Hagia Sophia: UN warnen vor politischer Instrumentalisierung

Die Vereinten Nationen warnen vor einer politischen Instrumentalisierung der Hagia Sophia in Istanbul. Die türkische Regierung müsse dafür Sorge tragen, dass das erneut zur Moschee umgewandelte Gebäude auch weiter ein Ort interkulturellen Dialogs bleibt.

Die Vereinten Nationen warnen vor einer politischen Instrumentalisierung der Hagia Sophia in Istanbul. Die türkische Regierung müsse dafür Sorge tragen, dass das erneut zur Moschee umgewandelte Gebäude auch weiter ein Ort interkulturellen Dialogs bleibe, erklärten UN-Experten am Freitag in Genf. Religiöse und kulturelle Gruppen in der Türkei dürften an dieser Frage nicht gespalten werden. Es bestehe die Gefahr, dass der Kuppelbau durch die Umwidmung seinen Status als Unesco-Weltkulturerbe verlieren könnte, den er seit 1985 hat. Die türkische Regierung müsse daher darauf achten, den dahingehenden Verpflichtungen weiter nachzukommen. Die Hagia Sophia sei die meistbesuchte Sehenswürdigkeit der Türkei und „ein Monument von weltweiter Bedeutung“, erinnerten die Experten.

Gleichzeitig zeigten sich die Vereinten Nationen besorgt, dass die weltweit stark beachtete Rückwidmung des Museums in ein Gotteshaus zu „wachsendem Hass auf Muslime“ führen könne. Die Diskussion müsse daher unbedingt offen und frei von Diskriminierung geführt werden.

Fast 1.000 Jahre war die 537 geweihte Hagia Sophia die Hauptkirche des griechisch-orthodoxen Kaiserreichs Byzanz. 1453 machten die osmanischen Eroberer Konstantinopels, des heutigen Istanbuls, daraus eine Moschee. Der türkische Republikgründer Mustafa Kemal „Atatürk“ erklärte das Bauwerk 1934 zum Museum.

Am 10. Juli 2020 annullierte das Oberste Verwaltungsgericht in der Türkei den bisherigen Status der Hagia Sophia als Museum. Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan unterzeichnete daraufhin ein Dekret zur künftigen Nutzung als Moschee. Das erste Freitagsgebet fand vor einer Woche statt. Ali Erbaş, Leiter des staatlichen Religionsamtes Diyanet, zückte während seiner Predigt ein Schwert, als Symbol der Eroberung. Zuvor gab es Trauer und Protest gegen die Umwandlung der Hagia Sophia in der orthodoxen Kirche, aber auch von katholischer Seite. Das Oberhaupt der orthodoxen Kirche Griechenlands, Erzbischof Hieronymos, hatte den Freitag zum Tag der Trauer für das Christentum und das Griechentum erklärt.