Kurdischer Kulturabend in Nürnberg

Im Rahmen der Kulturoase in Nürnberg hat ein kurdischer Kulturabend von Women Defend Rojava und Defend Kurdistan stattgefunden.

In Nürnberg hat ein kurdischer Kulturabend stattgefunden. Im Rahmen der Kulturoase erhielten die Initiativen Women Defend Rojava und Defend Kurdistan den Zuschlag für einen besonderen Abend im Programm. Eröffnet wurde die Veranstaltung am Donnerstag mit einer Begrüßung, einer Einführung zur Thematik Kurdistan und einer Schilderung der aktuellen Lage, so etwa zu den Wahlen und den Verhaftungen in der Türkei und den Angriffen auf Kurdistan und dem Widerstand in Mexmûr.

Die Tanzgruppe „Koma Şehid Zülküf“ vom Medya Volkshaus stellte sich und ihre Tradition vor. Im Mittelpunkt der Aufführung standen Tänze aus Amed und die Vorbereitung auf das Festival der Folkloretänze Kurdistans (Mîhrîcana Govendên Kurdistanê), das an diesem Wochenende in Hannover stattfindet. Koma Şehid Zülküf erfüllte die Menschen auf herzliche Weise mit Leben und nahm das Publikum mit zu einem gemeinsamen Govend, dem kurdischen Rundtanz.

Women Defend Rojava schilderte die Geschichte des selbstverwalteten Flüchtlingslagers Mexmûr in Südkurdistan/Irak und die Errungenschaften der Bewohner:innen und berichtete vom Widerstand gegen die ständigen Angriffe des türkischen Staates und den Protest gegen den Versuch des irakischen Staates, das Camp mit Stacheldraht und Wachtürmen in ein Freiluftgefängnis zu verwandeln:

„Mitten in der Wüste schafften sie eine Oase, durch Selbstorganisierung und ihren ungebrochenen Willen. Heute gibt es in Mexmûr selbstorganisierten Unterricht für dreitausend Kinder, eine Frauenakademie, ein Gesundheits-, ein Frauen- und ein Jugendzentrum, mit jeweils eigenen Zeitschriften, die für die Camp-Bewohner:innen herausgegeben werden. Die Menschen haben Gärten angelegt und Bäume gepflanzt - trotz Krieg und mangelnder Versorgung.“

In Solidarität mit Mexmûr erklärte Women Defend Rojava ihre Verbundenheit als Internationalist:innen und rief zum Widerstand auf:

„Für uns als Internationalist:innen bedeutet das Camp Mexmûr, dass eine Gesellschaft, die sich kennt, dass Menschen, die ihre Geschichte, Würde und Werte wieder gefunden oder bewahrt haben, vom patriarchalen und unterdrückerischen System der kapitalistischen Moderne nicht zu brechen sind. Dass Frauen, die sich und die Gesellschaft um sich herum organisieren und verteidigen, zu einer Kraft werden, die den nationalistischen Staaten die Stirn bieten können. Dass sich auf der ganzen Welt Blumen durch den Asphalt gebohrt haben, dass sie wachsen, dass sie angegriffen werden, dass sie die patriarchale, kolonialistische Ordnung bedrohen. Doch sie haben Dornen um sich zu verteidigen und Wurzeln, um sich zu verbinden. Wir sind ein Teil dieses Netzes und schließen uns den Worten einer der Camp-Bewohnerinnen an, die sagte: ,Wir werden Widerstand leisten. Solange wir leben und Blut durch unsere Adern fließt, werden wir verhindern, dass jemand in unser Camp eindringt.'“

Außerdem wurden von Women Defend Rojava unter Verweis auf ANF Hintergrundinformationen zu den Wahlen und der Repression gegen die kurdische Opposition in der Türkei sowie zu den Verbrechen des iranischen Staates präsentiert.

Daneben gab es verschiedene Stände. So konnten Besucher:innen Bücher wie „Wir wissen was wir wollen. Frauenrevolution in Nord-und Ostsyrien“ oder das „Manifest der demokratischen Zivilisation“ erhalten, aber auch Çay und Baklava genießen. In der extra aufgebauten Siebdruckwerkstatt bedruckten zahlreiche Besucher:innen bis in die Nacht hinein mitgebrachte Pullover, T-Shirts und Hosen mit ästhetischen Motiven des Widerstands.

In abendlichen Lichtverhältnissen wurde aus aktuellem Anlass zu den Wahlen in der Türkei und den dortigen Massenverhaftungen der Film „Yıkılacak Duvarlar - Tearing Walls Down“ gezeigt. In dem Dokumentarfilm werden das Leben und politische Wirken der drei inhaftierten HDP-Politikerinnen Aysel Tuğluk, Figen Yüksekdağ und Gültan Kışanak porträtiert.

Zum Abschied bedankten sich Women Defend Rojava und Defend Kurdistan bei den Besucher:innen für ihr Kommen und luden dazu ein, auf eigene Weise einen Beitrag zur Solidarität zu leisten und sich zu organisieren. Insgesamt konnte einem vielseitigen Publikum in einer schönen Atmosphäre kurdische Kultur zugänglich gemacht und Öffentlichkeit zur aktuellen Lage in Kurdistan hergestellt werden.