Transfrau in Istanbul misshandelt und belästigt

Auf dem Istanbuler Polizeirevier Taksim wurde eine Transfrau misshandelt und belästigt. Ihre Anwältin erstattete Strafanzeige gegen die Beamten.

Die Transfrau M.K. berichtet, sie sei auf der Taksim-Polizeistation in Beyoğlu, Istanbul, misshandelt worden. Der Polizeichef belästigte sie zunächst und zwang sie dann, den Boden zu lecken.

Nach M.K.s Angaben ereignete sich der Vorfall am 4. Mai gegen 2.30 Uhr morgens. Während M.K. und ihre Freundinnen sich am Eingang der Sadri Alışık Straße unterhielten, kam ein Nachbarschaftswächter zu ihnen und beschimpfte sie auf transphobe Weise. Nach sexistischen Flüchen rief er die Polizei. Daraufhin erschien ein Kommissar, der Leiter der Polizeistation Taksim, was sie jedoch erst später erfuhren. Der Nachbarschaftswächter und der Kommissar zogen M.K. an den Haaren, schlugen sie und brachten sie auf die Polizeiwache. Ihre Freundin wurde Zeugin der Misshandlung

Misshandlungen auf dem Polizeirevier

Nach M.K.s Schilderung schlugen der Kommissar und der Wachmann auf dem Polizeirevier weiter auf sie ein. Sie erhielt einen schweren Schlag auf ihre Nase. Sie sagte, sie hätten sie schikaniert, indem sie jeden Teil ihres Körpers berührten, sie an den Haaren auf den Boden zogen und sie zwangen, den Boden abzulecken. M.K.'s Freundin bezeugte auch diesen Vorfall. Nach den Misshandlungen begab sich M.K. in das Taksim-Ausbildungs- und Forschungskrankenhaus und erhielt ein ärztliches Gutachten.

Eren Keskin erstattete Strafanzeige

Eren Keskin, die Anwältin von M.K. und Ko-Vorsitzende des Menschenrechtsvereines IHD, erstattete Strafanzeige gegen den Leiter und die Beamten der Taksim-Polizeistation sowie den Nachbarschaftswächter. Darin beschreibt sie diese erneute Gewalt an einer Transfrau und forderte die Staatsanwaltschaft auf, den medizinischen Bericht des Krankenhauses zu sichten.

Keskin verlangte ebenfalls, dass die Aufnahmen der Sicherheitskameras auf der Polizeistation untersucht werden. Sie wies darauf hin, dass gegen internationale Konventionen verstoßen worden sei, und forderte, die Beamten wegen Folter, Belästigung und Diskriminierung vor Gericht zu stellen.

Die Türkei ist das zweitschlimmste Land für LGBTI+s

Laut dem Regenbogen-Index 2021 der Internationalen Lesben-, Schwulen-, Bisexuellen-, Trans- und Intersex-Vereinigung (ILGA) ist die Türkei das zweitschlechteste Land in Europa in Bezug auf LGBTI+-Rechte. In den letzten vier Jahren lag die Türkei auf Platz 48 von 49 Ländern und übertraf damit nur Aserbaidschan. Das Land hat nur drei der 69 von der Gruppe festgelegten Kriterien umgesetzt.