Celalettin Can: Unterstützung für HDP wächst

Der Sprecher der Initiative „78er-Aufbruch“, Celalettin Can, erklärt, das AKP/MHP-Regime versuche mit dem HDP-Verbot, jede demokratische Tendenz auszulöschen. Dies sei jedoch vergebens, denn die Unterstützung für die HDP wachse.

Celalettin Can ist eine der historischen Figuren der Linken in der Türkei und Nordkurdistan und Sprecher der Initiative „78’liler Girişimi“ (78er-Aufbruch). Er war Teil der Gruppe von „Weisen“, die sich während des „Dialogprozesses“, dem Aufruf Abdullah Öcalans folgend, engagierte.

Sie wollen die Massenbasis von ihrer Vorhut abschneiden“

Im ANF-Gespräch erklärt er seine Perspektive zum HDP-Verbotsverfahren und sagt: „Es gibt eine Massenbasis, die mittlerweile bewusst ist und für ihre Rechte eintritt. Durch das Verbot der HDP soll diese Massenbasis von ihrer Vorhut abgeschnitten und aufgelöst werden.“ Um das eingeleitete Verbotsverfahren zu verstehen, geht er auf die Geschichte des 2015 vom Regime einseitig beendeten „Dialogprozesses“ ein.

Es ergab sich eine Chance und wir mussten sie nutzen“

Auf die Frage, ob er während seiner Beteiligung irgendwann geglaubt habe, der „Dialogprozess“ mit dem Regime werde erfolgreich sein, erklärt Can: „Wir waren uns bewusst, dass die kurdische Frage nicht leicht zu lösen sein würde und es sich um ein sehr langfristiges Problem handelt. Aber zu dieser Zeit in der Geschichte ergab sich eine Chance und aus ihr mussten wir das Beste machen. Obwohl im Endeffekt nichts dabei herauskam, verloren drei Jahre lang weniger Menschen ihr Leben, die Institutionalisierung in der kurdischen Frage wurde sehr stark. Sicherlich war die Entwicklung in Rojava auch ein bisschen ein Teil davon. Das kurdische Bewusstsein in der Türkei beschränkte sich nicht mehr auf den Osten des Landes. Die Realität eines Volkes kam ans Licht und hat sich bis in den Westen ausgebreitet.“

Es ist nicht so gelaufen, wie die AKP glaubte

Can weist daraufhin, dass der Dialogprozess nicht im Sinne der AKP verlief: „Sie dachten, wenn es so aussähe, als würden sie Schritte machen, dann würden sie die Kurden gewinnen und an ihre Seite ziehen. So meinten sie, die Kurden manipulieren zu können. Aber als sich der Prozess in die Richtung des Volks entwickelte, brach die AKP den Dialog einseitig ab.“

In dieser Zeit habe die HDP massiv an Unterstützung gewonnen, sagt Can und erklärt, dass die Regierung den Prozess nicht ernst genommen und so schweren Schaden erlitten habe. Nun wolle das Regime alle Tendenzen für Frieden, eine Lösung und Demokratie vernichten. Diese Bemühungen werden jedoch vergebens sein, erklärt Can und schließt: „Als der Dialogprozess begann, hatte die HDP sechs bis sieben Prozent der Stimmen, aber bis zu dessen Ende war der Stimmenanteil auf dreizehn Prozent gestiegen. Als das Regime dieses Ergebnis sahen, wurde der Prozess umgekehrt. Aber die Unterstützung für die HDP ist nicht vorbei, sie nimmt zu."