Zwei Guerillakämpfer in Avaşîn gefallen

Die Guerillakämpfer Akif Gabar und Bager Kurdistan sind im Widerstand gegen die türkischen Invasionsangriffe in der Avaşîn-Region in Südkurdistan ums Leben gekommen. Die HPG würdigen die beiden Gefallenen in einem Nachruf.

Akif Gabar und Bager Kurdistan

Die Guerillakämpfer Akif Gabar und Bager Kurdistan sind bei einem Angriff der türkischen Armee am 14. Juni in Dola Maran in der Avaşîn-Region in Südkurdistan ums Leben gekommen. Das teilte das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) heute in einem Nachruf mit. „Unsere Weggefährten Akif und Bager haben große Verantwortung übernommen und sich der Guerilla angeschlossen, damit unser Volk in Würde leben kann. Ihre Herzen brannten für Freiheit und sie haben nicht gezögert, ihr Leben vollständig diesem Kampf zu widmen“, heißt es in dem Nachruf. Die HPG sprechen den Angehörigen und dem kurdischen Volk ihr Mitgefühl aus und erklären, dass der Kampf der Gefallenen weitergeht. Zur Identität der gefallenen Kämpfer machten die HPG folgende Angaben:
 

Codename: Akif Gabar
Vor- und Nachname: Selman Yalvaç
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Şirin – Süleyman
Todestag und -ort: 14. Juni 2024 / Avaşîn

 

Codename: Bager Kurdistan
Vor- und Nachname: Nureddîn Mihemed Sîno
Geburtsort: Amûdê
Namen von Mutter und Vater: Rana – Muhammed
Todestag und -ort: 14. Juni 2024 / Avaşîn

 

Akif Gabar

Akif Gabar ist in Silopya in der Provinz Şirnex geboren und gehörte dem Stamm der Sipêrtî an. Seine Familie stand der kurdischen Freiheitsbewegung nahe und er wuchs in einem entsprechenden Umfeld auf. Die PKK war ihm bereits als Kind ein Begriff, aus der Verwandtschaft und dem Bekanntenkreis der Familie hatten sich Menschen der Guerilla angeschlossen. Wie viele kurdische Kinder in der Türkei erlebte er die erste Konfrontation mit dem Staat bei seiner Einschulung, als ihm seine Muttersprache verboten und eine fremde Sprache aufgezwungen wurde. Als Heranwachsender wurde er in der kurdischen Jugendbewegung aktiv, 2014 ging er zur Guerilla in die Berge.


Im Qendîl-Gebirge nahm Akif an einer ideologischen und militärischen Ausbildung für neue Kämpferinnen und Kämpfer teil. Er lebte sich schnell ein und empfand die Berge als befreiend. Bis 2018 blieb er in Qendîl und übernahm verschiedene Aufgaben. Weil er sich angesichts der zunehmenden Angriffe der Türkei auf einen Kampfeinsatz vorbereiten wollte, wurde er im Gebrauch schwerer Waffen ausgebildet und beschäftigte sich intensiv mit modernen Guerillataktiken. Nach einem kurzen Aufenthalt im Zap kam er 2019 nach Avaşîn, wo er bis zuletzt kämpfte. Die Region ist für ihr schwieriges Gelände und gleichzeitig für ihre Schönheit bekannt. Akif war beeindruckt von den kameradschaftlichen und respektvollen Beziehungen der Kämpfer:innen untereinander und nahm zum ersten Mal an Aktionen gegen den Feind teil. Er kämpfte mutig und opferbereit und war für sein aufrichtiges Wesen bekannt. Als 2021 der türkische Invasionsangriff auf Avaşîn begann, beteiligte er sich sowohl in Tunnelanlagen als auch in mobilen Einheiten am Widerstand. Als Spezialist für schwere Waffen trug er maßgeblich zur Verteidigung bei und erfüllte seine Verantwortung mit großer Sorgfalt und Genauigkeit. Es war hart für ihn, wenn Mitkämpfer:innen, mit denen er ein freies Leben aufzubauen versuchte, im Gefecht ums Leben kamen. Gleichzeitig war es für ihn ein Grund, noch entschlossener zu kämpfen. Mit jeder Aktion gegen den Feind nahm er Rache. Er kannte die Region wie seine Westentasche und konnte mit seinem Wissen neu ankommende Kämpfer:innen unterstützen und zur Planung und gelungenen Umsetzung von Guerillaaktionen beitragen. Die HPG beschreiben Akif Gabar als apoistischen Militanten, der in der Guerilla geliebt und geschätzt wurde.

Bager Kurdistan

Bager Kurdistan ist in Amûdê zur Welt gekommen. Seine Familie pflegte die kurdische Kultur und Tradition und beteiligte sich an der revolutionären Arbeit in Rojava. Nahe Verwandte von ihm waren bei der Guerilla und Bager verfolgte den kurdischen Freiheitskampf schon als Kind mit großer Bewunderung. In seinen ersten Jugendjahren wurde er Zeuge der Revolution von Rojava und des Verteidigungskampfes apoistischer Militanter gegen angreifende Dschihadisten ab 2012. Als junger Kurde wollte auch er Verantwortung übernehmen und bildete sich an einer revolutionären Schule weiter. Dort lernte er, gegen die Versklavung im Denken anzukämpfen und eine freie Persönlichkeit zu entwickeln. Als er sich bereit dafür fühlte, schloss er sich der Guerilla in den Bergen an und erfüllte damit den Traum seiner Kindheit.


Vom Leben in den Bergen hatte Bager viel gehört. Er empfand es wie eine Neugeburt und sagte, dass er hier auf sein eigenes Wesen getroffen sei. Das kollektive Leben in der Natur begeisterte ihn und er war voller Tatendrang, um zu einem in jeder Hinsicht gerüsteten Freiheitskämpfer in den Bergen Kurdistans zu werden. In einer Grundausbildung lernte er die wesentliche Prinzipien des Guerillalebens und des ideologischen und militärischen Kampfes. Er war fasziniert von den neuen Guerillakampfmethoden und ließ sich zum Sniper und in Sabotagetaktik ausbilden. Aufgrund seiner Zielstrebigkeit und Intelligenz erwarb er schnell professionelle Fähigkeiten, die er möglichst sofort im Kampfgebiet zur Anwendung bringen wollte. Auf eigenen Wunsch wurde er nach Avaşîn versetzt und übernahm in der Praxis anfallende Aufgaben, mit denen er zu erfolgreichen Aktionen in der Region beitrug. Die HPG würdigen Bager Kurdistan als aufrichtigen und unermüdlichen Militanten der apoistischen Freiheitsbewegung.