Arbeiter vom Bau: Wir wählen Demirtaş

Für die Arbeiter vom Bau steht fest: „Die Arbeiter*innenklasse kann nur durch die HDP vertreten werden. Daher geht unsere Stimme an Demirtaş und die Demokratische Partei der Völker“.

Den Hauptgegenstand der Tagesordnung in der Türkei bilden die erzwungenen Prsäidentschafts-und Parlamentswahlen am 24. Juni. Während die politischen Parteien und ihre Kandidat*innen weiterhin polemische Töne anschlagen, bringt die proletarische Arbeiter*innenklasse konkret zum Ausdruck, wem ihre Stimme bei den erzwungenen Neuwahlen gilt. Unsere Türkei-Korrespondentin Mina Roj sprach mit dem Bauarbeiter Refik Gönül und seinen Kollegen über die anstehenden Wahlen in der Türkei und Nordkurdistan.

AKP beutet Arbeiter*innenklasse aus

Refik Gönül betont, dass die regierende AKP die proletarische Klasse des Landes ausbeute und seine Stimme an den Präsidentschaftskandidaten der HDP, Selahattin Demirtaş gehen werde. Nach Meinung eines anderen Bauarbeiters sei das Ende der AKP, die dem Volk Rechenschaft schulde, gekommen.

Arbeiter*innen befinden sich in einer Notlage

Seit über 20 Jahren bereits arbeite er auf dem Bau, erzählt Gönül. Die Arbeiter*innen würden aus wirtschaftlicher Sicht schwere Zeiten durchleben. Die Situation heute sei mit der in den Jahren zuvor kaum zu vergleichen. „Unter den jetzigen Umständen können wir nicht für unseren Lebensunterhalt sorgen. Die Wirtschaft des Landes liegt bald am Boden“, klagt Gönül und betont, dass das Kriegsbudget der Türkei teilweise durch Einnahmen aus dem Bau gefüllt wird. „Und genau aus diesem Grund verdient die AKP die Stimmen der Proletarier*innen nicht. Eine Stimme ist eben eine Stimme. Weder die AKP noch die CHP werden wir wählen; unsere Stimme geht an Selahattin Demirtaş, der aus unserer Sicht die Arbeiter*innenklasse repräsentiert und sich für die Geschwisterlichkeit der Völker einsetzt“, so Gönül.

Weit weg von zu Hause wegen Wirtschaftspolitik der AKP

Ein weiterer Bauarbeiter, der aus Sicherheitsbedenken anonym bleiben möchte beklagt, dass er weit weg von seinem zu Hause und seiner Familie auf dem Bau arbeiten muss. Diesen Zustand hätte er dem Zusammenbruch der Wirtschaftspolitik unter Federführung der AKP zu verdanken. „Ich hätte nie im Leben gedacht, dass sich meine Gedanken nur noch um Ruhe und Frieden drehen und ich dieses Gefühl so sehr vermissen würde. Die Tatsachen sprechen aber für sich. Bei allen Wahlen halten sie uns das Mikrofon vor die Nase, aber den politischen Parteien ist es völlig egal, dass wir ohne Arbeitsschutzmaßnahmen arbeiten müssen. Ich habe zum Beispiel keine Sozialversicherung und bekomme manchmal noch nicht mal den Lohn, der mit zusteht. Aber danach fragt niemand“.

Kämpfen mit Fleiß und Herz

Dass er bei den vorgezogenen Wahlen für Selahattin Demirtaş stimmen wird, erklärt der Bauarbeiter folgendermaßen: „Ich wähle nicht nur die HDP, weil ich Kurde bin. Es geht hier auch um Tatkraft und die Realität, dass ein ehemaliger Ko-Vorsitzender einer politischen Partei im Gefängnis ist. Soll uns immer Unterdrückung, Ausbeutung und Erniedrigung zufallen? Wenn dem so ist, dann ist es die Aufgabe der Kurd*innen, Proletarier*innen und aller unterdrückten Völker, dafür zu kämpfen, dass sich die Situation ändert. Wir müssen kämpfen; mit unserem Fleiß und unseren Herzen“.