Newroz in Frankfurt setzt kraftvolles Zeichen für Freiheit und Einheit

Mit einem beeindruckenden Finale endete am Samstag im Frankfurter Rebstockpark die zentrale Newroz-Feier in Deutschland.

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Mit einem beeindruckenden Finale endete am Samstag im Frankfurter Rebstockpark die zentrale Newroz-Feier in Deutschland. Tausende Menschen aus verschiedenen Städten versammelten sich, um das kurdische Neujahrsfest zu begehen – eine der größten und symbolträchtigsten Versammlungen der letzten Jahre. Laut dem Organisationskomitee hatte das Fest bereits am Mittag etwa 50.000 Besucher:innen. Im Laufe des Tages wurden es mehr.

Botschaft von Abdullah Öcalan und Appell für Rojava

Ein besonderer Moment der Feier war die Übertragung einer früheren Newroz-Botschaft von Abdullah Öcalan, dem inhaftierten Vordenker der kurdischen Befreiungsbewegung, die in seiner eigenen Stimme über Großbildschirme übertragen wurde. Während der Botschaft herrschte im gesamten Park gespannte Stille – unmittelbar danach hallten „Bijî Serok Apo“-Rufe durch die Menge.


Im Anschluss trat Ilham Ehmed, Außenbeauftragte der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES), auf die Bühne. In ihrer Rede betonte sie die historische Bedeutung des diesjährigen Newroz: „Newroz ist das Fest der Widerständigen, der Gefallenen und von Öcalan. Wir erleben eine Zeit des Umbruchs – nach einem Jahrhundert ist die Stunde der Freiheit für die Kurd:innen und die Völker des Nahen Ostens gekommen.“

Freiheitskampf in allen vier Teilen Kurdistans

Ehmed unterstrich, dass die kurdische Frage grenzüberschreitend sei: „Ob Başûr, Rojhilat oder Rojava – heute sprechen die Kurd:innen mit einer Stimme: Freiheit ist die einzige Option.“ Sie verwies auf die anhaltende Repression in der Türkei, wo zahlreiche Politiker:innen und Aktivist:innen inhaftiert sind, sowie auf den internationalen Charakter des kurdischen Kampfes.

Ihre Rede enthielt auch konkrete politische Ausblicke für Rojava. So kündigte sie Gespräche zwischen einer kurdischen Delegation und der syrischen Regierung in Damaskus an. Ziel sei es, eine demokratische Lösung für Syrien zu finden, in der die Rechte der Kurd:innen und aller ethnischen Gruppen gesichert seien. Komitees und Arbeitsgruppen seien bereits gegründet worden, um eine Einigung auf Grundlage gemeinsamer Prinzipien zu erreichen.

Gleichberechtigung und Rückkehr nach Efrîn

Ein zentraler Punkt in Ehmeds Ansprache war zudem die Rolle der Frauenrechte in einem zukünftigen Syrien: „Ein neues Syrien ohne Gleichberechtigung ist kein Syrien, an dem wir teilhaben werden. Frauen und Männer müssen gleichberechtigt leben – das ist nicht verhandelbar.“ Ebenso betonte sie, dass die vertriebenen Menschen aus den derzeit von der Türkei besetzten Regionen Efrîn, Girê Spî und Serêkaniyê bald in ihre Heimat zurückkehren könnten: „Dieses Jahr wird das Jahr der Rückkehr. Wir arbeiten intensiv mit der syrischen Regierung und internationalen Organisationen daran, diesen Schritt vorzubereiten.“


Solidarität von Gewerkschaften und Politik

Nach Ehmed sprach Michael Erhardt von der IG Metall und betonte die Solidarität der deutschen Gewerkschaften mit den demokratischen und emanzipatorischen Bestrebungen in Kurdistan. Auch Ferhat Koçak, Bundestagsabgeordneter der Linkspartei, richtete Worte an die Teilnehmenden. In seiner Rede kritisierte er die politische Repression in der Türkei und sprach sich solidarisch mit den Protesten gegen die Inhaftierung und Absetzung des Istanbuler Oberbürgermeisters Imamoğlu aus. „Das Demonstrationsrecht ist ein demokratisches Grundrecht, das nicht kriminalisiert werden darf.“ Mit dem Ruf „Biji Berxwedana Rojava!“ (Es lebe der Widerstand von Rojava) beendete Koçak seine Ansprache.


Kulturelles Programm rundet den Tag ab

Begleitet wurde das politische Programm von traditionellen Musik- und Tanzaufführungen. Gruppen und Künstler:innen wie Trio Sêreng, Yelda Abbasi, Hunerî Mizgîn, Hozan Dino, Hozan Comert und Koma Hezex sorgten für eine ausgelassene und zugleich kämpferische Stimmung auf dem Festgelände.

Die zentrale Newroz-Feier in Frankfurt endete am Abend mit Musik und Tanz – jedoch mit einem klaren politischen Signal: Für die kurdische Gemeinschaft in Deutschland ist Newroz mehr als nur ein Fest – es ist Ausdruck von Widerstand, Hoffnung und dem ungebrochenen Streben nach Freiheit.