Çiğdem Doğu: AKP führt Krieg gegen die Arbeiter*innen

Çiğdem Doğu, Mitglied der Koordination der Vereinigung der Frauen Kurdistans (KJK), erklärt, das faschistische AKP/MHP-Regime habe den Arbeiter*innen den Krieg erklärt. Die Ökonomie in der Türkei breche zusammen.

Çiğdem Doğu (Vereinigung der Frauen Kurdistans, KJK) stellte gegenüber ANF folgende Bewertung zum 1. Mai an:

„Der Krieg richtet sich nicht nur gegen die Kurd*innen, sondern auch gegen die Arbeiter*innen“

Der 1. Mai 2018 ist insbesondere für die Arbeiter*innen aus Kurdistan und der Türkei und für die Frauen wichtig. Die Völker in der Türkei und in Kurdistan, aber auch im gesamten Mittleren Osten, erleben massive Unterdrückung und großes Unrecht. Gegen die Kurden wird eine völkermörderische Politik in verschärfter Form praktiziert. Es findet ein großer Krieg statt. Dieser Krieg, der auf dem Rücken des Mittleren Ostens, der Türkei, Kurdistans und der Frauen ausgetragen wird, wirkt sich im Ergebnis insbesondere auch auf die Lage der Arbeiter*innen und der Dorfbevölkerung aus. Er wirkt sich auf vielen Ebenen auf die kulturellen Lebensformen aus. Die unterdrückten Klassen werden unter Druck gesetzt, noch mehr zu arbeiten, noch mehr zu produzieren. Dieser Druck hat ein nie zuvor dagewesenes Ausmaß erreicht. In der Türkei herrscht eine faschistische Allianz der AKP und MHP.

Wir erleben einen dritten Weltkrieg. Die Region steckt in einem großen Chaosintervall und einer Krise. Die AKP ist das fundamentale Wesen dieses Chaos. Sie hat insbesondere mit ihrer überall angewandten Vernichtungspolitik gegen die Kurd*innen den Krieg eröffnet. Der Krieg von Efrîn ist nicht nur ein Krieg gegen die Kurd*innen, er richtet sich auch gegen die Arbeiterklasse in der Türkei.

„Die Ökonomie bricht zusammen und die Ausbeutung befindet sich auf höchstem Niveau“

Wenn wir uns heute die Türkei anschauen, dann sehen wir, dass die Wirtschaftsindikatoren bereits den vollständigen Bankrott anzeigen. Es gibt nichts mehr, was Produktion genannt werden könnte. Tausende, ja Zehntausende von Jahren, waren Anatolien und Mesopotamien, war Kurdistan mit seiner großen Fruchtbarkeit eine Wiege der Völker, Gesellschaften, Frauen, ja der Menschheit. Aber wenn wir uns die Situation heute ansehen, dann gibt es so etwas wie Landwirtschaft und Produktion in der Türkei und in Kurdistan praktisch nicht mehr. Man hat sie vollständig von außen abhängig gemacht. Die Grundproduktion von Weizen oder die Herstellung tierischer Produkte sind vollkommen ausgelagert worden. Auf diese Weise wird das Dorfleben vernichtet, die Landwirtschaft und das Land. Vor allem die Ausbeutung hat mit der AKP-Herrschaft ein nie dagewesenes Niveau erreicht. Die arbeitende Bevölkerung bedeutet ihnen nichts, die Menschen werden vollkommen zur Ausbeutung und zu Armut verurteilt. Sie werden für die niedrigsten Löhne ausgebeutet. Diejenigen, die am meisten ausgebeutet werden und am stärksten betroffen sind, sind die Frauen.

Daneben herrscht eine willkürliche Praxis, Arbeit bei Subunternehmen ohne Rechte, ohne jegliche Sicherheit. Im Hinblick auf die nichtvorhandene Sicherheit der arbeitenden Bevölkerung können wir durchaus von einer Mörderbande reden, weil dadurch ein Massaker an diesen Menschen begangen wird. Natürlich ist diese Situation inakzeptabel. Ein Bauarbeiter arbeitet, um seinen Magen zu füllen, aber seine Zukunft ist ungewiss. Es gibt keinerlei Sicherheit. Das zeigt natürlich, welchen Wert das System dem Menschen beimisst. Das Massaker von Soma ist das größte Beispiel dafür. Das System der AKP ist ein System, dass den Tod, die Ermordung von Menschen in Kauf nimmt.

„Es gibt schwere Korruption"

Nach dem 15. Juli wurden Zehntausende vermeintliche FETÖ-Anhänger entlassen. Ohne jegliche angemessene Rechtfertigung wurden die Menschen willkürlich herausgeworfen. Auch ein Beamtenstatus war keine Garantie mehr. Unter dem Vorwand, Terrorist, PKK, FETÖ zu sein, wurden viele Menschen entlassen. Die Arbeitslosigkeit hat zugenommen. Die Straßen, insbesondere die Straßen Kurdistans sind voller Arbeitsloser. Arbeitslosigkeit ist ein Zeichen des Niveaus der Korrumpierung eines Landes. Wenn ein Mensch in die Lage gebracht wird, nicht arbeiten, nicht produzieren zu können, dann verfault die Gesellschaft von innen. Es bedeutet, dass eine massive Korrumpierung stattfindet.

„Der Ausnahmezustand und der Faschismus nehmen insbesondere die Frauen ins Visier“

Der Faschismus unterdrückt die Frauen am meisten. Mutterschaft ist die größte Arbeitsleistung überhaupt, aber sie wird zu einer Handelsware gemacht. Sie wurde zu einem Wahlkampfthema der AKP. Kurz gesagt, wo wir auch hinsehen, in Bezug auf die Arbeit von Frauen, in Bezug auf die allgemeine Arbeit der Gesellschaft, in Bezug auf die Arbeiter*innen, in Bezug auf die Dorfbevölkerung hat die Ausbeutung ein schreckliches Niveau erreicht. Nicht nur die Arbeiter, auch die Natur und die Gesellschaft werden ausgebeutet. Der Kapitalismus und der Imperialismus haben in Anatolien, in Kurdistan, keinen Baum, keinen Wald, kein Wasser, kein Fleckchen Erde gelassen. Sie haben alles zur Ware gemacht. Sie haben die Produktion vernichtet und alles zur Handelsware gemacht.

Zeit zur Vereinigung

AKP und MHP haben alles zu einer Frage des Handels und des Profits gemacht. Alles ist zum Kriegsmittel gegen die Gesellschaft geworden. Vor allem findet ein großer Krieg gegen die Frauen statt. Daher ist es wichtig, dass sich die Arbeiter*innen an diesem 1. Mai gegen das System der AKP und MHP vereinen. Der 1. Mai ist der Tag der Einheit, des Kampfes und des Widerstands und dem muss man an diesem Tag gerecht werden. Alle Menschen, die diesen Krieg des Systems, des Faschismus gegen die Gesellschaft zu spüren bekommen, müssen sich vereinen und sich organisieren. Wir müssen den Kampf gegen den Faschismus der AKP verstärken. Es ist vor allem Zeit für eine Vereinigung der Frauen an der Widerstandsfront. Der 1. Mai soll ein Mittel dazu sein. Dieses System hat das Leben unerträglich gemacht. Man kann nicht einmal mehr atmen. Es wird versucht, ein Leben gegen die Menschlichkeit, ein Leben gegen die Demokratie zu schaffen. Wir müssen dagegen unsere Stimme erheben.

In Kurdistan, wie auch in der Türkei, gab es Gefallene des 1. Mai, es wurden Opfer erbracht. Dadurch hat der 1. Mai eine besondere Bedeutung gewonnen. Es ist der Tag des offenen Widerstands, der Solidarität und des Kampfes. Wir müssen den 1. Mai auf dementsprechender Weise überall kraftvoll begehen. Es geht nicht nur mit Feierlichkeiten, wir müssen uns in eine sich kontinuierlich organisierende Kraft verwandeln. Wir müssen eine revolutionäre Front, eine Front der Demokratisierung, eine Front der Arbeiter*innen aufbauen.