YPG-Fahrer Zaxo: Die Revolution ist eine lange Reise!

Alan Zaxo hat sich zur Zeit des Kampfes um Kobanê den YPG angeschlossen und ist seitdem an der Front als Fahrer tätig. „Die Revolution ist eine lange Reise“, sagt er.

Wir berichten weiter von den Architekten der Revolution von Rojava, deren Namen oftmals unbekannt bleiben. Vorgestern haben wir die Geschichte der YPJ-Fahrerin Xwînda Botan aus Nordkurdistan erzählt, heute geht ums Alan Zaxo, der sich den YPG aus Südkurdistan angeschlossen hat.

Den Ausschlag zu seinem Beitritt hat der Mobilisierungsaufruf Abdullah Öcalans während des Kampfes um Kobanê im Jahr 2014 gegeben, erzählt der YPG-Kämpfer, der aus der südkurdischen Stadt Zaxo stammt und vorher studierte. Seit dieser Zeit war er an vielen Fronten aktiv, jetzt nimmt er an der Offensive gegen die letzte IS-Enklave in Deir ez-Zor teil.

Bei den meisten Operationen war Alan Zaxo als Fahrer tätig. Um mit ihm zu sprechen, fahren wir zu einem Bataillon für schwere Waffen. Wir haben gerade die ersten Worte miteinander gewechselt, als eine kämpfende Einheit per Funk Munitionsnachschub verlangt. Bei dieser Fahrt möchten wir natürlich gerne dabei sein und fragen, ob wir mitfahren können. Alan Zaxo lehnt zunächst ab und sagt, dass es sich um ein riskantes Gebiet handelt. Dann willigt er ein und sagt lachend zu seinem Kommandanten: „Wenn den Freunden etwas passiert, schreibe ich aber keinen Bericht.“ Dann fahren wir los.

Auf alles vorbereitet sein

Während der Fahrt bemühen wir uns, Alans Aufmerksamkeit nicht zu stören, aber wir stellen ihm trotzdem ein paar Fragen. Er antwortet uns, dass ein Frontfahrer und sein Fahrzeug in ständiger Bereitschaft sein müssen. Dann erzählt er von den Kampfgebieten, in denen er vorher war. In Minbic (Manbidsch) ist ein Anschlag auf ihn verübt worden, er wurde dabei verletzt. Schließlich erreichen wir unser Ziel.

Alan stellt zunächst wieder eine Funkverbindung zu der dortigen Einheit her. Dann nähern wir uns einem eingefallenen Gebäude. Unser Fahrer macht uns darauf aufmerksam, wie er den Wagen parkt: „Wir sind jetzt an dem Punkt angekommen, an dem auf uns gewartet wird. Bevor wir aussteigen, wenden wir das Auto in Richtung Straße, damit wir auf jede erdenkliche Situation vorbereitet sind.“

Alan liefert die Munition ab und wir machen uns auf den Rückweg. „Die Frontfahrzeuge sind ein ständiges Angriffsziel“, sagt Alan. „In den gefährlichen Gebieten fahren wir deshalb Zick-Zack. Wenn es die Straßenverhältnisse zulassen, fahren wir sehr schnell und halten uns möglichst nah an Gebäuden. Nachts fahren wir ohne Licht, das ist besonders in der Nähe von Stellungen wichtig, um sie nicht zu verraten. Die Fahrzeuge müssen außerdem getarnt werden, die Tarnung wird an der jeweiligen Landschaft ausgerichtet. Hier in der Wüste benutzen wir zum Beispiel Schlamm.“

Die schwerste Aufgabe: Verletzte bergen

Am schwierigsten ist es für die Fahrerinnen und Fahrer, wenn Verwundete evakuiert werden müssen. „Geht es um einen verletzten Freund, denkst du nur noch daran, ihn zu retten. Du bist auch derjenige, der erste Hilfe leisten muss. Dafür werden wir ausgebildet. Aber es ist trotzdem die schwierigste Situation für die Frontfahrer“, sagt Alan.

Bei diesem Thema entsteht eine Emotionalität, die Alan schnell wieder beiseite wischt, indem er eine komische Geschichte erzählt: „Als es in Hesekê zu Gefechten mit dem Regime kam, wurde ein Freund verletzt. Wir verstießen gegen die Regeln und nahmen an dem Gefecht teil. Dann zogen wir den verletzten Freund zu einer Mauer und banden ihm in der Dunkelheit den Arm ab. Erst im Krankenhaus stellten wir fest, dass wir nicht den verletzten Arm abgebunden hatten, sondern den gesunden. Der Freund überlebte trotzdem.“

Für sich selbst kämpfen

Sein einziger Traum ist der Sieg der Revolution, sagt Alan zum Schluss und spricht die Menschen in Kurdistan an, die den Zwiespalt erleben, ob sie sich der Revolution anschließen sollen: „Diese Revolution ist ebenso groß wie vielfältig. Es handelt sich nicht um eine Angelegenheit von ein, zwei Jahren, sondern um eine lange Reise. Es sind die jungen Menschen, die diese Revolution in die Zukunft tragen müssen. Deshalb rufe ich die Jugendlichen in allen vier Teilen Kurdistans auf, endlich herzukommen und für sich selbst zu kämpfen. Sie sollen damit aufhören, für andere zu kämpfen. Viele junge Menschen machen sich auf den Weg nach Europa. Was wollt ihr dort? Kommt und arbeitet für euch selbst am Aufbau der Revolution mit.“