Samstagsmütter: Wir geben nicht auf

Trotz Verbots sind die Samstagsmütter zum 713. Mal in Istanbul auf die Straße gegangen, um Aufklärung über ihre verschwundenen Angehörigen zu fordern.

Zum 713. Mal sind die Samstagsmütter in Istanbul auf die Straße gegangen, um Aufklärung über ihre in Polizeigewahrsam verschwundenen Angehörigen und eine Bestrafung der Täter zu fordern. Die Kundgebung wurde massiv von der Polizei bedrängt. Auf dem zentralen Galatasaray-Platz kann die Aktion aufgrund eines staatlichen Verbots seit Monaten nicht mehr stattfinden. Die Samstagmütter und mit ihnen solidarische Menschen, darunter die HDP-Abgeordneten Pervin Buldan und Zeynel Özen sowie der CPH-Abgeordnete Sezgin Tanrıkulu, trafen sich daher erneut vor dem Gebäude der Istanbuler Zweigstelle des Menschenrechtsvereins IHD und wurden umgehend von Polizisten eingekesselt.

Als Mitglied der IHD-Kommission erklärte Sebla Arcan im Polizeikessel, dass das Versammlungsrecht der Samstagsmütter seit 14 Wochen verletzt wird: „Die Herrschenden in diesem Staat haben dem Rechtssystem den Krieg erklärt. Internationale Abkommen und die Verfassung werden missachtet. Wir sollen dazu gebracht werden, zu diesem Machtgehabe zu schweigen und unsere Forderung nach Gerechtigkeit aufzugeben. Wir sind jedoch im Recht und werden nicht schweigen. Wir werden unsere Entschlossenheit, nach unseren verschwundenen Angehörigen zu suchen, niemals aufgeben.“

Die Geschichte von Hayrettin Eren

Thematisiert wurde auf der heutigen Kundgebung die Geschichte von Hayrettin Eren, der vor 38 Jahren in der Abteilung der politischen Polizei in Gayrettepe verschwunden sind. Der damals 26-Jährige war nach dem Militärputsch vom 12. September 1980 mit acht weiteren Personen festgenommen worden. Nach der Festnahme verschwand er spurlos.