„Die Revolution im Norden Syriens, kurdisch: Rojava, hat uns allen mehr gegeben, als wir je zurückgeben könnten: Sie hat uns gezeigt, dass eine andere Welt jenseits der kapitalistischen Moderne möglich ist; sie hat uns Hoffnung gegeben in einer Zeit, in der die Linke in vielen Ländern gesellschaftlich isoliert ist; sie ist mitten in einem durch zahlreiche ausländische Staaten angetriebenen Krieg in Syrien eine Insel der Rätedemokratie, der Geschlechtergerechtigkeit und des Aufbaus von kommunalen Selbstverwaltungen.“
Mit dieser Feststellung leitet die radikale linke ihren Aufruf zu einer Demonstration in Berlin am 20. Dezember ein. Die Demonstration, die um 18 Uhr am Hermannplatz beginnt, richtet sich gegen die drohende Militäroffensive der Türkei gegen die Demokratische Föderation Nord- und Ostsyrien.
In dem Aufruf heißt es weiter:
„Es ist kein Geheimnis, dass der türkische Machthaber Recep Tayyip Erdoğan diese Revolution in ihrem Blut ersticken will. Schon letztes Jahr ließ er seine Truppen zusammen mit tausenden islamistischen Söldnern in einer der Provinzen Nordsyriens, Afrin, einmarschieren. Das Ergebnis: Plünderungen, Morde an Zivilist*innen, Vergewaltigungen, ethnische Säuberungen.
Vernichtung mit Unterstützung der NATO
Nun holt er erneut zum Schlag aus. Diesmal will er den gesamten Rest der Revolution im Norden Syriens vernichten. Und wieder wird er unterstützt durch seine „Partner“ in der NATO. Die USA, die sich zwar in einem offiziellen Bündnis auch mit den kurdischen Volks- und Frauenverteidigungskräften YPG/YPJ befinden, begehen Verrat und stützen insgeheim und offen die Pläne Erdoğans, die Revolution zu zerschlagen. Die deutsche Bundesregierung schweigt und liefert jene Waffen, mit denen die Bevölkerung Nordsyriens abgeschlachtet wird.
Kein ruhiges Hinterland für diesen Krieg
Es liegt nun an uns, diese Verbrechen öffentlich zu machen, sie anzuprangern und den Mördern, wo immer wir können, in den Rücken zu fallen. Es darf für diesen Krieg kein ruhiges Hinterland geben – auch nicht in Deutschland. Hunderttausende Menschen lernten im Zuge des Kampfes gegen den Islamischen Staat die kurdische Bewegung kennen und schätzen. Es ist unsere Aufgabe, sie auf die Straße zu bekommen, wenn Ankara und Berlin nun zur Vernichtung der kurdischen Bewegung ansetzen.
Gegen eine NATO-Armee und Dschihadisten
Unsere Genoss*innen und Freund*innen in Rojava stehen einer NATO-Armee und zehntausenden Dschihadisten gegenüber. Sie werden, sollte es ihnen aufgezwungen werden, kämpfen bis zum Tod. Wollt ihr sagen, euch ist zu kalt, um auf die Straße zu gehen, während sie in den Schützengräben frieren? Wollt ihr sagen, ihr habt was Besseres zu tun, während die Kinder Rojavas von F-16-Kampfflugzeugen zerfetzt werden? Wollt ihr euch einreden, wir haben ohnehin keine Chance, während sie mit Kalaschnikows gegen Panzerarmeen kämpfen? Wollt ihr sagen, ihr habt Angst vor Repression, während sie ihr Leben einsetzen, um diese Revolution zu verteidigen?
Rojava war von Anfang an auch unsere Revolution
Es gibt keine Ausreden mehr. Wir hier haben eine Verpflichtung gegenüber dieser Revolution, denn es war von Anfang an auch die unsrige. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, sie zu verteidigen. Geht auf die Straße. Organisiert euch in den Gruppen, die zu dem Thema arbeiten. Macht eigenständig Aktionen. Helft mit, alles zu tun, was uns möglich ist.
Kapitulation führt zur Niederlage, Widerstand zum Sieg.“