In Hamburg gingen gestern Abend mehrere tausend Menschen gegen den seit Tagen marodierenden faschistischen Mob in Chemnitz auf die Straße. Die antifaschistische Demonstration fand unter dem Motto „Pogrome verhindern bevor sie passieren!“ statt. Die Demonstration ging von der Roten Flora im Schanzenviertel zum Park Fiction am Hafen auf St. Pauli.

In der sächsischen 250.000-Einwohner-Stadt Chemnitz kam es in der Nacht zu Sonntag zu einer tödlichen Auseinandersetzung, bei der der 35-jährige Daniel Hillig, ein Tischler mit kubanischen Wurzeln, ums Leben kam. Der tragische Tod von Daniel Hillig war die Folge einer Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen von jungen Männern. Daniel Hillig war zum Zeitpunkt der Auseinandersetzung mit russischen und deutschen Freunden unterwegs, als sie mit ein paar jungen Syrern und Irakern aneinandergerieten. Diese zogen offensichtlich ein Messer und erstachen Daniel Hillig.

Am Sonntag hatten sich in Chemnitz ca. 1.500 Neonazis versammelt und waren als Mob durch die Stadt gezogen. Sie instrumentalisierten den Tod von Daniel Hillig ungeachtet seiner antifaschistischen Haltung als deutsches Opfer. Bereits am folgenden Tag mobilisierten erneut bundesweit faschistische Gruppierungen und Strukturen wie die rechtspopulistische Bewegung „Pro Chemnitz“ nach Chemnitz. Unter den Rufen „Das ist unsere Stadt“ und „Wir sind das Volk“ zogen bis zu 8.000 teils bewaffnete Neonazis erneut durch die Stadt, Augenzeugen sowie Bildern und Videos zufolge zeigten sie den Hitler-Gruß. Die eingesetzten Polizeibeamt*innen hatten die Lage nicht unter Kontrolle. Hunderte Nazis, darunter rechte Hooligans wie „Faust des Ostens“ aus Dresden, „Inferno“ aus Cottbus sowie die „NS Boys“ zogen in der Nacht zu Montag gewaltbereit durch die Stadt. Es kam zu mehrfachen Übergriffen gegen Migrant*innen und Menschen, die sich den Faschisten konsequent in den Weg stellten. Auch in zahlreichen anderen Städten fanden am Dienstag Demonstrationen gegen die Neonazis statt.