Sprecher der 78er-Initiative festgenommen

Nach einer Razzia in seiner Wohnung ist der Sprecher der türkisch-kurdischen 78er-Initiative, Celalettin Can in Istanbul festgenommen worden. Gegen den 63-Jährigen laufen Ermittlungen wegen einer Rede, die er in Izmir gehalten haben soll.

Der Sprecher der 78er-Initiative „78’liler Girişimi“, Celalettin Can ist festgenommen worden. Die Polizei stürmte am Freitag seine Wohnung in Istanbul und nahm den 63-Jährigen fest. Wie berichtet wird, soll die Staatsanwaltschaft in Izmir Ermittlungen gegen Can eingeleitet haben. Offenbar wird ihm eine Rede vorgeworfen, die er im Rahmen einer Veranstaltung in der Stadt an der türkischen Ägäisküste gehalten haben soll. Er befindet sich zur Stunde in der Polizeiwache Ataköy und soll noch am Abend nach Izmir überstellt werden.

Celalettin Can stammt aus der nordkurdischen Provinz Dersim und war bis Anfang der 80er Jahre Vorsitzender der Istanbuler Sektion der Föderation der Revolutionären Jugend der Türkei (türkisch: Türkiye Devrimci Gençlik Dernekleri Federasyonu, Dev-Genç). Nach dem Militärputsch vom 12. September 1980 saß er fast 20 Jahre im Gefängnis, sechs davon in einer Einzelzelle und wurde schwer gefoltert.

Zwei Jahre nach seiner Haftentlassung gründete Can im Jahr 2001 mit der politischen Linken die Initiative „78-er Stiftung“. Unter diesem Namen versammeln sich kurdische und türkische Intellektuelle, Journalist*innen und Schriftsteller*innen, die sich zur politischen Generation der „78er“ zählen. Diese Generation wurde fast vollständig vom türkischen Militärregime, das sich 1980 mit Unterstützung der NATO an die Macht putschte, ausgelöscht. Die „78er-Stiftung“ verfolgt eine öffentliche Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Militärdiktatur und die Rehabilitation aller damals Verfolgten.