Newroz-Empfang in München

Im Münchner Rathaus hat ein Newroz-Empfang stattgefunden. Auf Einladung der Stadtratsgruppe der Linkspartei fanden sich viele Gäste im Kleinen Sitzungssaal ein, um das kurdische Neujahr zu begrüßen.

Kurdisches Neujahrsfest

Im Münchner Rathaus hat ein Newroz-Empfang stattgefunden. Auf Einladung der Stadtratsgruppe der Linkspartei fanden sich am Freitagabend zahlreiche Gäste im Kleinen Sitzungssaal des Rathauses ein, um das kurdische Neujahr zu begrüßen und einen Einblick in die Welt der kurdischen Kultur zu bekommen. Beteiligt an der Ausrichtung war unter anderem auch der Verband der kurdischen Frauenbewegung in Deutschland (YJK-E).

Die Veranstaltung begann mit einem Grußwort der Stadträtin Brigitte Wolf und einer Präsentation über die Bedeutung von Newroz durch eine Aktivistin der YJK-E. Dabei wurde auch die soziale und historische Realität dieses Tages, der in Kurdistan am 21. März begangen wird, erörtert. Der Mythologie nach war es ein Schmied namens Kawa, der 612 v. Chr. in Medien, auch Mederreich genannt, den Widerstand gegen die Tyrannei des Königs Dehak organisierte und das Volk von der Unterdrückung befreite. Als Sinnbild für Widerstand, und im Angesicht der anhaltenden Unterdrückung der kurdischen Bevölkerung, spiele Newroz auch heute noch eine besondere politische Rolle. Die ausgehend von Rojhilat von Frauen angeführte „Jin Jiyan Azadî“-Revolution etwa sei die weibliche Antwort des Kampfes gegen die neuzeitliche Tyrannei.


Die Künstlerin Corina Toledo, die die Initiative Frau.Kunst.Politik ins Leben gerufen hat, war ebenfalls unter den Gästen des Newroz-Empfangs. Sie erklärte, dass es ähnliche Widerstandsfeste wie Newroz von Lateinamerika und Europa, über Afrika bis zur Nahostregion auch in vielen anderen Ländern gibt und betonte, es sei wichtig, diese Widerstände zusammenzuführen und auszuweiten. Die Politikerin Leyla Imret von der Deutschland-Vertretung der DEM-Partei thematisierte die kriegsbedingte Realität Kurdistans, die sich aus der gewaltsamen Verweigerung einer Lösung der kurdischen Frage ergebe. Sie würdigte den Widerstand der kurdischen Bevölkerung gegen ihre Unterdrückung und wies in diesem Zusammenhang auf die Isolation des PKK-Begründers Abdullah Öcalan hin. Diesen bezeichnete Imret als Schlüsselakteur für eine demokratische Lösung des jahrzehntealten Konflikts.  

Auch ging Imret auf den Rechtsruck in Deutschland ein. Kurdinnen und Kurden würden immer wieder Opfer von Rassismus und Faschismus, sowohl in ihren Herkunftsländern als auch im Exil, betonte sie. Es sei wichtig, gerade im Hinblick auf hohe Umfragewerte für die AfD, dass solche Erfahrungen in gemeinsame Kämpfe transformiert und vor allem Frauen und Jugendliche, ganz gleich welcher Nationalität, sich im Widerstand gegen den Faschismus solidarisch zur Seite stehen sollten.

Die linke Bundestagsabgeordnete Nicole Gohlke sprach ebenfalls beim Newroz-Empfang in München. Sie kritisierte die türkische Regierung unter Erdogan, thematisierte dessen Kriege und Invasionen in Rojava und Südkurdistan und die Menschenrechtsverletzungen in der Türkei. Auch forderte Gohlke in ihrer Rede die Aufhebung des PKK-Verbots in Deutschland, das zur Kriminalisierung politisch aktiver Kurdinnen und Kurden genutzt werde und eine Lösung der kurdischen Frage verhindere. Zudem begrüßte sie die internationale Kampagne „Freiheit für Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage“.

Das letzte Wort hatte die Ko-Vorsitzende des kurdischen Dachverbands in Deutschland (KON-MED), Emine Ruken Akca. Sie lud alle Anwesenden zur diesjährigen zentralen Newroz-Feier ein, die nächste Woche Samstag in Frankfurt am Main stattfindet. Der Abend wurde fortgesetzt mit kulinarischen Köstlichkeiten, einem musikalischen Auftritt und endete mit ausgiebigen Govend-Tänzen.