die AKP habe sich der MHP immer mehr angenähert und lehne alles ab, was kurdisch sei, erklärte Kelar weiter. Im Hinblick auf die Haltung des türkischen Staates zu dem Unabhängigkeitsreferendum in Südkurdistan vom vergangenen September sieht der HPG-Kommandant die Verantwortung für das Scheitern ebenfalls bei der Türkei.

„Der türkische Staat setzt alles daran, Südkurdistan zu schwächen und die bestehenden Errungenschaften zunichte zu machen. Dafür nutzt er die PKK als Vorwand“, so Kelar. Die Bevölkerung des Südens müsse sich diese Tatsache bewusst machen. Insbesondere die Jugend und intellektuelle Kreise seien dazu aufgerufen, den Widerstand gegen die Besatzung zu unterstützen.

PKK ist auch eine südkurdische Bewegung

Die südkurdische Regierung kritisierte Egîd Kelar scharf wegen der verzerrten Darstellung, die PKK halte südkurdisches Territorium besetzt: „Die PKK ist auch eine südkurdische Bewegung. Das ist eine unwiderlegbare Tatsache. Die Guerilla hat Kurdistan in Celewla, Kerkûk und Şengal verteidigt, dabei hat es Gefallene gegeben. Niemand kann verleugnen, dass die PKK eine südkurdische Bewegung ist. Wann immer es einen Angriff auf Südkurdistan gegeben hat, hat die PKK den Süden verteidigt.“

Der Kampf in Qendîl dient der Verteidigung Südkurdistans

Anstelle des sogenannten Islamischen Staates sei es jetzt der türkische Staat, der Südkurdistan angreife, fuhr Kelar fort. „Eigentlich sind der IS und der türkische die Fortsetzung voneinander. Der Kampf um Qendîl muss richtig verstanden werden. In Qendîl wird Südkurdistan verteidigt. Die PKK als ‚Besatzer‘ zu bezeichnen, nützt nur der Türkei. Diese Behauptung entbehrt jeder Grundlage. Wir gehören zur Bevölkerung Südkurdistans, wie kann man uns da als Besatzer betrachten? Was haben wir denn besetzt? Wie kann eine Kraft, die ihr eigenes Land verteidigt, als Besatzungsmacht angesehen werden? Die türkische Armee ist in Südkurdistan einmarschiert, um eine dauerhafte Besatzung zu installieren, und wir leisten dagegen Widerstand.“

Auch Kerkûk und Mossul sollen besetzt werden

Der türkische Staat wolle zunächst Süd- und Ostkurdistan voneinander trennen und werde anschließend versuchen, Kerkûk und Mossul zu besetzen, erklärte Kelar. Die südkurdische Bevölkerung schweige nicht zu den Angriffen, insbesondere die Jugend leiste mit ihren „lebenden Schutzschilden“ in Qendîl gute Arbeit. Diese Aktion muss nach Ansicht Kelars jedoch auf andere Regionen wie Bradost ausgeweitet werden. Auch auf den Straßen müsse gegen die Besatzung protestiert werden. Da sich die Besatzungspläne auch gegen Ostkurdistan richteten, müsse sich die dortige Bevölkerung ebenso dagegen stellen.

Einen letzten Aufruf richtete Kommandant Kelar an die Peschmerga: „So wie Peschmerga und Guerilla in Celewla, Kerkûk und Şengal gemeinsam gegen den IS gekämpft haben, müssen sie auch im Kampf gegen die türkische Besatzung gemeinsam Stellung beziehen und kämpfen.“