Armenischer Politiker in Frankreich an Covid-19 gestorben

Der armenisch-französische Regionalpolitiker und ehemalige Minister Patrick Devedjian ist im Alter von 75 Jahren an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Als Anwalt vertrat er in den 80ern armenische Revolutionäre, darunter auch Monte Melkonian.

Der französische Politiker armenischer Herkunft, Patrick Devedjian, ist an den Folgen der neuartigen Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Der Präsident des Départmentrats der französischen Region Hauts-de-Seine und frühere Minister war am Mittwoch zur Beobachtung ins Krankenhaus gekommen, nachdem er positiv getestet worden war. In der Nacht zum Sonntag erlag er der Corona-Infektion.

Auf Twitter schrieb der 75-Jährige zuvor noch, dass er „von der Pandemie betroffen“ sei und sich daher persönlich von der „außergewöhnlichen Arbeit der Ärzte und Pflegekräfte“ überzeugen könne.

Patrick Devedjian wurde 1944 in Fontainebleau, südlich von Paris geboren. Wie das Onlinemedium HayPress schreibt, wurde sein Vater Roland Devedjian in Sivas (kurd. Sêwas) geboren. In einer frankophilen Familie in der damaligen osmanischen Reichshauptstadt Konstantinopel aufgewachsen, floh er 1919 – nach dem Völkermord an den Armeniern – nach Frankreich. In Courbevoie betrieb er ein kleines Unternehmen, bis er Anfang der 1960er-Jahre für den Bau eines Hochhausviertels enteignet wurde. Devedjians Großvater väterlicherseits war der osmanische Fischereibeamte Karekin Deveciyan. Er schrieb das erste wissenschaftliche Werk über die Fische und die Fischerei in der Türkei.

Patrick Devedjian war von 1983 bis 2002 Bürgermeister von Antony, seit 2007 war er Präsident des Départementrats Hauts-de-Seine. Eine EU-Mitgliedschaft der Türkei lehnte er laut Haypress ab, hauptsächlich, weil die türkische Regierung den Völkermord an den Armeniern leugnet. Devedjian vertrat die Ansicht, dass die Türkei vor dem Beitritt zur Europäischen Union zu einem ehrlichen und korrekten Umgang mit der eigenen Geschichte finden muss. Der Politiker war auch in der mehrfach preisgekrönten NDR-Dokumentation „AGHET – Ein Völkermord“ zu sehen.

Als Rechtsanwalt vertrat Patrick Devedjian eine Reihe von armenischen Revolutionären, darunter auch Monte Melkonian. Dieser wurde 1982 in Paris mit einem falschen Pass festgenommen und stand im Verdacht, an der Besetzung der türkischen Botschaft in Paris („Operation Van“) mitgewirkt zu haben. Devedjian erreichte, dass Melkonian abgeschoben wurde, ohne dass ihm ein Strafprozess gemacht wurde.

Zuvor hielt sich Melkonian in der libanesischen Bekaa-Ebene auf, wo er sich militärisch ausbilden ließ. Dort lernte er auch die ersten Kader und Guerillakämpfer der PKK kennen. In seinen Tagebüchern hielt er persönliche Erlebnisse mit ihnen fest.