Der im Schweizer Exil lebende kurdische Politiker Demir Çelik ist besorgt um das Leben seines Sohnes Yoldaş Selim Çelik. Der Angehörige der Volksverteidigungskräfte (kurd. Hêzên Parastina Gel, HPG) mit dem Nom de Guerre Savaş geriet am 20. Oktober im Amanosgebirge in der südtürkischen Provinz Hatay im Verlauf einer Guerillaaktion in türkische Gefangenschaft. Fünf Tage später wurde er unter Terrorvorwürfen verhaftet und in das T-Typ-Gefängnis in Hatay überstellt. Der aktuelle Aufenthaltsort von Yoldaş Selim Çelik ist nach Angaben der türkischen Behörden inzwischen seit mehr als einer Woche jedoch Antalya, in einem Gefängnis befindet er sich jedoch nicht. Offenbar erhoffen sich Sicherheitskräfte durch diese Methode Informationen über Rückzugsgebiete der Guerilla.
Seit wann genau sich Çelik auf einer Odyssee quer durchs Land befindet, ist unklar. Da beide Elternteile außerhalb der Türkei leben, wurde der Guerillakämpfer am 26. Oktober von einer Tante und einem Onkel mütterlicherseits in Begleitung eines Rechtsanwalts vom Menschenrechtsverein IHD im Gefängnis Hatay besucht. Zu dem Zeitpunkt sei er bei guter gesundheitlicher Verfassung gewesen, teilte der IHD mit. Am selben Tag kamen im nahegelegenen Iskenderun zwei Guerillakämpfer bei einer Aktion ums Leben, mehrere Polizisten wurden verletzt. Yoldaş Selim Çelik sei zu dem Vorfall intensiv befragt worden, seit dem 27. Oktober wurde dann kein einziger Antrag des Anwalts auf Mandantenbesuch positiv beschieden. Beide Ermittlungsakten sind zudem als Verschlusssache eingestuft worden – aus „Gründen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung“, heißt es zur Argumentation.
Demir Çelik, der 2008 als Bürgermeister seiner Geburtsstadt Gimgim (türk. Varto) an der Gründung der Partei des Friedens und der Demokratie (BDP) beteiligt war und bei den Wahlen 2011 ins türkische Parlament einzog, hat mit seiner Frau Şengül Çelik einen offenen Brief verfasst. Darin prangern beide die extralegalen Praktiken der türkischen Justiz im Umgang mit Yoldaş Selim Çelik an und bringen ihre Besorgnis um das Wohlergehen und die Unversehrtheit ihres Sohnes zum Ausdruck. „Weder ist sein Aufenthaltsort bekannt, noch hat er die Möglichkeit einen Anwalt zu sprechen oder seine Angehörigen zu sehen. Als Mutter, Vater und Familie haben wir Angst um das Leben von Yoldaş.“
Seit letztem Mittwoch befinden sich zudem fünf Personen, denen eine Mittäterschaft im Zusammenhang mit der Aktion in Iskenderun vorgeworfen wird, in Untersuchungshaft. Ş.K., M.D., R.A., S.O. und der syrische Staatsbürger A.V. waren am 28. Oktober bei Polizeioperationen in Amed (Diyarbakir), Riha (Urfa) und Istanbul festgenommen und in die Provinz Hatay gebracht worden. Genaue Angaben zu ihrer Identität sind nicht bekannt, nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) handelt es sich bei allen fünf Verhafteten um Personen mit Angehörigen bei der Guerillaorganisation HPG.