Opferzahl steigt weiter – Mehr als 2.300 Tote nach Erdbeben

Bei schweren Erdbeben in der Türkei an der Grenze zu Syrien sind in beiden Ländern mehr als 2.300 Menschen ums Leben gekommen, Tausende wurden verletzt. Die Zahl der Todesopfer steigt stündlich, das Ausmaß der Katastrophe ist noch nicht absehbar.

Nach den schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien ist die Zahl der Todesopfer auf über 2.300 gestiegen. In der Türkei seien nach bisherigem Stand über 1.500 Menschen ums Leben gekommen, teilte der Katastrophenschutzdienst Afad am Nachmittag mit. Mehr als 8.500 Menschen seien verletzt worden. Bei den Erschütterungen stürzten in mehreren Provinzen tausende Gebäude ein. Bilder aus beiden Ländern zeigten ein schweres Ausmaß der Verwüstung. Auf Videos aus mehreren Städten im Erdbebengebiet waren teilweise völlig zerstörte Straßenzüge zu sehen.

In Syrien stieg die Zahl der Toten auf mehr als 800. Die meisten Opfer gab es in den vom Regime kontrollierten Provinzen, in der türkischen Besatzungszone um Efrîn sowie im dschihadistisch beherrschten Idlib. Mehr als 2.200 Menschen wurden verletzt, berichtete der stellvertretende Gesundheitsminister Ahmed Dhamirijeh im syrischen Staatsfernsehen. Auch die Autonomieregion Nord- und Ostsyriens hatte Opfer zu verzeichnen. Überall im Land sind noch viele Menschen unter den Trümmern eingestürzter Gebäude begraben.

In der Nacht auf Montag hatten zwei verheerende Erdbeben mit einer Stärke von 7,8 und 6,7 weite Teile der Türkei und Syriens erschüttert. Seither wurden mehr als 60 Nachbeben registriert, eines davon hatte eine Stärke von 7,6. Beide Beben hatten ihr Epizentrum in der kurdischen Provinz Gurgum (auch Mereş, tr. Maraş). Die Erschütterungen waren in mehreren Nachbarländern zu spüren, darunter im Libanon, im Irak sowie auf Zypern und in Israel.

Noch keine Hilfe in Epizentrum

Über 2.800 Gebäude sind in der Türkei laut Afad zerstört worden. Darunter sind auch Krankenhäuser, Stadtverwaltungen und andere für die Infrastruktur wichtige Gebäude. Viele der betroffenen Regionen sind schwer zu erreichen, Menschen warten vergeblich auf Rettungsteams. Tiefe Temperaturen und starker Schneefall verschärfen die Notlage der Betroffenen. Im Landkreis Markaz (Pazarcık), wo das Epizentrum sieben Kilometer unter der Erdoberfläche lag, suchten Angestellte der Stadtverwaltung und des Krankenhauses mit bloßen Händen in den Trümmern nach Verschütteten. Laut einem Reporter der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) ist dort noch keine staatliche Hilfe eingetroffen.

Keine staatliche Hilfe in Pazarcık

Polizei verhindert Erdbebenhilfe

Vielerorts werden weiterhin etliche Menschen unter dem Schutt vermutet. Dennoch geht die Polizei gegen teilweise gegen Unterstützungs- und Koordinierungsaktionen vor. In der Provinz Şirnex (Şırnak) marschierten Anti-Aufruhr-Einheiten auf Anordnung des örtlichen Gouverneurs in Cizîr auf, um eine Hilfsmaßnahme politischer Parteien und zivilgesellschaftlicher Organisationen zu unterbinden. Das Parteigebäude der HDP, in dem ein Krisentisch eingerichtet wurde, wird von der Polizei belagert. Die Maßnahme wird mit einem Versammlungsverbot begründet, das vom Gouverneur erteilt worden sei.

Eine der aktivsten Erdbebenregionen der Welt

Die Türkei liegt in einer der aktivsten Erdbebenregionen der Welt. Dort grenzen zwei der größten Kontinentalplatten aneinander: die afrikanische und die eurasische. Im Jahr 1999 war die Türkei von einer der schwersten Naturkatastrophen in ihrer Geschichte getroffen worden: Ein Beben der Stärke 7,4 in der Region um die Stadt Izmit im Nordwesten des Landes kostete mehr als 17.000 Menschen das Leben. 2011 starben bei einem Erdbeben in der an Iran grenzenden Provinz Wan über 600 Menschen. Für die größte türkische Stadt Istanbul erwarten Fachleute in naher Zukunft ebenfalls ein starkes Beben und bemängeln, dass die Regierung kaum Maßnahmen unternimmt, um die Region erdbebensicher zu machen.