Gedenken an Sarah Handelmann in Berlin

In Berlin ist der Internationalistin Sarah Handelmann gedacht worden. Die Guerillakämpferin ist im April bei einem türkischen Luftangriff auf die Medya-Verteidigungsgebiete in Südkurdistan ums Leben gekommen.

Sarah Handelmann (Sara Dorşîn) kam am 7. April 2019 bei einem Bombenangriff der türkischen Luftwaffe auf die Medya-Verteidigungsgebiete in Südkurdistan ums Leben. In Berlin hat am Sonntag eine Gedenkveranstaltung stattgefunden.

Bei dem Gedenken kamen etwa 250 Menschen aus allen Teilen Kurdistans und der internationalistischen Solidaritätsbewegung mit dem kurdischen Freiheitskampf zusammen. „Die Samen des kollektiven Widerstandes für ein Leben in Würde und Freiheit sind gesprossen. Sarah selbst hatte mit ihrem Engagement Brücken der Solidarität gebaut, die viele Menschen miteinander verbinden, dies spiegelte sich bei ihrer Gedenkveranstaltung deutlich wieder“, erklärte eine der Organisatorinnen im Anschluss an die Veranstaltung.

In den Redebeiträgen wurde betont, wie der türkische Staat durch seinen aktuellen Angriffskrieg gegen Nord- und Ostsyrien versucht, das demokratische Gesellschaftsprojekt Rojava zu vernichten. Es waren auch diese Momente, die Sarah zur Frauenguerilla bewegten. Sie ging 2016 das erste Mal nach Kurdistan, als der Städtekrieg in Bakûr (Nordkurdistan) tobte. In Amed (Diyarbakir) wurde sie mit ihrer Kamera Zeugin des Krieges gegen die Menschlichkeit. Von da an setzte Sarah sich für die Werte der Frauenrevolution ein und wurde eine internationalistische Revolutionärin der heutigen Zeit.

Am Abend vor dem Gedenken wurde in Erinnerung an Sarah Handelmann der Film „Xwebûn“ gezeigt, den sie mit weiteren Freundinnen drehte. Es zeigte sich, dass sich auf politischer Ebene seit damals nicht viel verändert hat: Die türkische AKP-Regierung versucht weiterhin auf allen Ebenen die kurdischen Selbstverwaltungsstrukturen auszulöschen, doch die Bevölkerung leistet gegen Faschismus, Staat und Patriarchat kraftvollen Widerstand, in dem sie sich basisdemokratisch organisiert.

Bei der Gedenkveranstaltung für Sarah Handelmann wurden viele Reden gehalten, unter anderem von einer Vertreterin der kurdischen Frauenbewegung, die mit der Erinnerung an die Oktober-Gefallenen wie Berîtan (Gülnaz Karataş) und Ronahî (Andrea Wolf) an die Wichtigkeit des Kampfes für alle Frauen dieser Welt und die Bedeutung des Widerstand für die kurdische Frauenguerilla erinnerte. Angehörige von Gefallenen erinnerten in ihrem Beitrag daran, dass der Widerstand eine Geschichte hat, die hohe Opfer verlangt, die sich aber auch im Kampf um Freiheit miteinander verbindet.

Anschließend wurde ein Film über Sarah gezeigt, außerdem wurden auch persönliche Briefe und Gedichte von und an sie gelesen sowie eine Wander-Gedenkbibliothek eröffnet (Anfragen an: [email protected]). Die Bücher darin spiegeln die verschiedenen Seiten von Sarah Handelmanns Leben wider und sollen die Geschichten und Erinnerungen an sie weitertragen. Die Bibliothek soll „wandern“, damit auch in Zukunft die Ideen und Mühen von Sarah, Menschen, Geschichten und Sprachen miteinander zu verbinden, weiterwachsen können. Das Buch „Der kleine schwarze Fisch“ aus dem iranischen Widerstand erzählt uns folgendes: „Die Zeit, in der wir den Kindern Märchen erzählen und ihnen inhaltslose Ratschläge geben, ist vorbei. Wir können den Kindern nicht ein Glück vorgaukeln, das es nicht gibt. Die Hoffnung, die wir bei den Kindern wecken müssen, ist die Hoffnung auf den Kampf gegen die bestehende gesellschaftliche Realität.“

In der Pause wurde im Saal ein Feuer angezündet, um an Sarahs Leben in den Bergen zu erinnern. Alle Anwesenden konnten Erinnerungen und Wünsche an sie aufschreiben und darin verbrennen. Das Gedenken endete mit einem kulturellen Programm, es wurden Lieder aus Sarah Handelmanns Kindheit, ihrer Zeit in den Bergen sowie aus der faschistischen Widerstandsgeschichte gesungen.

Auch wurde von Freundinnen ein Lied für Sarah geschrieben, das aus ihrem Leben als Kämpferin der Frauenguerilla YJA-Star erzählt:

Sara Heval

Sara Genossin,

dein Kampf für Freiheit enternasiyonal,

Genossin,

dein Weg führte nach Kurdistan,

und dann,

gingst du in die Berge

und warst bei den Hevals,

Wo dein Kampf als Militante begann.

Eine Guerilla die war

entschlossen und mutig,

zwischen Bäumen und Bergen

schlug ihr Herz voller Wut und voller Liebe,

für die Revolution und für das Leben

das widerständig war.

Sara Genossin,

xwebûn, xweparastin – du warst so klar

Genossin,

es war die Sehnsucht in dir,

und zwar,

die Suche nach dem würdevollen Leben,

dafür hast du dann alles gegeben.

Eine Guerilla die war

entschlossen und mutig,

zwischen Bäumen und Bergen

schlug ihr Herz voller Wut und voller Liebe,

für die Revolution und für das Leben

das widerständig war.

Sara Genossin,

du hast deine Verantwortung gespürt,

Genossin,

und bist ihr bis zum Ende gefolgt,

ja dann,

hast du nach der Wahrheit gesucht,

Gefühlt und gehandelt,

da war kein Weg zu weit.

Eine Guerilla die war

entschlossen und mutig,

zwischen Bäumen und Bergen

schlug ihr Herz voller Wut und voller Liebe,

für die Revolution und für das Leben

das widerständig war.

Sara Genossin

Vollendet sind deine Taten heute nicht,

Genossin

Erinnerung an dich sind viele da,

oh ja,

Sie werden uns begleiten

und wir sie weiter geben,

- und dich als Vorbild sehen.

Eine Guerilla die war

entschlossen und mutig,

zwischen Bäumen und Bergen

schlug ihr Herz voller Wut und voller Liebe,

für die Revolution und für das Leben

das widerständig war.

Sara Genossin,

deine Träume leiten uns,

sie geben Hoffnung,

Genossin

sie sind die Hoffnung in uns,

so klar,

gemeinsam werden wir sie weiter führen

- so wirst du nie von uns gehen!

Eine Guerilla die war

entschlossen und mutig,

zwischen Bäumen und Bergen

schlug ihr Herz voller Wut und voller Liebe,

für die Revolution und für das Leben

das widerständig war.