Griechischer Widerstandskämpfer Manolis Glezos gestorben

Der griechische Widerstandskämpfer und Antifaschist Manolis Glezos, der 1941 zusammen mit Apostolos Santas die Hakenkreuzfahne von der Akropolis in Athen riss, ist im Alter von 97 Jahren an Herzversagen gestorben.

Der griechische Widerstandskämpfer und Antifaschist Manolis Glezos ist tot. Wie griechische Medien berichten, starb er am Montag im Alter von 97 Jahren an Herzversagen. Er war zuvor in ein Krankenhaus eingeliefert worden, weil er Atembeschwerden und Schmerzen im Brustbereich hatte. Glezos war bis ins hohe Alter politisch aktiv, unter anderem saß er bis Juli 2015 als Abgeordneter im Europaparlament. Bereits im November vergangenen Jahres musste er wegen Atemproblemen in einer Klinik notversorgt werden.

Bekannt geworden war Manolis Glezos einer breiten Öffentlichkeit, als er gemeinsam mit seinem Freund Apostolos Sandas in der Nacht zum 31. Mai 1941 im besetzten Athen auf die Akropolis kletterte und die Hakenkreuzfahne herunterholte. Die Aktion galt als eine der ersten großen Widerstandstaten gegen die deutschen Besatzungstruppen. Diesem Beispiel schlossen sich damals viele Griechen an. Bis in die Gegenwart hinein galten Glezos und Santas seither als Symbol des Widerstandes der Völker gegen faschistische Fremdherrschaft und Unterdrückung. Während des Krieges saß er mehrmals im Gefängnis und wurde wiederholt gefoltert. Sein jüngerer Bruder wurde von den Besatzern hingerichtet.

Manolis Glezos (l.) und Apostolos Santos

Nach dem Abzug der deutschen Truppen leitete Glezos zunächst die auch heute noch erscheinende KP-Zeitung „Rizospastis“ als Chefredakteur. Die Zeitung wurde im Dezember 1947 verboten; 1948 wurde er wegen dieser Tätigkeit zum Tode verurteilt; nur ein massiver weltweiter Protest rettete ihn. General De Gaulle appellierte an die damalige griechische Regierung, nicht den „ersten Partisanen Europas” zu exekutieren. In den Folgejahren erhielt er wegen seiner politischen Betätigung weitere langjährige Haftstrafen. Unmittelbar nach dem Militärputsch am 21. April 1967 wurde er erneut ins Gefängnis gesteckt. Erst 1971 kam er durch eine Generalamnestie frei. Insgesamt wurde er 28 Mal wegen seiner politischen Aktivitäten verurteilt, darunter dreimal zum Tode. Neben den deutschen Besatzungstruppen forderten auch die italienischen Faschisten und das konservative griechische Nachkriegsregime seinen Tod.

17. November 2017, Athen: Gedenken an den Studentenaufstand am Polytechnio Athen

Nach dem Sturz der Diktatur war Glezos unter anderem Vorsitzender der Vereinigten Demokratischen Linken (EDA) und Bürgermeister der Gemeinde Apiranthos auf Naxos, wo er geboren wurde. 1984 wurde er für die PASOK erstmals ins Europäische Parlament gewählt. 2002 gründete er die Gruppe „Aktiver Bürger“, die mit der Partei Synaspismos (heute SYRIZA) kooperierte. 2012 wurde er auf der Staatsliste für SYRIZA ins griechische Parlament gewählt. Im Jahr 2014 kam er erneut ins Europäische Parlament, und war dort mit 91 Jahren der älteste Abgeordnete. Zuvor hatte er angekündigt, diesen Posten nach einem Jahr an einen jüngeren Kollegen abzugeben, was er auch tat.

Manolis Glezos mit Selahattin Demirtaş (l.) und Salih Muslim (m.) bei der Öcalan-Konferenz in Athen, Februar 2016

Manolis Glezos forderte von Deutschland jahrzehntelang Entschädigung für eine Zwangsanleihe, die Griechenland der Deutschen Reichsbank während des Krieges gewähren musste, sowie Zahlungen für Kriegsverbrechen und -schäden. Er selbst sprach aber nie von deutschen Reparationszahlungen und individuellen Entschädigungen, sondern von „deutschen Schulden”. Ihrem heutigen Wert nach beliefen sich diese Beträge ohne Zinsen auf rund 162 Milliarden Euro.

2018 im Film The last Partisan von Andreas Hadjipateras