Mersin: Künstlerinnen von Militärpolizei festgenommen

In der Küstenstadt Mersin macht die Militärpolizei Jagd auf Kunstschaffende, die in einem kurdischen Kulturzentrum organisiert sind. Seit zwei Tagen sind sechs Personen in Gewahrsam, darunter eine Schwangere. Anwälten wird Akteneinsicht verweigert.

Bereits seit Dienstag befinden sich in der Küstenmetropole Mersin im Süden der Türkei sechs Personen wegen sogenannten „Terrorvorwürfen” in Gewahrsam. Bei den Betroffenen handelt es sich um die Künstlerinnen Hebun Yüksekbağ, Dilan Demir und Cejna Saruhan, die im kurdischen „Kunstatelier Akdeniz” organisiert sind, Ali Bilen, der im Vorstand des Provinzverbands der Demokratischen Partei der Völker (HDP) saß, sowie Sohbet Aslan und Ilhan Yükol. Sie alle wurden vor zwei Tagen im Rahmen eines von der Generalstaatsanwaltschaft Mersin geführten Ermittlungsverfahrens wegen „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation” von der Militärpolizei (türk. Jandarma) festgenommen.

Die Ermittlungsakte gilt als Verschlusssache, was den Festgenommenen konkret zur Last gelegt wird, ist somit nicht bekannt. Einen Einspruch ihres Rechtsbeistands gegen die Versagung der Akteneinsicht schmetterte die 2. Strafabteilung des Amtsgerichts Mersin inzwischen ohne Begründung ab.

Auch die Überstellung an ein Gericht fand noch immer nicht statt. Nach wie vor werden die Betroffenen in der Provinzkommandantur der Militärpolizei festgehalten. Unterdessen wurde bekannt, dass Sohbet Aslan in der sechtsen Woche schwanger und Ilhan Yükkol schwerbehindert (GdB 73 Prozent) ist. Im Rahmen des Ermittlungsverfahrens soll auch der kurdische Sänger Kadir Çat zur Fahndung ausgeschrieben sein. Bisher wurde er in seiner Wohnung in Mersin nicht angetroffen.  

Korrekturhinweis: In einer früheren Version hieß es, der Grad der Behinderung von Ilham Yükkol betrage 52 Prozent. Nach Angaben seiner Rechtsanwälte beträgt der tatsächliche GdB des körperlich und geistig beeinträchtigten Mannes 73 Prozent. Sohbet Aslan lebt mit einer Behinderung am Bein.