Der traditionelle „Lange Marsch“ (kurd. Meşa Dirêj) der kurdischen Jugendbewegung findet in diesem Jahr vom 5. bis zum 11. September statt. Hunderte Aktivistinnen und Aktivisten aus dem Bundesgebiet und zahlreichen europäischen Ländern werden unter dem Motto „Für die Freiheit Abdullah Öcalans – Zusammen erheben” an der einwöchigen Demonstration von Hannover bis nach Hamburg teilnehmen. Auch Mitglieder der Studierendenverbände JXK und YXK sind wieder dabei. In einer Stellungnahme rufen die beiden Organisationen zur Teilnahme auf:
Als Studierende Frauen aus Kurdistan und Verband der Studierenden aus Kurdistan rufen wir alle Studierenden, Jugendlichen, Intellektuellen und alle, die sich für diese Gesellschaft verantwortlich fühlen, dazu auf, am langen Marsch der Jugend teilzunehmen, welcher vom 5. bis zum 11. September von Hannover bis Hamburg gehen wird. Mit der Forderung nach der Freiheit von Rêber Apo werden wir eine Woche lange marschieren, um damit ein klares Zeichen gegen das internationale Komplott zu setzen.
Spezialkrieg gegen die Gesellschaft
Im Angesicht der Krise, in der sich das Weltsystem befindet, machen sich immer mehr Bewegungen und Völker auf die Suche nach einem grundlegend anderen System, jenseits von nationalstaatlichem Gewaltmonopol und Ausbeutung. Die Notwendigkeit dieser Suche wird jeden Tag offensichtlicher. Das Tempo, mit dem die Staaten die Gewalt gegen ihre eigene Bevölkerung eskalieren, wird von Tag zu Tag rasanter: Seien es die anhaltenden Angriffe der Polizei in den USA und Deutschland, die immer öfter bis hin zu versuchten oder tatsächlichen Morden reichen, oder Vergewaltigungen durch militärische Kräfte in der Türkei und Kurdistan, welche als Spezialkrieg gegen die Gesellschaft, insbesondere gegen die Frau, gesehen werden müssen. Oder sei es das extreme Maß an Repression gegen die demokratischen Kräfte der Zivilgesellschaft, die dadurch mundtot gemacht werden oder im Widerstand ihr Leben lassen.
Diese Situation, die Stück für Stück zur Norm etabliert werden soll, steht symptomatisch für ein System, welches sich vollständig der Akkumulation von Herrschaft und Kapital verschrieben hat, und sowohl die Gesellschaft wie auch jedes Individuum unter dem Aspekt betrachtet, wie über sie am besten Herrschaft erlangt werden kann. Das System versucht deshalb, jegliche Reflexe der Gesellschaft, vor allem die der Jugend, durch die stählerne Hand des Staates niederzuschlagen, um dadurch ein Klima der Angst zu verbreiten. Doch die Natur der Jugend lässt sich nicht so einfach unterdrücken.
Alternatives Leben
Wenn wir also diesen Kreislauf der Gewalt durchbrechen wollen, so bedarf es einer gemeinsamen Perspektive sowie einer gemeinsamen Praxis. Es war schon immer die Jugend in der Geschichte, die die Ungerechtigkeit im tiefsten gespürt hat und sich dagegen aufgelehnt hat. Eine Jugend mit Initiative, eine Jugend, die die Grenzen des Staates nicht akzeptiert.
Die kurdische Jugendbewegung hat mit ihrer Kampagne „Bi hev re Serhildan” zu eben dieser gemeinsamen Praxis aufgerufen. Gemeinsam sollten wir als Jugend in der Diaspora aufstehen und uns gegen die menschenverachtende Politik des Systems organisieren. Die Alternative zu diesem System existiert: Es sind die Ideen von Rêber Apo. Er hat mit seiner Philosophie dafür gesorgt, dass Menschen weltweit gegen den Faschismus aufstehen. Es sind keine bloßen Gedanken, sondern es ist eine Philosophie, die überall auf der Welt bereits in die Praxis umgesetzt wird und zur Hoffnung für ein alternatives Leben geworden ist.
Wir als Studierendenverbände rufen dahingehend dazu auf, die Diskussionen auf allen Ebenen zu vertiefen und in der Auseinandersetzung mit der Philosophie Rêber Apos in den verschiedenen Dimensionen der Gesellschaft ein alternatives System aufzubauen.
Jugend ist von Öcalans Ideen nicht zu trennen
Rêber Apo wird für die Zukunft einer progressiven und demokratischen Wissenschaft und damit für die Suche nach Auswegen aus der aktuellen gesellschaftlichen Krise eine entscheidende Rolle spielen. Seine Analysen und Denkansätze sind durch jahrzehntelange Erfahrung im praktischen Kampf gegen Kolonial- und Assimilationspolitik entstanden und bieten somit vor allem eine Alternative zum positivistischen Wahrheitsregime, welches wir als grundlegendes Problem der kapitalistischen Moderne bezeichnen können. Dies ist auch der Grund, warum die Kräfte des nationalstaatlichen Systems vergeblich alles daran setzen, Rêber Apo und seine Ideen durch ein Foltersystem von der Gesellschaft zu trennen. Seine Philosophie stellt eine Gefahr für ihren Status quo dar. Doch Rêber Apos Ideen gehen um die Welt und haben schon lange einen internationalistischen Charakter. Wenn wir also sagen, dass wir gegen den aufkommenden Faschismus kämpfen und ein alternatives System aufbauen wollen, dann geht das nicht, ohne einen ernsthaften Kampf für die Freilassung von Rêber Apo zu leisten. Es ist vor allem die Aufgabe der Jugend.
Denn wir haben jung angefangen und werden es auch jung beenden. Deshalb rufen wir alle Jugendlichen dazu auf, am diesjährigen langen Marsch teilzunehmen und dem menschenverachtenden System unsere Verbundenheit zu Rêber Apo deutlicher zu zeigen. Wir haben vielleicht keine Welt zu verlieren, aber eine zu gewinnen! Bijî Serok APO! Bê Serok jiyan nabe!