Pipelines auf Rügen besetzt – Protest gegen geplantes LNG-Megaprojekt

Das Bündnis Ende Gelände hat im Hafen Mukran auf Rügen Pipelines für den Anschluss an ein geplantes Flüssigerdgas-Terminal besetzt. Vor der Insel sollen zwei Anlegeplattformen verankert werden, an denen mehrere LNG-Schiffe anlegen können.

Das Bündnis Ende Gelände hat am Montagmorgen im Hafen Mukran auf Rügen Pipelines für den Anschluss an ein geplantes LNG-Terminal besetzt. Die Aktivist:innen protestieren damit gegen den von der Bundesregierung zur Ersetzung von ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland energisch vorangetriebenen Aufbau einer eigenen Importstruktur für Flüssigerdgas (LNG) an Rügens Küste. Vor der Insel sollen zwei Anlegeplattformen verankert werden, an denen bis zu vier LNG-Schiffe anlegen können.

Schon seit Monaten gibt es Widerstand gegen das umstrittene fossile Projekt und die damit einhergehende Klima- und Umweltzerstörung. Sophie Kowalczyk, Pressesprecherin von Ende Gelände, erklärt zur heutigen Aktion: „Gegen den Willen der Bevölkerung werden hier Konzerninteressen durchgesetzt und dabei die wertvolle Natur rund um Rügen zerstört. Unternehmen wie RWE, Regas, oder Stena machen Milliardengewinne durch koloniale Ausbeutung und befeuern die Klimakrise. Deshalb nehmen wir den Gasstopp selbst in die Hand.“

EWI-Studie: Geplante Terminals würden Überkapazitäten produzieren

Selbst eine vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klima in Auftrag gegebene Studie des Energiewirtschaftlichen Institut Köln (EWI) kommt zu dem Schluss, dass die geplanten Terminals nicht benötigt werden und enorme Überkapazitäten produziert würden. Das EWI geht in seiner Analyse der globalen Gasmärkte bis 2035 von einer benötigten LNG-Kapazität in Deutschland von 40 Milliarden Kubikmetern im Jahr 2030 aus. Dagegen kalkuliert das Bundeswirtschaftsministerium bislang mit einer Kapazität von über 70 Milliarden Kubikmetern. Insgesamt hat sich die Bundesregierung fünf schwimmende Flüssigerdgasterminals gesichert. Diese sowie die beiden Terminalschiffe der Deutschen Regas in Lubmin wären laut EWI-Analyse nur in einem Extremszenario mit gestiegenem Gasverbrauch bis 2035 vollständig ausgelastet. Dieses Szenario widerspreche jedoch den von der Bundesregierung selbst gesetzten Klimazielen.

EG: Konzerne und Bundesregierung lügen

„Während in Pakistan oder auch Frankreich Menschen schon für Trinkwasser anstehen müssen und auch 2023 schon unzählige Katastrophen wie Waldbrände auftreten, belügen uns die Konzerne und die Bundesregierung mit dem Märchen um Energiesicherheit“, kommentiert Kowalczyk. „Dabei sind sie es, die mit ihrer privatisierten Energiewirtschaft die Preise in unbezahlbare Höhe treiben, unseren Planeten zerstören und uns allen die Kosten aufdrücken. Wir stehen für eine dezentrale, vergesellschaftete und erneuerbare Energieversorgung, die wir alle kontrollieren und nicht profitgetriebene Konzerne.“

Kundgebung in Berlin

Derzeit konkurrieren die Konzerne RWE, Regas und Stena um die Errichtung eines Import-Terminals in Mukran oder Offshore vor der Küste Rügens. Lokale Bürger:inneninitiativen haben in den letzten Wochen verstärkt gegen die Baupläne protestiert. Seit heute früh findet zudem eine Kundgebung vor dem Kanzleramt in Berlin statt. Dort wird die Petition gegen die Aufnahme des Rügen-Standorts in das LNG- Beschleunigungsgesetz angehört. Für Ende Mai haben Aktivist:innen außerdem zu einem Protestcamp auf Rügen aufgerufen.