„Smash Cruiseshit“ blockiert Kreuzfahrtschiffe auf Kieler Förde

Mit einer Blockade von Kreuzlinern im Kieler Hafen hat „Smash Cruiseshit“ gegen den Kreuzfahrttourismus protestiert. „Wir haben gezeigt, dass Kreuzfahrten und ihre Auswirkungen auf Mensch, Klima und Umwelt nicht unkommentiert passieren können.“

Kreuzliner am Ablegen gehindert

Mit einer Blockade auf der Kieler Förde haben Klimaaktivist:innen am frühen Sonntagabend gegen den Kreuzfahrttourismus protestiert und zwei Kreuzliner am Ablegen gehindert. Dazu fuhren sie mit Kajaks vor dem Bug der Schiffe herum. Andere Aktivist:innen befanden sich auf dem Dach der Landstromanlage, etwa zeitgleich fand auch eine Banneraktion an der Kiellinie statt. Auf den Transparenten war unter anderem „Kreuzfahrtschiffe stoppen – gegen Ausbeutung und Klimawandel“ und „Seenotrettung im Mittelmeer, statt Luxusdampfer in jedem Meer“ zu lesen.

Kajaks von Polizei eingekesselt

Betroffen waren von dem Protest die „Mein Schiff 7“ von TUI und die „Aidabella“ von AIDA am Ostseekai. Durch die vierstündige Aktion konnten die Schiffe die angekündigte Auslaufzeit nicht einhalten. Die Polizei kesselte die Kajaks schließlich ein und drängte sie so zu einem Steg. Dort wurden zehn Aktivist:innen herausgehoben und vorläufig festgenommen. Ihre Personalien seien festgestellt und sie seien erkennungsdienstlich behandelt worden. Gegen sie werde wegen des Verdachts der Nötigung ermittelt. Auch die vier Aktivist:innen auf dem Dach seien in Gewahrsam genommen und nach der Feststellung ihrer Personalien wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Ihre Transparente und Kajaks wurden allerdings einbehalten.

Europaweite, direkte Aktionen gegen Kreuzfahrtindustrie

Mit der Blockade wollte die Aktionsgruppe „Smash Cruiseshit“ nach eigenen Angaben gegen die Auswirkungen des Kreuzfahrttourismus auf das Klima und gegen die Arbeitsbedingungen an Bord protestieren. Außerdem sollte auf „bestehende koloniale Ausbeutung“ aufmerksam gemacht werden, hieß es in einer Mitteilung. Der Protest war Teil von europaweiten, direkten Aktionen gegen die Kreuzfahrtindustrie, die über das European Cruise Activist Network (ECAN) organisiert wurden. Die Aktivist:innen zeigen sich zufrieden mit dem Protest.

In Kiel boome die Kreuzfahrt, hieß es von „Smash Cruiseshit“. Von Jahr zu Jahr steige die Zahl der Passagiere. Eine Aktivistin erklärte in der Mitteilung: „Wir haben es satt! Ständig sind diese schwimmenden Hotels und ihr Dreck hier mitten in der Stadt. Und davon profitieren allein die Kreuzfahrtunternehmen und ein paar feste Vertragsfirmen.“ Der Großteil der Schiffe werde mit hochgiftigem Schweröl betrieben, so auch die AIDAbella. „Diese wurde 2023 durch den Inselrat der Balearen als das umweltunfreundlichste Schiff kritisiert, welches die Inseln anläuft. Fünf Tonnen CO2 stößt sie pro Seemeile aus. Umgelegt auf die Menschen an Bord ist das so viel, als wären alle mit jeweils zehn Autos gleichzeitig unterwegs.“

An Bord herrscht Ungleichheit

Massentourismus und Kreuzfahrten seien Ausdruck eines Systems, dass nie nachhaltig werden könne, betonte „Smash Cruiseshit“. „Der Anstieg des Kreuzfahrttourismus in Europa verläuft zeitgleich mit einer deutlichen Verschärfung mehrerer Krisen: Klima, Energie, Ressourcen und Biodiversität. Wir können diese Krisen nicht unabhängig von dem Wirtschaftsmodell betrachten, welches den Kreuzfahrttourismus ermöglicht, legitimiert und propagiert“, heiße es dazu in einem Manifest des ECAN. Es fordere in sieben Punkten eine scharfe Regulierung der Kreuzfahrt mit dem Ziel, sie einzustellen.

„Die Werbung verspricht vielfältigen Urlaub in einem entspannten Miteinander. Doch für den Komfort der Urlauber:innen arbeiten die Crew-Mitglieder mindestens zehn Stunden täglich, an sieben Tagen die Woche“, kritisiert „Smash Cruiseshit“. Die Belastungen für die häufig schlecht bezahlten Arbeitskräfte aus dem globalen Süden seien enorm, zumal es für sie kaum private Rückzugsräume gäbe. „Die Art, wie der internationale Seeverkehr geregelt ist, verschlimmert die Situation. Auf Schiffen gelten die Regeln des Staates, unter dessen Flagge sie fahren. AIDA hat sich für Italien entschieden, wo es keinen Mindestlohn gibt und Reedereien keine Lohnsteuer abführen müssen. In Malta, unter dessen Flagge TUI fährt, sind sie von der Einkommenssteuer befreit.“

Kreuzfahrt wird nie nachhaltig und fair sein

„Wir haben gezeigt, dass Kreuzfahrten und ihre Auswirkungen auf Mensch, Klima und Umwelt nicht unkommentiert passieren können. AIDA, TUI und Co legitimieren mit leeren Versprechungen ein Weiter-so. Das ist Greenwashing. Kreuzfahrt wird nie nachhaltig und fair sein“, so ein Mitglied der Aktionsgruppe. „Ausbeutung von Umwelt und Arbeitskraft, Ressourcenverschwendung und Klimaauswirkungen. Das nehmen wir nicht weiter hin! Kreuzfahrten gehören abgeschafft – hier und überall. Seenotrettung im Mittelmeer, statt Kreuzfahrtschiffe in jedem Meer“, fordert „Smash Cruiseshit“.