Hamburger Aufruf: Gegen den rechten Terror!

„Schon vor Hanau wussten wir, dass wir uns nicht auf den Staat verlassen können, sondern uns selber verteidigen müssen“, erklären Hamburger Migrantenorganisationen und rufen zu einer Demonstration gegen den rechten Terror auf.

Parallel zu der heutigen Großdemonstration in Hanau wird zu dezentralen Protestaktionen gegen faschistische Gewalt aufgerufen. In Hamburg findet um 16 Uhr eine Bündnisdemonstration unter dem Motto „Gegen den rechten Terror“ statt, zu der KON-MED (Konföderation der Gemeinschaften aus Kurdistan), der Frauenrat Rojbîn, DIDF (Föderation der demokratischen Arbeitervereine) und ATIF (Konföderation der Arbeitervereine aus der Türkei) einladen:

Wir müssen uns selbst verteidigen

Die Gewalt, welche wir am Mittwochabend in Hanau erleben mussten, ist nichts Neues, auch nicht, dass migrantische Menschen, Familien, Communities getroffen und nicht geschützt werden. Das kennen wir von den NSU-Morden, die bis heute nicht aufgedeckt sind. Das milde Urteil im NSU-Prozess war vielmehr eine Aufforderung an alle Nazis, weiter zu morden. Seitdem gab es unzählige weitere Anschläge und Morde gegen migrantische und jüdische Menschen.

Schon in Kassel, in Köln, in Frankfurt, in Duisburg, in Halle… wussten wir, dass wir uns nicht auf den Staat verlassen können, sondern uns selber verteidigen müssen. Gegen eine Politik, die zwar nach Anschlägen betroffen ist, aber trotzdem nicht im Entferntesten so viel gegen den rechten Terror tut wie gegen Migrant*innen - die Toten im Mittelmeer sind die Brüder und Schwestern der Toten in Hanau.

Wir wissen, dass wir nicht auf die bauen können, die damals von Döner-Morden und heute von Shisha-Morden reden und von Fremdenfeindlichkeit statt Rassismus - oder die wieder einmal von verwirrten Einzeltätern fabulieren. Dass wir uns nicht auf eine Sensationspresse und die Politiker*innen verlassen werden, die jetzt wieder zum Spektakel nach Hanau anreisen, aber die Warnungen und Erfahrungen nicht ernst nehmen, nicht hinhören und nicht handeln. Und es ist mehr als klar, dass die Hufeisentheorie eines Hans-Georg Maaßen nur dazu dient, rechten Terror und Hetze zu verharmlosen und antifaschistischen Widerstand dagegen zu schwächen.

Wir nehmen uns das Recht, uns selbst zu verteidigen. Wir fordern die solidarische Gesellschaft auf, mit uns für die Unversehrtheit unseres Lebens und unser Zusammenlebens zu demonstrieren und sich dafür stark zu machen, dass den Nazis und Rassist*innen das Handwerk gelegt wird. Mit diesen Taten sind alle gemeint, aber getroffen werden wir.

Wir sagen aber auch, dass uns der Rassismus nicht vertreiben wird, sondern wir diese Gesellschaft für immer geprägt und verändert haben.

Für eine migrantische, jüdische, schwarze Perspektive. Für die Gesellschaft der Vielen. Das Problem heißt nicht Migration, das Problem heißt Rassismus. Wir rufen und fordern alle dazu auf, auf die Familien und Angehörigen der Opfer zu schauen, ihre Stimmen zu hören, die Namen der Opfer zu nennen. Wir sind bei ihnen.

Kommt deshalb parallel zum bundesweiten Aktionstag in Hanau am 22. Februar um 16 Uhr zum Hachmannplatz am Hamburger Hauptbahnhof zu unserer Demonstration. Lasst uns als Migrant*innen, als Antifaschist*innen sowie als Hamburger*innen unsere Stimme gegen das Erstarken der neofaschistischen Strömung in diesem Land und ihre Gewalt erheben. Denn für „Wehret den Anfängen“ ist es schon zu spät. Es ist höchste Zeit zu handeln!