Die Angst der Türkei vor dem Geburtstag Öcalans

Wie in den Jahren zuvor hat der türkische Staat auch in diesem Jahr versucht, die Feierlichkeiten anlässlich des Geburtstages von Abdullah Öcalan zu verhindern.

Den Geburtstag des auf der Gefängnisinsel Imrali inhaftierten kurdischen Volksrepräsentanten Abdullah Öcalan begeht die Bevölkerung Kurdistans traditionell mit dem Pflanzen von Bäumen. Wie bereits in den Jahren zuvor haben die Sicherheitskräfte des türkischen Staates auch in diesem Jahr vielerorts versucht, die Feierlichkeiten zu unterbinden. Besonders gravierende Zustände wurden aus der Heimat von Abdullah Öcalan, der Kreisstadt Xelfetî (Halfeti) in der Provinz Riha (Urfa) gemeldet. Anlässlich des 69. Geburtstags von Öcalan in das Dorf Amara, dem Geburtsort des kurdischen Volksrepräsentanten reisende Personen wurden daran gehindert, in den Ort zu gelangen. Das Geburtshaus Öcalans war bereits eine Woche zuvor von der Jandarma eingekesselt worden. Auch im Zentrum von Xelfetî und Riha blockierte das Militär die Strecke Richtung Amara.

Dutzende Menschen, darunter der DTK-Ko-Vorsitzende Berdan Öztürk und mehrere Abgeordnete der HDP (Demokratische Partei der Völker), die trotz aller Behinderungen am Montag nach Xelfetî gereist waren, wurden von türkischen Sicherheitskräften faktisch unter Hausarrest gestellt. Mit gepanzerten Militärfahrzeugen hinderte die Jandarma die Personen daran, das Parteigebäude der HDP in Xelfetî zu verlassen. Im Dorf Amara hatte das Militär am Dienstagabend das Haus von Mehmet Öcalan, Bruder von Abdullah Öcalan, gestürmt. Dabei waren fünf Personen festgenommen worden, die mittlerweile wieder auf freien Fuß gesetzt wurden. Unter den Festgenommenen befanden sich auch der Ko-Kreisvorsitzende der DBP (Partei der demokratischen Regionen), Bekir Karakeçili, und der Journalist und Korrespondent der kurdischen Nachrichtenagentur MA, Hacı Yusuf Topaloğlu.

Trotz Behinderungen und Repression: Geburtstag in Amara begangen

Während die kurdische Bevölkerung systematisch daran gehindert wurde, Amara zu erreichen, gab Dilek Öcalan, Abgeordnete der HDP und Nichte des kurdischen Volksrepräsentanten, eine Erklärung im Geburtshaus Öcalans ab. Dilek Öcalan kritisierte das Vorgehen der Sicherheitskräfte und gratulierte dem inhaftierten Öcalan zum 69. Geburtstag. Das Dorf sei regelrecht belagert und gegen mehrere Dorfbewohner*innen zudem Gewalt angewendet worden. „Wir bedanken uns bei unserem Volk, das trotz aller Behinderungen einen Weg gefunden hat, hierher zu kommen. Wie bekannt ist, ist der Druck so stark angestiegen, dass sogar das Haus, in dem wir uns letzte Nacht befanden, von der Jandarma gestürmt wurde. Insgesamt neun Personen sind in Amara in Gewahrsam genommen worden. Der Repression zum Trotz werden wir uns für Öcalan einsetzen und mit Entschlossenheit unseren Kampf fortsetzen. Wir wünschen allen Völkern alles Gute anlässlich des Geburtstages des kurdischen Volksrepräsentanten Abdullah Öcalan.“