Gedenken an Sarah Handelmann

Fünf Jahre sind vergangen, seit Sarah Almuth Handelmann bei einem türkischen Luftangriff in den Bergen Kurdistans ums Leben kam. In Berlin und Magdeburg wurde ihrer erinnert.

Fünf Jahre ist es inzwischen her, dass Sarah Almuth Handelmann bei einem Luftangriff des türkischen Staates in den Bergen Kurdistans ermordet wurde. Die deutsche Internationalistin hatte sich 2017 nach einem kurzen Aufenthalt in Rojava der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) angeschlossen und war als Sara Dorşîn Mitglied der Frauenguerilla YJA-Star. Für Familie, Freundinnen und Weggefährten wiegt ihr Verlust noch immer schwer, noch immer klaffen Wunden. Einige von ihnen kamen am Sonntag zusammen und erinnerten sich an sie.

In Berlin lud die feministische Organisierung „Gemeinsam kämpfen“ zusammen mit der Internationalistischen Jugendkommune zu einer Gedenkfeier ein. In einem liebevoll gestalteten Raum hatten einige Dutzend Gäste Platz genommen, von den Wänden blickten die kurdische Revolutionärin Sakine „Sara“ Cansız, deren Namen Handelmann bei der Guerilla angenommen hatte, und PKK-Begründer Abdullah Öcalan. Zwischen ihnen wurde ein Tisch mit ihren Bildern, Blumen und Kerzen aufgestellt.


Safiye Erol von der Kurdischen Frauenbewegung in Europa (TJK-E) sprach nach einer Schweigeminute einige Worte. „Sara Dorşîn beschrieb in einem ihrer Briefe, wie sie die Schriften von Abdullah Öcalan verinnerlichte. Die daraus gewonnene Erkenntnis führte sie in die Gebiete der Freiheit. Es liegt an uns, die Träume und Ideale unserer Gefallenen zu verwirklichen, diesen Widerstand zu führen. Die wichtigste Basis hierbei ist es, den Vorsitzenden zu verstehen. Wir alle müssen Öcalan lesen, ihn in unser Leben adaptieren, so wie es unsere internationalistischen Freundinnen und Freunde vormachen. So wie Sara sagte: unsere Worte müssen praktisch werden. Auf diese Weise können wir die Träume der Gefallenen erfüllen“, sagte sie.

Aktivistinnen von „Gemeinsam kämpfen“ berichteten vom Leben Handelmanns. Geboren am 25. November 1985, wuchs sie in einem kleinen Dorf in Ostdeutschland auf. Nach der Schule studiere sie drei Jahre Literatur in Tübingen, wo sie linksradikale Ideen kennenlernte und sich der anarchistischen Bewegung zugehörig fühlte. Anschließend studierte sie in Berlin an der Filmhochschule und arbeitete später als Kamerafrau. Die kurdische Bewegung lernte sie 2016 in Amed (tr. Diyarbakır) kennen, als sie gemeinsam mit Cora Hoffmann und Antonia Kilian die Dokumentation „Xwebûn“ (Selbstsein) drehte, die die kurdische Frauenbewegung zu dieser Zeit porträtiert. Sie war von der Widerständigkeit der Frauen und der gesamten Bevölkerung berührt und inspiriert. Als Feministin gab ihr vor allem die starke Organisierung der Frauen auch für eine eigene Perspektive Hoffnung.

Szenen aus „Xwebûn“ waren dann auch in einem bewegenden Video über das Leben und Wirken von Sarah Almuth Handelmann zu sehen, das für Emotionen bei den Anwesenden sorgte. Gefühlvoll ging es weiter mit Liedern, die für die Internationalistin gesungen wurden. Den Abschluss des Abends bildete der kurdische Ruf „Şehîd Namirin“ – Die Gefallenen sind unsterblich.

Gedenken in Magdeburg

In Magdeburg kamen Mitglieder der örtlichen Jugendkommune sowie Aktive des offenen Jugendtreffs zusammen, um Sarah Almuth Handelmanns zu gedenken. Sie setzten sich mit dem Weg der Internationalistin von der Filmhochschule in Deutschland bis in die Berge Kurdistans „und ihrem Kampf, den sie gegen die kapitalistische Moderne führte“, auseinander. Auch wurden Erinnerungen von Freundinnen an die gemeinsame Zeit mit „Sara Dorsîn“ vorgelesen.

„Die Entschlossenheit und Klarheit, die sie in ihrem Kampf zum Ausdruck brachte, sowie auch der Inbegriff von Hevaltî, den sie lebte, sind für uns eine Inspirationsquelle und Motivation, dem mörderischen System die Stirn zu bieten und bis zum Ende für unsere Ideale einzustehen. Wie jede Gefallene, jede Vordenkerin und jede Freundin wurde Sara eine Wegbereiterin und eine Blume, die den Weg zum Garten der Freiheit ebnet. Wir sind entschlossen, diesen Weg bis zum Ende zu gehen“, sagte eine Aktivistin der Jugendkommune Magdeburg. Mit dem Lied „Sara Genossin“, das gemeinsam gesungen wurde, fand das Gedenken einen starken Abschluss.