IS-Mitglied ergibt sich in Dêra Zor den YPG

Ergün Orhan war lange Mitglied des IS. In Nordsyrien in Dêra Zor hat er sich schließlich den YPG ergeben. In Köln und Bonn habe er zuvor Moscheen besucht und den IS kennengelernt.

Ergün Orhan war Mitglied des IS und hat sich in Dêra Zor den Volksverteidigungseinheiten (YPG) ergeben. Zuvor hat er in Deutschland gelebt und in vielen verschiedenen Jobs gearbeitet, unter anderem bei Versicherungen und in Fabriken.

Orhan erklärt in einer Befragung, dass er den Islamischen Staat (IS) durch Videos kennengelernt und viele Seminare zum IS in Moscheen besucht habe, z.B. in Köln und Bonn. In der Abu-Bakr-Moschee gab es den Scheich Abu Ubeyda, der gesagt hätte, der IS sei der richtige Weg und ihm Ratschläge erteilte. So langsam sei er in der Szene gewachsen. Ein tunesischer Freund von ihm, mit Namen Abu Mucahid, sei auch zum IS gegangen. Dieser habe ihm erklärt, der IS sei die einzige Möglichkeit ins Paradies zu gelangen. 2014, im April oder Mai, sei er dann mit seiner Ehefrau gemeinsam nach Antalya gereist. Von dort ging es weiter nach Antep. Viele von ihnen warteten bereits in Hotels. Von Antep sei es dann ohne Probleme weiter nach Cerablus gegangen. Dort wurde er von der Ehefrau getrennt.

In Cerablus haben sie sich in einer Schule versammelt und etwa 25 Tage gewartet. Sie sind dann nach Tabqa gegangen, wo sie Unterricht und Schulungen zum Islam bekommen haben. Danach begann in Raqqa die militärische Ausbildung, die 1,5 Monate andauerte. Sein Deckname sei Abu Bekr al-Almani. Nach der Ausbildung ist er nach Minbic gegangen und habe dort als Übersetzer gearbeitet, aber auch mal Wache halten und Sachen transportieren müssen. Nach knapp einem Jahr wechselte er zur Polizei des IS. Dort habe er Straßen gesperrt, Menschen kontrolliert und auch im Gefängnis Wache gehalten. Als er in der „Verwaltung“ gearbeitet hat, wurde er Zeuge davon, wie verletzte IS-Mitglieder von Cerablus nach Antep in die Türkei gebracht wurden. Das sei gegangen, wenn man den Emir um Erlaubnis gefragt hat. Das sei kein Geheimnis gewesen. Auch sei bekannt gewesen, dass der IS im Grenzgebiet mit der Türkei kooperiere und es eine Zusammenarbeit gebe. Verletzte sollen sogar bis nach Istanbul ins Krankenhaus gebracht worden sein. Es habe nie Probleme gegeben und die Türkei habe den Weg für die Fahrten immer freigemacht.

Zu Kobanê berichtet Orhan, dass der IS von der Türkei die Erlaubnis bekommen habe, die Grenze zu passieren. Dies sei kein Geheimnis gewesen.

Nach einem Aufenthalt in Minbic habe er bei der IS-Polizei in al-Bab gearbeitet. Al-Bab wurde damals von der Türkei angegriffen und bombardiert. Viele Zivilisten, vor allem Kinder, wurden verletzt. Auch Krankenhäuser seien bombardiert worden. In al-Bab habe er Wache geschoben und deshalb alles gesehen. Später ist er nach Aleppo gegangen und habe dort die gleichen Arbeiten ausgeführt. Dort wurde er Mitglied der Scharfschützengruppe. Danach war er nach seinen Angaben in Cizîrê in einem Lager des IS für die Logistik zuständig.

Auf die Frage, warum er sich ergeben habe, sagt er, dass die Frauen schlecht behandelt und ausgenutzt wurden. Manche Männer heirateten 10–15 Mal und ließen sich kurz danach wieder scheiden. Viele sollen auch ihren Lohn nicht bekommen haben. Zudem seien Leute, die den IS verlassen wollten, mit dem Tod bedroht worden. Das schlimmste aber sei, dass viele zum Kampf gezwungen wurden. Sie seien angelogen worden. „Die wollten einfach nur, dass wir sterben. Viele wollen raus, aber man erlaubt es ihnen nicht“, so Orhan.

Nach seinen Angaben sind viele in die Türkei gegangen und leben und arbeiten jetzt dort. Sie könnten sich dort frei bewegen und würden nicht verfolgt oder bestraft.